Vor dem Landgericht Stuttgart hat der Prozess gegen drei Männer wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs begonnen. Die Tatverdächtigen gaben sich als Polizisten aus. Auch eine Sindelfingerin wird Opfer der Masche.

Stuttgart - Nicht einmal eine Stunde hat der erste Verhandlungstag am Landgericht Stuttgart im Prozess gegen drei Männer gedauert, die als falsche Polizisten rund 100 000 Euro Bargeld sowie Gold und Schmuck von Senioren ergaunert haben sollen. Die Anklage lautet auf gewerbsmäßigen Bandenbetrug in sechs Fällen. Unmittelbar nach Verlesung der Anklage stellte ein Verteidiger den Antrag, den Prozess auszusetzen, da er noch nicht die gesamte Ermittlungsakte habe einsehen können. Es fehlten vor allem Protokolle von Telefonüberwachungen. Der Prozess wurde daraufhin unterbrochen.

 

Die Staatsanwaltschaft wirft den drei Männern im Alter von 32 bis 44 Jahren vor, sich zu einer Bande zusammengeschlossen zu haben. Der 44-Jährige und der 32-Jährige sollen seit März vergangenen Jahres zusammen am Werk gewesen sein, ein 33-Jähriger sei im Juli dazu gekommen. Das Trio soll eng mit einem Callcenter in der Türkei zusammengearbeitet haben, um betagte Menschen um ihre Ersparnisse zu bringen.

Dabei sollen sie den sogenannten Polizistentrick angewendet haben: Mit Anrufen, die zum Teil mitten in der Nacht stattfanden und Dringlichkeit simulieren sollten, habe das Trio seine Opfer psychisch unter Druck gesetzt und diese dazu veranlasst, Geld und Wertgegenstände direkt an sie zu übergeben oder irgendwie zu deponieren. Der 33-Jährige soll den Kontakt zu den Hintermännern gehalten und die Abholungen koordiniert haben, die beiden anderen Angeklagten seien als Polizisten aufgetreten und hätten Geld und Wertgegenstände abgeholt. Der Schmuck hätte anschließend laut Plan des Trios bei Juwelieren zu einem Preis weit unter dem wahren Wert verkauft werden sollen, das erlöste Geld in der Folge über Finanzagenten in die Türkei transferiert werden.

Konkret wirft die Anklage den drei Männern sechs Taten zwischen März und Juli 2020 vor. Im März sollen zwei von ihnen einer 69-Jährigen aus Wendlingen vorgespiegelt haben, sie stünde im Fokus einer Einbrecherbande. Die 69-Jährige habe 26 000 Euro von ihrem Konto abgehoben und dieses an einen Unbekannten übergeben. Kurz darauf habe sie knapp 10 000 Euro auf ein lettisches Konto überwiesen.

Im Mai sollen diese beiden zunächst eine 67-jährige Frau aus der Nähe von Freudenstadt dazu gebracht haben, Goldbarren mit einem Gewicht von 1250 Gramm aus ihrem Bankschließfach zu holen und zusammen mit 650 Euro Bargeld an den 44-Jährigen und den 32-Jährigen zu übergeben. Wenige Tage später habe sich das Duo gegenüber einer 81-jährigen Frau aus Tübingen als Beamte des Bundeskriminalamtes ausgegeben und diese veranlasst, ihnen 20 000 Euro zu übergeben.

Die Serie an Betrugsfällen reißt nicht ab

Nur ein paar Tage später habe sich das Duo einer 76-jährigen Frau aus Bretten gegenüber als Polizisten vorgestellt. Die Frau hat ihre gesamten Ersparnisse in Höhe von 18 000 Euro von der Bank zu holen und vor ihrem Haus abzulegen. Dort hätten es der 44-Jährige und der 32-Jährige abgeholt.

Im Juli vergangenen Jahres hätten alle drei Angeklagten mit derselben Masche bei einer 66-jährigen Frau aus Vaihingen/Enz Erfolg gehabt. Diesmal hätten sie sich als Beamte des Landeskriminalamtes und Psychologen ausgegeben. Die Frau soll 18 500 Euro abgehoben haben und diese – abzüglich von 100 Euro, die sie für die Taxifahrt zur Bank benötigt habe – vor ihrer Haustüre deponiert haben, wo der 33-Jährige das Geld abholte.

Schließlich soll im vergangenen Juli auch noch eine 84-jährige Sindelfingerin Opfer des Trios gewesen sein. Von ihr sollen sie unter dem Vorwand, eine Einbrecherbande habe ihr Haus im Fokus, 10 000 Euro Bargeld sowie Schmuck im Wert von 30000 Euro erbeutet haben. Abholer seien der 32-Jährige und der 33-Jährige gewesen.

Der Prozess wird am 2. Juni fortgesetzt. Insgesamt sind neun Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil soll voraussichtlich am 30. September gesprochen werden.