Der Bundesgesundheitsminister lädt Mika Wallkamm aus dem Kreis Böblingen nach Berlin ein – der spricht ohne Vorbehalte und stellt Spahn eine direkte Frage.

Digital Desk: Sebastian Xanke (xan)

Berlin - Mika Wallkamm ist nervös. Der Zwölfjährige aus dem Kreis Böblingen steht vor dem Bundesgesundheitsministerium und wartet auf einen Termin mit Jens Spahn. Mika ist mit dem Gesundheitsminister in Berlin verabredet.

 

Der Grund für das ungewöhnliche Treffen: Im August hatte Mika einen Brief an den CDU-Politiker geschrieben, in dem er sich dafür bedankt, gegen das Coronavirus geimpft worden zu sein. Der Schüler leidet unter chronisch obstruktiver Bronchitis, also anhaltender Bronchitis und verengten Atemwegen. „Ich kann nur durch mein linkes Nasenloch atmen“, sagt er. Wegen seiner Vorerkrankung hat sich Mika schnell nach der Impffreigabe für über Zwölfjährige impfen lassen – und anschließend den Dankesbrief verfasst. „Als ich erfahren habe, dass Covid-19 die Lunge angreift, also am meisten die Lunge, war ich besorgt, dass ich, wenn ich es bekomme, sterben könnte“, erklärt Mika darin und weiter: „Ich wollte mich bedanken, dass ich mich impfen lassen konnte“.

Von Schüchternheit keine Spur

Über den CDU-Bundestagsabgeordneten Marc Biadacz aus dem Wahlkreis Böblingen gelangt das Schreiben in die Hände des Gesundheitsministers. In einem Antwortbrief bedankt sich Spahn bei dem Zwölfjährigen, später wird der Termin in Berlin vereinbart.

Am Donnerstag ist es so weit gewesen. Mika sitzt in einen Besprechungsraum in der Hauptstadt. An der Wand steht ein großer Monitor, über den Spahn noch vor wenigen Stunden mit den Gesundheitsministern der Länder über das weitere Vorgehen in der Pandemie diskutiert hat. Jetzt ist der Zwölfjährige der Gesprächspartner von Spahn, beantwortet dessen Fragen und quasselt drauf los: Über seine Krankheit, die Corona- und Impfsituation an seiner Schule und hasserfüllte Facebook-Kommentare, wenn es um Jens Spahn geht. Gerade Letzteres sei ein Grund gewesen, den Brief zu schreiben.

Eine konkrete Frage

Für Spahn ist das überschwängliche Lob des Schülers eine willkommene Abwechslung, steht er doch gerade einmal mehr im Kreuzfeuer der Kritik – unter anderem, weil er schnell eine Auffrischungsimpfung auf breiter Front durchsetzen will. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt das Boostern derzeit vor allem über 70-Jährigen, Spahn wünscht sich eine Herabsetzung des Alters. Es ist eine Diskussion, die einem Déjà-vu nahekommt: Bereits vor einigen Monaten hatte der Minister Ähnliches gefordert, damals in Bezug auf die Impfung von Kindern. Während die Stiko längere Zeit nur besonders gefährdeten Zwölf- bis 17-Jährigen eine Impfung empfahl, setzten Bund und Länder ein Impfangebot für Kinder von zwölf Jahren an früher durch.

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Mika Wallkamm hebt sich eine Frage dazu bis zum Schluss auf: „Wieso haben Sie eigentlich gesagt, dass wir uns früher impfen sollen und nicht auf die Stiko gehört?“ Spahn ist überrascht und antwortet: „Die haben ja nicht gesagt, auf keinen Fall impfen, sie haben am Anfang nur gesagt, wir empfehlen es nicht grundsätzlich.“ Wo sich Ärzte und Patienten abstimmten, sei eine Impfung möglich gewesen. Mika gibt sich mit der Antwort zufrieden, rund 30 Minuten sind um. Der Minister muss weiter und bedankt sich bei dem Schüler: „Ich glaube, das bringt auch manche Schulkameraden zum Nachdenken.“