Unsagbar brutaler Vorfall in der Nacht auf den ersten Weihnachtsfeiertag in einem Berliner U-Bahnhof: Bislang Unbekannte wollten einen Obdachlosen anzünden. Die Polizei geht von fünf bis sechs Tätern aus.

Berlin - Auf einem U-Bahnhof in Berlin haben Unbekannte in der Nacht zum ersten Weihnachtstag versucht, einen schlafenden Obdachlosen anzuzünden. „Der Mann blieb unverletzt“, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag. Die Habseligkeiten des 37-Jährigen hätten aber gebrannt. Bisher geht die Polizei von fünf bis sechs Tätern aus. Gegen sie ist ein Ermittlungsverfahren wegen versuchten Mordes eingeleitet worden. Der U-Bahnhof Schönleinstraße an der Grenze der Stadtteile Kreuzberg und Neukölln wird mit Videokameras überwacht.

 

Zum Tatverlauf machte die Polizei keine weiteren Angaben. Nach dpa-Informationen lag der Obdachlose im U-Bahnhof auf einer Bank und schlief, als er attackiert wurde. Der 37-Jährige soll die Gefahr rechtzeitig bemerkt und seinen Schlafplatz verlassen haben. Zunächst hatte es geheißen, Zeugen hätten ihm geholfen. Einige Gegenstände des Obdachlosen fingen Feuer. Der Fahrer einer einfahrenden U-Bahn bemerkte die Flammen und löschte sie mit einem Feuerlöscher.

Bisher gebe es noch keinen Zeugenaufruf, sagte der Polizeisprecher. Erst kürzlich hatte der Fall eines U-Bahn-Treters in Berlin bundesweit Empörung ausgelöst. Ein Mann hatte einer Frau unvermittelt auf einer Treppe in den Rücken getreten - die Frau stürzte und brach sich einen Arm. Der Tatverdächtige wurde inzwischen gefasst. Die Polizei hatte Kritik auf sich gezogen, weil sie erst nach mehreren Wochen mit Videobildern nach dem Täter suchte.

In Berlin haben Tausende Menschen keine Wohnung

„Solche Gewaltvorfälle häufen sich nicht“, betonte Petra Reetz, Sprecherin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) am Sonntag. Die BVG habe 2011 einen Höhepunkt mit 880 Gewalttaten gegen Menschen registriert. Seitdem seien die Zahlen stark zurückgegangen - 2015 seien es 484 Gewalttaten gewesen. „Es spricht sich herum, dass die Bahnhöfe videoüberwacht sind“, sagte Reetz. Es komme oft nur zu Taten im Affekt.

Angriffe auf Berliner Obdachlose hätten nicht zugenommen, sagte Dieter Puhl, Leiter der Bahnhofsmission, die in der Hauptstadt vielen Menschen auf der Straße hilft. „Was passiert ist, tut mir sehr leid. Aber aus meiner Sicht häuft sich das nicht.“

In Berlin haben Tausende Menschen keine Wohnung. Die genaue Zahl ist unbekannt - geschätzt wird sie je nach Quelle und Definition auf 3000 bis 10 000. Experten gehen von zunehmender Obdach- und Wohnungslosigkeit in der Hauptstadt aus. Die Berliner Kältehilfe bietet in diesem Winter rund 700 Schlafplätze.

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) öffnen im Winter nachts traditionell einige U-Bahnhöfe für Schutz- und Wärmesuchende. In der Weihnachtsnacht war am U-Bahnhof Schönleinstraße aber regulär Betrieb. Die Züge fahren während der Feiertage rund um die Uhr.