Einem 43-jährigen Mann wird vor dem Landgericht Stuttgart bandenmäßiger Betrug vorgeworfen. Er schildert seinen Geldtransfer allerdings ganz anders.

Stuttgart - Die Masche lief immer nach dem gleichen Muster ab: Ältere Menschen wurden auf ihrem Festnetz angerufen und vor einer angeblichen Diebesbande in ihrer Gegend gewarnt. „Zur Sicherheit“ sollten sie Geld und Wertsachen einem vermeintlichen Polizisten in Zivil übergeben. Die Methode war äußerst erfolgreich. Innerhalb weniger Wochen soll eine Tätergruppe von fünf Männern auf diese Weise rund 120 000 Euro an Bargeld und Schmuck erbeutet und alles in die Türkei zu den Hintermännern des Geschäftes geschafft haben. Wegen dieses Vorwurfes des gemeinschaftlichen bandenmäßigen Betrug muss sich seit Mittwoch ein dritter Angeklagter verantworten.

 

Zwei Bandenmitglieder hatte die 8. Große Strafkammer des Landgerichts Stuttgart im März dieses Jahres bereits zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Die Halbbrüder hatten als Fahrer und Abholer fungiert und Geständnisse abgelegt. Dem jetzigen Angeklagten, 43 Jahre alt, kam in dem Bandengefüge nach Überzeugung der Ermittlungsbehörde eine tragende Rolle zu. Von der Türkei aus sei er für den Aufbau so genannter Logistikerzellen verantwortlich gewesen und habe die Halbbrüder angeleitet.

Wortreich erzählt er eine ganz anderer Variante

Wortreich erzählte der Vater von insgesamt sechs Kindern aus drei Beziehungen, eine ganz andere Variante der Geschichte. Danach hätten ihn reiche Kunden aus seinen Immobiliengeschäften in der Türkei Anfang 2018 um einen Gefallen gebeten. „Sie fragten, ob ich jemand Vertrauenswürdiges in Deutschland wisse, der ihnen Geld in die Türkei bringen könne“, sagte der sichtlich nervöse Angeklagte, der selbst in Deutschland geboren und aufgewachsen ist.

Trotz vieler Nebensächlichkeiten in dem Bericht will der Angeklagte den Eindruck vermitteln, er habe gar nicht gewusst, woher das Geld stammte. Er bringt einen Verwandten in Deutschland ins Spiel, doch dieser liefert nach vielem Hin und Her das Geld nicht ab. Daraufhin sei er von den reichen Kunden bedroht und auch geschlagen worden. Seine Handyanrufe zu den bereits verurteilten Bandenmitgliedern erklärt er mit seinem verzweifelten Bemühen, das Geld doch noch herbei zu bekommen. Denn mittlerweile hatten ihn die angeblichen Kunden einen Schuldschein über 25 000 Euro unterschreiben lassen. Irgendwann reiste er wieder nach Deutschland, um das Geld zu beschaffen.

Ein 79-Jähriger hatte 20 000 Euro abgehoben

Eines der Opfer, ein 79-jähriger Mann, war der Geschichte der Bande ebenfalls auf den Leim gegangen und hatte bei seiner Bank Anfang April vergangenen Jahres 20 000 Euro abgehoben. Der Bankmitarbeiter wurde misstrauisch und informierte die echte Polizei, die Ermittlungen aufnahm und den Dreien auf die Spur kam. Der Angeklagte wurde in Zürich am Flughafen festgenommen und kurze Zeit später nach Deutschland überstellt.

Da der 43-Jährige bestreitet, Mitglied einer Bande zu sein und Betrügereien begangen zu haben, wird sich das Verfahren wohl hinziehen und es werden auch die Opfer gehört werden müssen. Die Kammer hat vorsorglich bis in den August terminiert.