Bereits vor Corona gab es Beschwerden über nächtlichen Lärm in den Hohenheimer Gärten. Es sollen sogar Bierbänke in die Grünanlage geschleppt werden. Der Uni ist das Problem bekannt.

Zu sehen ist auf dem dunklen Handydisplay nichts, zu hören ist jedoch jede Menge. Menschen johlen, unterhalten sich lautstark, zudem dringt ein rhythmisch klopfender Bass aus dem Lautsprecher. Auf dem zweiten Video sind quasi die gleichen Geräusche zu hören – Geschrei, Rumpeln und Klirren, Musik. Es sind zwei Aufnahmen, die eine Frau aus Hohenheim direkt von ihrem Fenster aus gemacht hat, wie sie sagt. Sie lebt gegenüber vom botanischen Garten der Universität, und die Mitschnitte dokumentieren, was sie bisweilen an Abenden und in Nächten hört: Partylärm.

 

Es ist nicht das erste Mal, dass die Anwohnerin öffentlich auf das Problem aufmerksam macht. Bereits Anfang 2020, da war Corona in Deutschland noch kein echtes Thema, berichtete sie von lautstarken Feten, die ihr den Schlaf raubten. Während der Hochphase der Pandemie sei es ruhig gewesen, in diesem Frühjahr hätten diverse Gruppen den Park aber wiederentdeckt. Mehrmals wöchentlich träfen sie sich demnach auf den Wiesen, an den Seen oder am Sitzrondell nahe der Paracelsusstraße. Teilweise brächten sie sogar Bierbänke mit. Dass Menschen sich treffen und eine gute Zeit haben, das möchte sie niemandem madig machen. „Ich will nicht dastehen, als ob ich den Kids den Spaß verderben will“, sagt sie, aber dass bei den Treffen stets laute Musik laufe, das gehe ihr eindeutig zu weit. „Man geht um 22 Uhr ins Bett und wacht auf vom Gewummer“, sagt sie.

Gartenordnung der Uni Hohenheim ist eindeutig

Die Gartenordnung der Uni ist eindeutig: Die Rasenflächen sind „nicht zum Spielen, Feiern oder Ballspielen freigegeben, ebenso nicht als Liegewiese“, heißt es dort, ebenso ist Alkohol untersagt. Die Straßen- und Anlagen-Polizeiverordnung der Stadt Stuttgart gelte auch für die Hohenheimer Gärten. „Danach ist es unter anderem nicht gestattet, elektroakustische Geräte (Ton-, Fernseh-, Rundfunkempfangs- und andere Tonwiedergabegeräte) zu benutzen, soweit dadurch die Ruhe Dritter gestört wird“, teilt Jana Steinbeck, eine Sprecherin der Stadtverwaltung, auf Anfrage mit.

Die Sache ist also klar, dennoch kommt die Anwohnerin nicht zur Ruhe. Mehrfach hat sie in diesem Jahr bereits die Polizei gerufen, mindestens einmal hätten das auch andere Personen gemacht. Wirklich gebracht habe das nichts, und von den Beamten ernst genommen habe sie sich auch nicht immer gefühlt. Aktuell sind dem Amt für öffentliche Ordnung laut Jana Steinbeck keine Anwohnerbeschwerden bekannt, dass es grundsätzlich solche inoffiziellen Partys in Hohenheim gibt, ist indes unstrittig. Auch zu Vandalismus ist es schon gekommen.

Gärten sind kein öffentlicher Park

„Für die Uni selbst ist das auch ein Problem, allein schon wegen des Mülls“, sagt Dorothea Elsner, eine Sprecherin der Hochschule. Vielen Menschen sei nicht klar, dass die Gärten kein öffentlicher Park seien, sie seien ein Privatgelände des Landes und dienten der Forschung. Dass immer wieder dort gefeiert werde, sei bekannt, „für die Anwohnerin ist das eine große Belastung, keine Frage“. Daher gebe es auch seit einigen Jahren einen Sicherheitsdienst, der laut Dorothea Elsner ganzjährig täglich und in den Sommermonaten verstärkt patrouilliert. „Der kann nicht überall sein“, sagt sie allerdings – und verweist im Zweifelsfall auf die Polizei. Dorothea Elsner betont, dass es sich bei den Partygruppen nicht um Studierende handelt. Die neuerlichen Belästigungen würden dem Sicherheitsdienst gemeldet.

Nächtlicher Lärm in Stuttgart

Beschwerden
Lärm in Grünanlagen ist ein grundsätzliches Problem. 2020 und 2021 hätten die Beschwerden laut Stadt Stuttgart zugenommen, dies führt man auf die wegen Corona geschlossenen Clubs und Gastronomie zurück. Durch verstärkte Präsenz der Ordnungshüter und eine entsprechende Kommunikation sei 2022 ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen.

Hotspots
Beispiele für Hotspots sind der Schlossplatz, der Kleine Schlossplatz, die Obere Schlossgartenanlage und der Marienplatz. Mit der kommunalen Kriminalprävention, der Polizei und der mobilen Jugendarbeit hat das Ordnungsamt ein Konzept zur Nutzung des öffentlichen Raums entwickelt. Zudem gibt es laut Stadt ein Stufenkonzept, um frühzeitig ordnungsrechtliche Maßnahmen einzuleiten, falls größere Störungen absehbar seien. car