Schüler fordern die Politik mit roten Handabdrücken auf, weltweit Kinder aus dem Militär zu holen.

Leonberg - Drei große Laken hängen im Flur des Beruflichen Schulzentrums (BSZ) in Leonberg. Darauf zu sehen: Unzählige mit rotem Filzstift umrandete Handabdrücke. Mit dem riesigen Laken möchten Schüler auf den „Red Hand Day“ aufmerksam machen. 250 000 Kindersoldaten gibt es weltweit, die körperliche und seelische Schäden erleiden. Daran soll der Tag erinnern. Sie möchten aber nicht nur daran erinnern, sondern in der Politik mehr Aufmerksamkeit auf das Thema lenken.

 

Katja Uhl und Jacqueline Sommer, zwei junge Lehrerinnen am BSZ, kannten das Projekt bereits aus ihrem Studium. „Wir haben gedacht, hier gibt es so viele potenzielle Hände an der Schule“, sagt Sommer. Deswegen haben sie es in der Schülermitverantwortung (SMV) vorgeschlagen. „Es waren sofort welche dabei, die dafür gebrannt haben“, sagt Uhl. Sechs Schüler haben sich gefunden, die durch mehr als 20 Klassen am Beruflichen Schulzentrum gelaufen sind, um so viele Handabdrücke wie möglich zu sammeln.

Hilfe, um das Erlebte zu verarbeiten

Einer von ihnen ist Philip Benz, ihm ist die Aktion besonders wichtig. Er möchte den deutschen Export von Waffen minimieren, und darauf aufmerksam machen, dass Kinder im Militär verletzt und traumatisiert werden. „Die Kinder kämpfen in einem Krieg, für den sie keine Verantwortung tragen“, sagt Anastassiya Michel.

Eine weitere Forderung ist, dass das Mindestalter für das Militär erhöht wird. In vielen Ländern liegt das nämlich derzeit bei 16 Jahren. „Kinder unter 18 sollten nicht mit Waffen umgehen müssen“, sagt der 18-jährige Philip Benz. Außerdem sollte der deutsche Staat ehemalige Kindersoldaten aufnehmen und ihnen helfen, das Erlebte besser zu verarbeiten.

In 50 Ländern gibt es mittlerweile Aktionen zum „Red Hand Day“, bei denen so viele Handabdrücke wie möglich gesammelt werden. Damit verbunden ist auch die Aufforderung an die Politik, etwas dagegen zu tun, dass Kinder ins Militär geschickt werden. Deshalb haben die Leonberger BSZ-Schüler ihr Banner mit den Handabdrücken jetzt an den Leonberger Landtagsabgeordneten Bernd Murschel (Grüne) übergeben. Dass Kinder gezwungen werden ins Militär zu gehen, sei für ihn bis jetzt sehr weit weg gewesen, räumt der Politiker ein. „Die Dramatik liegt in den zerstörten Seelen der Kinder“, sagt er.

Auf das Thema aufmerksam machen

Im Landtag könne er das Banner allerdings nicht aufhängen. „Das ist verboten, weil sonst die Neutralität verloren geht“, sagt der Politiker. Murschel, der auch Grünen-Fraktionsvorsitzender im Leonberger Gemeinderat ist, möchte das Anliegen der Schüler stattdessen auf kommunaler Ebene verbreiten. Er schlägt vor, das Laken und dessen Hintergrund beispielsweise auf den Kinder- und Jugendtagen und den Tagen der internationalen Begegnung im Sommer vorzustellen.

„Wenn das Laken schon nicht in den Landtag darf, kann man sich damit doch vor den Landtag stellen, um so viele Politiker zu erreichen, wie nur möglich“, sagt der engagierte Schüler Philip Benz. Der Grünen-Politiker Bernd Murschel hält es für eine gute Lösung, sein Anliegen dort klar zu machen. Ob die Schüler so etwas für die Zukunft planen, wissen sie noch nicht.