Der Welt-Skiverband würdigt die Arbeit von Walter Strohmeier. Der Enkel des legendären Ski-Köpfers ist der Chef eines Museum in Bernau im Schwarzwald, in dem es um die Skier Marke Feldberg geht.

Bernau/Cancun - Für Walter Strohmeier ist in dieser Woche ein Traum in Erfüllung gegangen. Die großen Schlagzeilen beim Kongress des Welt-Skiverbands FIS in Cancun/Mexiko galten zwar Oberstdorf. Denn die Marktgemeinde im Allgäu darf im Jahr 2021 nach 1987 und 2005 zum dritten Mal eine nordische Ski-WM ausrichten. Doch auch der Schwarzwälder Strohmeier konnte jubeln. Denn eine weitere Entscheidung der FIS lautete: Das von dem 58-Jährigen in Bernau aufgebaute Ski-Köpfer-Museum darf sich nunmehr mit dem Prädikat Offizielles FIS-Skimuseum schmücken.

 

Der Präsident des Deutschen Skiverbands (DSV), Franz Steinle, hatte sich persönlich bei FIS-Chef Gian Franco Kasper dafür stark gemacht. In einem Brief an Kasper schrieb Steinle, dass die Sammlung in Bernau „skihistorischen Tiefgang erreicht“. Steinle weiter: „Was den Fundus besonders auszeichnet und seine Bedeutung über den reinen Skiaspekt hinaus hervorhebt ist, dass die Firmenkorrespondenz bereits seit den 1880er Jahren nahezu lückenlos erhalten ist“.

Denn die Ausstellung präsentiert die Lebensgeschichte von Ernst Köpfer (1878 – 1954), einem der ersten Skiproduzenten in Mitteleuropa. Im Mittelpunkt steht dabei die Geschichte seiner 1906 patentierten Skier der „Marke Feldberg“. Neben der Ski-Fabrik, die Köpfer im Bernauer Kaiserhaus etablierte, wird auch die vielfältige Nutzung von Skiern gezeigt.

Selbst in Japan erfolgreich getrommelt

Dass es dieses Museum überhaupt gibt, ist einem Enkel des Ski-Köpfers zu verdanken. Nahezu drei Jahrzehnte hat Walter Strohmeier weltweit unermüdlich dafür gekämpft. Selbst in Japan trommelte er für seine Pläne. Denn die Stadt Bad Säckingen, von Bernau knapp 40 Kilometer entfernt, unterhält seit 1983 eine Städtepartnerschaft mit der Stadt Nagai und der Präfektur Yamagata. Strohmeier reiste deshalb nach Japan, und es gelang ihm tatsächlich, dass 2008 in Nagai eine Skischule namens „Ski-Köpfer“ gegründet wurde. Nach der Eröffnung des Museums in Bernau bekam Strohmeier sogar Post von dem in Berlin residierenden japanischen Botschafter Takeshi Nakane. Darin heißt es: „Ich wünsche mir von Herzen, dass durch diesen Austausch viele Japanerinnen und Japaner Bernau besuchen!“ Die „außerordentliche Beliebtheit“ des Skisports in den beiden Ländern verbinde Japan mit Deutschland.

„Wunder des Schneeschuhs“ füllte die Kinos am Broadway

Überall, wo Strohmeier auftritt, fällt er sofort auf. Denn egal, ob er Tourismusmessen in Stuttgart, Berlin und der Schweiz besucht oder den Weltcup der Skispringer in Titisee-Neustadt: Der Gemeinderechner aus Bernau trägt die historische Kleidung seines Großvaters und hält ein Paar Skier der „Marke Feldberg“ in der Hand. Das blieb auch Rainer Schimpf vom Haus der Geschichte in Stuttgart nicht verborgen. Die Geschichte des Ski-Köpfer ist längst auch dort ein fester Bestandteil der Ausstellung. Im Stuttgarter Museum wird zudem die Verbindung zum berühmten Ski fahrenden Arzt Dr. Ernst Baader aus St. Blasien hergestellt. Dessen Sohn galt um 1920 als der beste deutsche Skifahrer, und seine waghalsigen Sprünge waren ebenso legendär wie die des Vaters. Auf Skiern der „Marke Feldberg“ ist er im Film „Wunder des Schneeschuhs“ beim Felsensprung am Feldberg zu sehen. Der Streifen wurde in Freiburg uraufgeführt und füllte sogar drei Jahre lang die Kinosäle am Broadway in New York.

Feldberg-Logo als Wahrzeichen

Zum ersten Mal Skier gesehen hatte Ernst Köpfer – gerade mal zwölf Jahre alt – im Jahr 1890, als er aus dem Klassenzimmer durchs Fenster nach draußen blickte. Norwegische Touristen kamen damals beim Skiwandern an seiner Schule in Bernau vorbei. Sofort war sein Interesse am Skilaufen und vor allem an den Holzbrettern geweckt. In der Werkstatt seines Vaters Karl gelang es ihm bald, eigene Skier zu bauen. 1906 meldete er sie unter dem Namen „Marke Feldberg“ beim Kaiserlichen Patentamt in Berlin an. „Das eingebrannte Feldberg-Logo wurde zum unverwechselbaren Wahrzeichen“, sagt der Historiker Schimpf. Zusammen mit seinem im Zweiten Weltkrieg gefallenen Bruder Heinrich und einer Handvoll Mitarbeiter fertigte Ernst Köpfer bis zu seinem Tod im Jahr 1954 rund 10 000 Paar Ski.

Rund 25 Paare dieser Skier konnte sein Enkel Walter Strohmeier im Lauf der Jahre wieder aufspüren. Und die Geschichte des Kaiserhauses von Bernau, in dem schon sein Großvater gelebt hatte, ist seit dieser Woche um ein weiteres Kapitel reicher: Aus der einstigen Skifabrik ist ein FIS-Skimuseum geworden.