Eduard Neumann hat kein Rezept, wie man 102 Jahre alt wird. Aber einen Rat hat er schon. Man dürfe sich nicht gegen das Leben sträuben, sondern die Dinge nehmen, wie sie kommen.
Stuttgart - Am 16. November 2018 bestellte sich Eduard Neumann ein Taxi. Es müsse etwas größer sein, sagte er bei der Taxizentrale. Sein Rollator müsse reinpassen. Er ließ den Fahrer seine Koffer die 82 Stufen hinuntertragen. Beim Packen hatte ihm eine Nachbarin geholfen. Eduard Neumann ließ alle Möbel, die übrige Ausstattung, sogar seine Fotoalben zurück. Er hat nur noch zehn Prozent seines alten Sehvermögens. Lediglich sein Radio, die Uhr mit dem geschwungenen Holzgehäuse für die Anrichte, einen alten Wanderstock, eine Handvoll Bilder und Wäsche nahm er mit. „Wenn ich die auftragen wollte, müsste ich 300 Jahre alt werden“, sagt er sarkastisch. „Ich weiß, dass eines Tages Schluss ist. Um ehrlich zu sein, ich sehe in dem Leben, das ich jetzt führe keinen Sinn“, sagt er nüchtern. Er klingt nicht unbedingt traurig. Denn trotz allem sitzt da ein Mann, der kichern kann wie ein Schulbub und sagt, er sei ihm nicht langweilig, wenn er in seiner inneren Welt unterwegs sei.