In der Tagespflege basiert vieles auf Vertrauen. Beschwerden von Eltern sind in Stuttgart eher selten. Doch die Sprachkenntnisse sind häufig ein Problem.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Eigentlich ist Melanie Pauli (Name geändert) angetan vom Konzept der Tagespflege. „Für mich war es immer wichtig, das meine Kinder wie eigene Kinder betreut werden“, sagt die Sozialpädagogin. Deshalb habe sie sich ganz bewusst gegen die Kindertagesstätte und für die familiäre Betreuung ihrer beiden Kinder bei einer Tagesmutter entschieden.

 

Doch mit der Tagesmutter, die ihr konkret vermittelt worden ist, hat die 31-Jährige negative Erfahrungen gemacht. Unter anderem soll diese so schlecht Deutsch gesprochen haben, dass sie sich kaum mit ihr verständigen konnte. Ihre damals fast dreijährige Tochter, die sonst keine Probleme mit Babysittern oder anderen Betreuungspersonen hatte, habe nach kurzer Zeit nicht mehr zu der Frau gewollt, so Pauli.

Die Stuttgarterin äußerst noch weitere, zum Teil gravierende Vorwürfe. Sie meint, man müsse der Tagesmutter die Pflegeerlaubnis entziehen. Weil sie aber komplett anonym bleiben will und die Gegenseite nicht gehört werden kann, bleiben diese in diesem Text außen vor. Aber eine Frage stellt sich: Wie wird die Qualität in der familiären Tagespflege eigentlich gesichert?

Erster Ansprechpartner sind in der Regel die Träger

„Es handelt sich um eine selbstständige Tätigkeit, das ist nicht ganz einfach, wir sind stark auf die Eltern angewiesen“, sagt die Sprecherin des Jugendamts, Daniela Hörner. Erste Ansprechpartner seien dabei zunächst die jeweiligen Träger: die Tagesmutterbörse der Caritas oder der Verein Tagesmütter und Pflegeeltern Stuttgart. „Wenn es Probleme gibt, sollten sich die Eltern an den vermittelnden Träger wenden, dieser teilt uns das dann mit“, sagt Hörner. Das Problem mit den mangelnden Sprachkenntnissen sieht sie auch, sie würde da gerne „rigider vorgehen“. Allerdings würden gerade Eltern mit Migrationshintergrund oft zu Tagesmüttern mit der eigenen Muttersprache tendieren. „Uns ist es deshalb wichtig, dass die Kinder ab drei Jahren in eine Kita gehen“, sagt die Sprecherin.

Eine Pflegeerlaubnis als Tagesmutter oder Tagesvater erhält überhaupt nur, wer die „Grundlagen zur Eignungsprüfung und Erlaubnis zur Kindertagespflege“ erfüllt, die das Jugendamt und die Träger vereinbart haben. Die Räumlichkeiten einer Tagesmutter werden zudem, bevor diese eine Pflegeerlaubnis erhält, von Mitarbeitern der Träger besucht. Außerdem müssen alle Frauen und Männer, die Kleinkinder betreuen wollen, eine Qualifizierung durchlaufen: 160 Unterrichtseinheiten. Am Schluss steht eine Prüfung an. „Die besteht nicht jede“, sagt die Leiterin der Tagesmutterbörse, Sigrid Stein.

Falle im Unterricht etwas auf, werde dies von den Lehrern rückgemeldet. Sollten die Sprachkenntnisse nicht ausreichen, obwohl das B-1-Sprachlevel nachgewiesen wurde, müssten die Betroffenen noch eine Sprachprüfung bei der Arbeitsagentur absolvieren. Eine Pflegeerlaubnis werde für fünf Jahre erteilt. „Danach wird alles noch einmal geprüft“, sagt Stein. Die Leiterin der Tagesmütterbörse betont, dass es nur selten Beschwerden über Tagesmütter gebe, das Gleiche berichtet auch Daniela Hörner vom Jugendamt. Früher seien häufiger Konflikte wegen der Bezahlung vorgekommen, so Stein. Seit die Stadt die Tagespflege großzügiger bezuschusst, habe sich auch das erledigt.

In einer Kita dauert die Eingewöhnung drei bis vier Wochen

„Wir haben natürlich ein Beschwerdemanagement“, sagt die Caritas-Mitarbeiterin. Man biete Konfliktgespräche an und bespreche schwierige Fälle im Team. Der weitestgehende Schritt sei, die Pflegeerlaubnis wieder zu entziehen. Wie häufig das in den vergangenen Jahren vorgekommen ist, kann sie nicht sagen.

Die Leiterin der Tagesmütterbörse rät Eltern, die Eingewöhnung ernst zu nehmen. Diese sollte wie in einer Kita drei bis vier Wochen dauern. „Da merken die Eltern, ob es passt.“ In der Tagespflege müsse die Chemie zwischen Eltern und Tagespflegeperson einfach stimmen.

Im Fall von Melanie Pauli hat die Eingewöhnung nur zwei Tage gedauert – offenbar war das zu kurz. Für ihre Tochter hat sie inzwischen einen Kindergartenplatz. Dort sei alles problemlos gelaufen. Ihr 14 Monate alter Sohn wird dagegen von ihren Eltern betreut – das sei aber eine Notlösung.