In den 90er Jahren gab es das wunderbare Genre Britpop. Auch Ash gehörten irgendwie dazu. Jetzt feiert das irische Trio sein 25-Jahr-Jubiläum.

Freizeit & Unterhaltung: Anja Wasserbäch (nja)

Stuttgart - An Kindern sieht man am eindrücklichsten, wie schnell doch die Zeit vergeht. Und an Bands, die auf einmal ihr 25-Jähriges feiern. Wer zum Konzert von Ash am Dienstagabend im Stuttgarter Klub Universum geht, macht das aus nostalgischen Beweggründen. Zurück in die Zeit, in der man seine Tage noch nicht in Großraumbüros und am Spielplatzrand verbrachte, noch nichts von Chiasamen und Influencern ahnte.

 

Ash sind auf Tour, um ihr Best-Of-Album mit dem passenden Titel „Teenage Wildlife“ vorzustellen. Der Stuttgarter Klub Universum ist angenehm gefüllt; zum Großteil mit Menschen über vierzig, die das damals eben live mitbekommen haben. Ein paar haben Parkas oder verschlissene Trainingsjacken an. Aber Ash waren immer schon etwas am Rande des Britpop-Hypes. Ihr Durchbruch kam mit dem Album „1977“, veröffentlicht 1996. Der Titel ist in sich schon nostalgisch: Er referiert auf das Jahr, in dem „Star Wars“ in die Kinos, „Never Mind The Bollocks“ von den Sex Pistols in die Plattenläden kam und zwei Gründungsmitglieder von Ash geboren wurden.

Man erinnert sich: Jeden dritten Donnerstag gab es eine Britpop-Party im Alten Schützenhaus

Heute, in einer entfernten Galaxie, erinnert man sich dunkel an ein Konzert in der Stuttgarter Röhre im Jahr 1997. Zu dieser Zeit traten auch Oasis im Kongresscentrum B auf dem Killesberg auf, Blur in der Böblinger Sporthalle. Es gab immer eine Britpop-Party im Monat: jeden dritten Donnerstag im Alten Schützenhaus in Heslach.

Man muss aus 2020er Perspektive sagen: Dieses Britpop-Ding war ein schon großer Männergesangsverein. Die Helden fast schon Boygroups. Man musste sich entscheiden: für Team Blur oder Oasis. Pulp ging natürlich immer. Und die Manic Street Preachers. Und Rialto. Und Menswear. Oder Bluetones.

So richtig in das Genre Britpop passten Ash nie

Die größte Heldin, nicht nur weil es sehr wenig Frauen in dem Britpop-Business gab, war natürlich Justine Frischmann, die bei Suede angefangen und dann ihre eigene Band Elastica gegründet hat. Dann gab es noch Sleeper und Salad mit der Sängerin und ehemals MTV-Moderatorin Marijne van der Vlught.

In diesem Genre „Britpop“, das natürlich wie alle Schubladen künstlich geschaffen wurde, gab es auch Bands, die nicht so recht reinpassten. Das war zum Beispiel Ash, weil sie aus Belfast kamen und rockiger als die anderen klangen. „Girl From Mars“ lief dann trotzdem zwischen „Panic“ von The Smiths und Placebos „Pure Morning“. Der große Erfolg und die großen Hallen aber blieb Ash zumindest hierzulande immer verwehrt.

Es hat sich kaum etwas verändert, auch nicht die Musik

Heute klingt Tim Wheelers Stimme ein bisschen dunkler. Die Hits sind Oldies. Es hat sich kaum was verändert, auch nicht die Musik. Selbst die aktuelle Single klingt nach Britrock der 90er. Sänger Tim Wheeler erzählt vom Karnevalsumzug, dem „crazy festival“, den sie am Nachmittag besucht haben, Bassist Mark Hamilton klettert auf die Bar. Mehr Entertainment gibt es heute Abend nicht. Dafür aber eben die Hits wie „Shining Light“, „Goldfinger“, „Oh Yeah“, „Girl From Mars“ oder „Burn Baby Burn“.

Ein Kerl aus Irland, der heute sein 17. Ash-Konzert besucht, hat in der Mitte des Publikums viel Spaß und viel Bier. Und weiß aber: Älter werden wir alle. Auch unsere Teenie Helden. Und die „Teenage Years“ sind nun mal vorbei.