Bettina Wulff berichtet von der engen Beziehung ihres Mannes zum Filmemacher Groenewold. Sie meint, der Besuch auf dem Oktoberfest in München sei kein privater Termin gewesen.

Hannover - Es wirkt, als sei Richter Frank Rosenow selbst das Verfahren zunehmend unangenehm. Sie sei ja bereits „umfänglich“ von Polizei und Staatsanwaltschaft befragt worden, begrüßt er Bettina Wulff am Donnerstag im Saal 127 des Landgerichts Hannover. Der Ton, in dem der Richter das sagt, klingt, als wolle er sich distanzieren von dem Eifer der Ermittler. Das Protokoll der damaligen Vernehmung von Bettina Wulff soll fast hundert Seiten umfassen. Seine Befragung dauert an diesem Tag nur eine Stunde.

 

Sie hätte schweigen können, doch Bettina Wulff spricht. „Ich möchte aussagen“, sagt sie. Als Ehefrau des Angeklagten hätte sie die Aussage verweigern können. Bettina Wulff und der frühere Bundespräsident, Christian Wulff, leben seit Anfang 2013 offiziell getrennt, sind aber noch verheiratet. Sie pflegten ein „sehr freundschaftliches Verhältnis“, sagt die 40-Jährige. Ob da „kein Hass“ sei, will Richter Rosenow wissen. „Davon kann überhaupt keine Rede sein“, sagt Bettina Wulff. Sie trägt eine weiße, durchscheinende Bluse zum schwarzen Rock, ihre blonden Haare sind zum Zopf gebunden. Sie sehe ihren Mann regelmäßig, halte auch telefonisch den Kontakt.

Das Ehepaar Wulff demonstriert seine Eintracht

Ihre enge Beziehung demonstrieren sie an diesem Tag auch nach außen. Der Flur, der zum Saal 127 führt, ist für die Kameraleute draußen vorm Gericht gut einsehbar. Und genau dort, hinter den Fenstern des Flurs, herzt sich das Ehepaar Wulff. Auch die Begrüßung zwischen Bettina Wulff und David Groenewold wirkt freundschaftlich.

Vor Gericht berichtet sie von einer „engen Freundschaft“ zwischen ihrem Mann und dem Filmproduzenten und Mitangeklagten Groenewold. Der habe zum „allerengsten Kreis“ gehört. Bei gemeinsamen Essen habe mal der eine, mal der andere gezahlt. „Wichtig ist, dass es ein Geben und Nehmen ist. Ich denke, das hat sich die Waage gehalten“, sagt sie. Sie erklärt auch, wie aus einem geplanten privaten Oktoberfestbesuch ein geschäftlicher Termin wurde. Groenewold übernahm für den Münchenaufenthalt im September 2008 einen Teil der Kosten des Paares. Christian Wulff, damals niedersächsischer Ministerpräsident, soll sich laut Anklage im Gegenzug für Groenewolds Filmprojekt „John Rabe“ eingesetzt haben. Wulff muss sich deshalb wegen Vorteilsannahme, Groenewold wegen Vorteilsgewährung verantworten. Richter Rosenow scheint von der Anklage immer weniger überzeugt.

Von dem „tollen Zimmer“ war Bettina Wulff überrascht

Als Zeugin berichtet Bettina Wulff, wie Anfang 2008 bei einem Abendessen im Hause Wulff mit Groenewold und Maria Furtwängler, die gerade zu „Tatort“-Dreharbeiten in Hannover war, die Idee entstand, gemeinsam das Münchener Oktoberfest zu besuchen. Groenwold habe gesagt, „er möchte uns gerne mal einladen“. Ob über eine Hotelunterkunft gesprochen wurde, erinnere sie nicht. „In der Zeit standen bei mir ganz andere Themen im Vordergrund“, sagt sie. Im März 2008 heirateten Bettina und Christian Wulff, im Mai wurde Sohn Linus geboren, im September folgte das verhängnisvolle Oktoberfestwochenende. Bettina Wulff erinnert sich vor allem an den Stress, der mit dem Münchenbesuch verbunden war. Die Fahrt nach Bayern mit Säugling sei beschwerlich gewesen, „Linus schrie und krakelte“. Ihr Mann sei direkt zu einer CSU-Veranstaltung gefahren, sie mit Kind ins Hotel. Ob sie über die große Suite überrascht gewesen sei, fragt der Richter. „Natürlich war ich überrascht von dem tollen Zimmer, ich habe mich dort auch sehr wohl gefühlt“, sagt sie völlig unbefangen. Der Richter lacht.

Christian Wulff schaut sie die ganze Zeit an, während sie spricht, häufig lächelt er. Auch sie blickt immer wieder zu ihm. Einzelheiten des Oktoberfestbesuchs erinnere sie nicht, sagt Bettina Wulff. Sie wisse noch, dass Hubert Burda, Verleger und Mann von Maria Furtwängler, auf dem Oktoberfest von den „Schweinswürsteln“ geschwärmt habe. Auch daran, dass Christian Wulff mit Furtwängler über den „Tatort“ sprechen wollte. Er habe gehofft, dass man das Land Niedersachsen ein bisschen freundlicher darstellen könnte. Die Niedersachsen-Folgen seien „immer so düster“ gewesen. Sie habe auch gesehen, dass Wulff sich mit Burda unterhalten habe. Worüber, das wisse sie jedoch nicht. Sie sagt auch: „Wenn Sie mit Herrn Professor Burda an einem Tisch sitzen“, sie wendet sich direkt an den Vorsitzenden, „dann ist es kein privater Anlass mehr.“

Den Babysitter hat Christian Wulff für zu teuer gehalten

Die Hotelrechnung am nächsten Tag habe sie nicht gesehen. Sie sei im Zimmer bei ihrem Kind geblieben, als ihr Mann auscheckte. Aber sie erinnere noch, dass er sich über die hohen Babysitterkosten mokiert habe. Etwa 100 Euro für rund vier Stunden seien es gewesen. Nach Erkenntnis des Gerichts sind es hingegen 110 Euro für zwei Abende gewesen. Bettina Wulff kann das nicht bestätigen. Es sei „definitiv“ ein Babysitter an einem Abend gewesen, sagt sie. Spielt das eine Rolle? Schwer zu sagen, in einem Verfahren, das schon in mancher Hinsicht überrascht hat.

Einen Punkt „haben wir noch abzuarbeiten“, sagt der Richter schließlich: die Gewohnheiten ihres Mannes. Auf Nachfrage berichtet Bettina Wulff, dass ihr Mann „so gut wie keinen Alkohol“ trinke, sie ihn noch nie auch nur angetrunken erlebt habe. Sie erzählt, dass er eine „Aversion gegen Kreditkarten“ hege und immer mehrere Geldscheine lose in seiner Hosentasche trage. Oberstaatsanwalt Clemens Eimterbäumer hat nur eine einzige Frage an die Zeugin. Wann sie davon erfahren habe, dass der Babysitter auf der Rechnung von Groenewold stand. Vielleicht Anfang 2012, sagt Bettina Wulff. Christian Wulff will ihm die Kosten damals sofort bar zurückgezahlt haben. Richter Rosenow hat für den 19. Dezember eine „Zwischenbilanz“ angekündigt. Möglicherweise will er dem Ganzen ein vorzeitiges Ende bereiten.