Jedem Monat durchforstet unser Kolumnist für Sie die Bestsellerliste: Diesmal lässt ihn das Sachbuch einer schwarzen deutschen Autorin etwas zwiegespalten zurück.

Stuttgart - Während meiner Schulzeit hatte ich einen deutschen Mitschüler schwarzer Hautfarbe, Christopher G. Das war vor 30 Jahren ungewöhnlicher als heute. Zwar begegnete man damals in meiner Heimatstadt bereits hin und wieder schwarzen Menschen oder, wie es heute heißt, BlPoC (kurz für „Black People of Colour“, ein nicht wirklich gut zu übersetzender Begriff), aber das waren in der Regel Soldaten der US-Armee, die in Kasernen der Stadt stationiert waren und nur am Wochenende in den Discotheken auftauchten. Christopher hingegen hatte einen westafrikanischen Vater und eine deutsche Mutter und war der einzige BlPoC auf unserem Gymnasium. So mit ungefähr 16 verliebte er sich in eine Mitschülerin, eine Apothekertochter. Und sie sich in ihn. Kurz darauf entfaltete sich das Drama. Denn die Eltern des Mädchens unternahmen alles, um die beiden auseinander zu bringen – bis hin zu der Drohung, sie von der Schule zu nehmen und in ein Internat zu stecken. Die rassistischen Motive ihrer Bemühungen konnten die Eltern nur mühsam hinter Floskeln wie „Du bist noch zu jung für eine Beziehung“ verbergen.