„Hoch auf der Felswand komm ich her“ – bei der Bergweihnacht im Stettener Klettergarten haben einige Hundert Gäste das ganz besondere Ambiente an den Kletterfelsen genossen.

Feier - Es ist fast kein Durchkommen zum Stand mit Glühwein, Kinderpunsch, Hefezopf und Käsbrötle, der Klettergarten im alten Steinbruch oberhalb von Stetten ist ein einziges Menschenmeer. Es sind einige Hundert Gäste, die den abendlichen Anmarsch von der Glockenkelter unten am Ortsrand oder vom Parkplatz am Sängerheim auf sich genommen haben, um im spektakulären Ambiente in der Felslandschaft des Klettergartens die fast alpinen Weihnachtsgrüße vom berg- und felsenfesten Nikolaus zu vernehmen.

 

Die Rute wird schnell wieder weggesteckt

„Von drauß’ vom Walde komm’ ich her“, schallt es denn auch nach einleitender weihnachtlicher Blasmusik und diversen Gedichtvorträgen vom Nachwuchs des veranstaltenden Deutschen Alpenvereins hoch vom Fels. „Hohohoh“, antwortet vielstimmig und lautstark die weihnachtlich gestimmte Menge von unten aus dem Steinbruch dem von Fackelträgern an der Felskante imposant in Szene gesetzten Weihnachtsboten. „Sind’s gute Kind sind’s böse Kind?“, darf auch des Knecht Ruprechts fast alles entscheidende Vorweihnachtsfrage nicht fehlen. Die vorsorglich mitgeführte Rute steckt er allerdings angesichts der absolut positiven Auskunft von unten flugs wieder weg und präsentiert stattdessen den wohlgefüllten Sack mit Geschenken. Klar: „Apfel Zimt und Mandelkern...“, auch die dürfen bei einer zünftigen Bergweihnacht auf keinen Fall fehlen. Und genügend jugendliche Abnehmer hat der Nikolaus an diesem Bergweihnachtsabend im Klettergarten anschließend allemal.

Seit 1976 gibt es die Bergweihnacht der Bezirksgruppe Remstal des Deutschen Alpenvereins bereits. Bei einer Nachtwanderung sei die Idee einst entstanden, so steht es in den Vereinsannalen, als deren Teilnehmer sich im Klettergarten bei Glühwein und Hefezopf am Lagerfeuer aufgewärmt haben. Und seit der Premiere in den 1970ern hat die Freiluftfeier an der alljährlich bei der Gelegenheit farblich spektakulär angestrahlten Felswand des Klettergartens 43 Jahre lang fast bei jedem Wetter stattgefunden. Vergangenes Jahr beispielsweise, berichtet der Vorsitzende Helmut Reinhard, sind am Samstag vor Heiligabend trotz Dauerregens gut 300 Gäste zum Fest in den Klettergarten gekommen. Heute sind es wohl um die 800 – so etwa schätzt man beim Alpenverein das maximale Fassungsvermögen des Steinbruchs ein.

Bergsteigergruß und „La Montanara“

Auf zwei extra an den Seiten des Steinbruchs installierten Bühnen sorgen mit Blick auf die blaugrün illuminierten Felsen abwechselnd der Posaunenchor Stetten und der Chor „Canto Cannstatt“ für die passende musikalische Umrahmung der Feier im Wald. Pfarrer Dietrich Hub steuert einige besinnliche Worte zum christlichen Friedensfest bei. Und der Bergsteigergruß direkt aus der heimischen Felswand darf beim Fest der Alpinisten natürlich auch nicht fehlen – gefolgt von der feierlich an der Felskante geblasenen Berghymne La Montanara.

„Desch isch doch emmer wieder schee“, schwärmt beim Rückweg durch Wald und Weinberg eine mit Stock und Taschenlampe ausgerüstete ältere Dame: „Der Nikolaus do oba uffm Fels em Fackellicht – grandios.“