Beim alljährlichen Stelldichein zum Parlamentarischen Abend der Stuttgarter Zeitung in der Hauptstadt spielen Parteigrenzen keine Rolle. Es geht um lockeren Plausch und nicht um Verbalattacken.

Berlin/Stuttgart - Der Parlamentarische Abend von Stuttgarter Zeitung und Badischer Zeitung in Berlin kommt mittlerweile fast schon ähnlich regelmäßig wie Pfingsten oder Weihnachten. Das gilt auch heuer, obwohl der Zustrom von Flüchtlingen zu einer „krisenhaften Situation – nicht hier im Haus, aber in Europa“ geführt hat, wie Peter Friedrich (SPD), der Bundesratsminister und Hausherr in der baden-württembergischen Landesvertretung, zur Begrüßung betont. „Ge-, aber sicher nicht überfordert“ sei das Land mit der Lage. Ähnlich bewertet der StZ-Chefredakteur Joachim Dorfs die Situation auf dem heimischen Zeitungsmarkt. Zukunftsherausforderung: ja – Überforderung: nein.

 

Mit der geplanten Zusammenlegung der Redaktionen von StZ und „Stuttgarter Nachrichten“ sei der Grundstein für die Weiterentwicklung im Zeitungsgeschäft sowie im Digitalangebot gelegt. Der BZ-Chefredakteur Thomas Hauser betonte, dass auch im digitalen Zeitalter nicht jede alte Maxime überholt ist. Schon Bismarck habe gewusst, dass die Deutschen „beim Biere“ gerne schlecht über ihre Regierung redeten. Deshalb werde er sich genau zu ihnen gesellen und die Ohren spitzen.

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Handyempfang lässt zu wünschen übrig

Vor allem die fußballbegeisterten Abgeordneten stellten beim gelegentlichen Blick aufs Handy fest, dass es in der Landesvertretung einige Funklöcher gibt. Der Grünen-Abgeordneten Franziska Brantner ist schon oft aufgefallen, dass der Handyempfang zu wünschen übrig lässt. Den Hinweis auf die dicken Mauern als mögliche Ursache ließ Brantner nicht gelten. Sensibilisiert durch die NSA-Affäre, mutmaßte sie, dass sich eine der benachbarten Botschaften abschirme und den Empfang dabei störe. Friedrich gab sich ganz diplomatisch – auf die Gerüchte ging er nicht ein.

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Barthle: Zusätzliches Geld für Verkehr bekommen

Zufrieden zeigte sich der Verkehrsstaatssekretär Norbert Barthle (CDU). Während er früher, als haushaltspolitischer Sprecher seiner Fraktion, noch häufig den Rotstift zückte, verfolgt er in seiner neuen Rolle das Ziel, dass die Koalition mehr Geld für Straßen und Schienenwege ausgibt. Als Erfolg sieht er, dass das Land bei den zusätzlichen Investitionsmitteln für die Verkehrsinfrastruktur besonders gut abgeschnitten habe. Kein anderes Land habe einen so hohen Anteil der beantragten Gelder bekommen. Dem stimmte die SPD-Abgeordnete Annette Sawade aus dem Verkehrsausschuss zu. Die große Koalition habe in diesem Punkt viel erreicht, meinte sie.

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Staatssekretäre haben eine Antwort parat

Ob Probleme beim G 36, der Krankenhausreform, der Korruption im Gesundheitswesen oder die Weiterungen des VW-Abgasskandals: Markus Grübel (CDU, Verteidigung), Annette Widmann-Mauz (CDU, Gesundheit), Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD, Umwelt) und Christian Lange (SPD, Justiz) bewiesen ganz nebenbei, dass Staatssekretäre nicht nur in den Fragestunden im Bundestag fast bei jedem aktuellen Thema eine Antwort parat haben.

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Jürgen Walter im VfB-Fieber

Auch der Stuttgarter Kulturstaatssekretär Jürgen Walter (Grüne) war im VfB-Fieber. Immer mal wieder war er weg, um nachzusehen, wie sich die Schwaben im Spiel gegen Hannover 96 schlugen. „Gewonnen – die ersten Punkte der Saison“, teilte er den Grünen-Abgeordneten Franziska Brantner, Cem Özdemir und Harald Ebner mit. Beflügelt vom Erfolg des VfB bekundeten die vier gleich Unterstützung für das südbadische Bundesligateam und drückten dem SC Freiburg für das Auswärtsspiel beim RB Leipzig die Daumen.

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Alte Geschichten über Otto Schily

Der aktuelle Erfolg der Fußballer war eine gute Grundlage, um alte Heldengeschichten zu erzählen. So berichtete Cem Özdemir von seiner ersten Begegnung mit dem ebenso anspruchsvollen wie selbstbewussten Ex-Innenminister Otto Schily. Als junger Grüner schaffte Özdemir es, Schily für einen Vortrag nach Bad Urach zu holen. Der war damals selbst noch Grüner und für seine Arbeit im Flick-Untersuchungsausschuss hoch angesehen. „Das Begleitprogramm war bescheiden“, erzählte Özdemir. Schily wurde im klapprigen R4 am Bahnhof abgeholt und im Hotel gab es nur eine Dusche auf dem Flur. „Das fand Schily gar nicht gut“, meinte Özdemir schmunzelnd. Aber Schily überstand es nolens volens, die Beziehung der beiden wohl auch.