Das neue Erlebnis- und Genusszentrum im Freilichtmuseum Beuren verbindet lokale Wirtschaftsgeschichte mit dem Anspruch, die Vielfalt der alten Obst-, Getreide-, und Gemüsesorten zu bewahren.

Beuren - Ein Festakt zur Hauseinweihung an einem Dienstag? „Wir mussten Anlauf nehmen, damit wir mit dem umfangreichen Einweihungsprogramm bis zum Sonntag durchkommen“, begründet der Esslinger Landrat Heinz Eininger die Entscheidung, das neue Genuss- und Erlebniszentrum des Freilichtmuseums Beuren an einem Wochentag zu eröffnen.

 

Also haben sie, charmant moderiert von Sonja Faber-Schrecklein, Anlauf genommen: Der Esslinger Landrat, der den aus Geislingen an der Steige ins Beurener Museumsdorf gezogenen ehemaligen Gartensaal der Traditionsgaststätte „Wilhelmshöhe“ mit seiner Schau- und Lehrküche rund um bedrohte Obst-und Gemüsesorten landauf landab als Alleinstellungsmerkmal gewürdigt hat.

Mahnung zum Erhalt der schwäbischen Gaststättenkultur

Die Regionaldirektorin Nicola Schelling, die in dem 126 Jahre alten Haus den Facettenreichtum einer Region sieht, die nicht nur Industriestandort ist, sondern sich, im Hinblick auf den Fachkräftemangel, auch mit weichen Faktoren empfiehlt.

Der Göppinger Landrat, Edgar Wolff, für den die Dauerausstellung im Gartensaal nicht nur ein Statement gegen das Aussterben alter Sorten ist, sondern der in der Erhaltung des Saales an sich auch eine Mahnung für die Bewahrung der ebenfalls gefährdeten Gaststättenkultur sieht.

Der Vorsitzende des Fördervereins Freilichtmuseum Beuren, Hans Weil, der sich wünscht, manch einer möge nach dem Besuch des Museum etwas von der dort dargestellten Bescheidenheit und Ressourcenarmut mit nach Hause nehmen – und im Sinne eines „Etwas-weniger-wäre-auch-genug“ über seinen biologischen Fußabdruck auf dieser Welt nachdenken. Der Geislinger Oberbürgermeister Frank Dehmer, der den Verlust des Gartensaals mit einem weinenden, den Zugewinn für das Freilichtmuseum Beuren dagegen mit einem lachenden Auge zur Kenntnis genommen hat und sich damit dem Göppinger Landrat Wolff anschloss, der glaubhaft versicherte, sich ob des gelungenen Endergebnisses auch „fremdfreuen“ zu können.

Mit Blick auf die Zukunft die Vergangenheit bewahren

Der Vertreter der als Geldgeber auftretenden Ehmann-Stiftung, Tom Green, der die Ziele der einst in der Esslinger Landkreisgemeinde Köngen gegründeten Stiftung als deckungsgleich in der Zielsetzung des Erlebnis- und Genusszentrums, „mit Blick auf die Zukunft die Vergangenheit bewahren“, ansieht.

Die Museumsleiterin Steffi Cornelius, die mit dem 25. Haus im Museumsdorf vor allem die Zielgruppe der Familien im Auge hat und schließlich noch die zahlreichen Festgäste, die am Ausgang des eigens aufgebauten Zeltes an einer Auslage mit 34 unterschiedlichen Kartoffelsorten und 26 verschiedenen Möhrensorten vorbei geschlendert sind und diese Kulturpflanzenvielfalt im Geiste wohl mit der Einfalt im Supermarktregal verglichen haben.

30 Akteure füllen das Haus mit konzeptionellem Inhalt

Garniert worden sind die atmosphärischen Eindrücke mit harten Fakten. Rund zwei Millionen Euro hat es gekostet, um den 1893 erbauten Schuppen umzuziehen und mit Inhalt zu füllen. Aufgetrieben haben das Geld der Kreis Esslingen als Träger, das Land Baden-Württemberg, der Verband Region Stuttgart, der Förderverein des Museums und die Ehmann-Stiftung. An der Konzeption des Zentrums hat ein Netzwerk von rund 30 Akteuren aus den Bereichen Tourismus, Wissenschaft und Gastronomie gemeinsam geknüpft. Die sieht vor, dass das Haus durch Veranstaltungen wie Verkostungen, Kochkurse, Gartentipps und Märkte belebt wird. Wie das aussehen wird, ist, ebenso wie das Programm zu den Eröffnungstagen, im Internet unter www.erlebnis-genuss-zentrum.de zusammengefasst.