Im neuen Ausbildungsjahr haben viele junge Flüchtlinge eine Lehre begonnen. Doch vielen fehlt es an ausreichenden Sprachkenntnissen, die Ausbildung zu schaffen. Die Berufsschulen schlagen Alarm.

Stuttgart - Geradezu sprunghaft gestiegen ist in diesem Schuljahr die Zahl der Flüchtlinge, die eine Lehre machen. In Stuttgart gehen diesen Weg rund 1000 von ihnen, allein 650 haben jetzt im ersten Lehrjahr begonnen. Das sei zwar ein Erfolg, jedoch hätten zwei Drittel von ihnen „größte Probleme, das Ausbildungsziel zu schaffen“, berichtete Felix Winkler, der geschäftsführende Leiter der gewerblichen beruflichen Schulen in Stuttgart, im Schulbeirat. Das Problem seien die mangelhaften Deutschkenntnisse. Im Blick auf die Integration dieser Menschen sei dies „eine tickende Zeitbombe“, so Winkler. „Wir sprechen uns deshalb für einen verpflichtenden zweiten Berufsschultag aus“, sagte der Schulleiter. Gemeinsam mit seinen Kollegen von den hauswirtschaftlichen und kaufmännischen Schulen fordert er zudem, die Schulsozialarbeit für Flüchtlinge auszubauen.

 

Die Stadt kündigt ein Konzept an

Auch die Mitglieder des Schulbeirats zeigten sich alarmiert, allen voran Bürgermeisterin Isabel Fezer (FDP): „Die Situation ist dramatisch“, sagte sie, „viele Jugendliche sind nicht integriert“. Schulsozialarbeit werde nur ein Baustein sein – „der wichtigste Hebel ist die Sprache“, meinte sie. Ein konkretes Maßnahmenpaket könne sie noch nicht vorlegen. Die Stadträte drückten aufs Tempo. „Ich bitte den Turbo einzuschalten“, meinte Fred-Jürgen Stradinger (CDU). Benjamin Lauber (Grüne) drang auf eine rasche Umsetzung der Sprachförderung – „nicht erst im nächsten Haushalt“. Und er forderte, Flüchtlingskindern den Zugang zu Ganztagsschulen nicht länger zu verwehren. Auch Marita Gröger (SPD) sprach sich dafür aus, „im reichen Land Baden-Württemberg“ den verkürzten Unterricht für Flüchtlingskinder zu beenden. „Weshalb gibt es noch keine Strategie?“, fragte sie. Michael Hirn, der geschäftsführende Leiter der Stuttgarter Sonderschulen und der Helene-Fernau-Horn-Schule, einer Sprachheilschule, berichtete, die Sonderschulen würden „zunehmend eingesetzt, wenn Kinder nicht genug Deutsch gelernt haben“. Dabei gehe es gar nicht um Sonderpädagogik – „die brauchen nur ein umfassendes Sprachangebot“.

Fezer kündigte konkrete Vorschläge zum ersten Quartal 2019 an.