Die Chancen auf ein Gymnasium auf dem Steinenberg sind gestiegen. Denkbar ist eine Außenstelle des Wirtemberg-Gymnasiums. Die Schulbürgermeisterin ist zuversichtlich.

Hedelfingen - Die Chancen für die Weiterentwicklung des Hedelfinger Schulstandorts sind gestiegen. „Wir haben in den vergangenen sechs Wochen den Durchbruch geschafft“, verkündete Schulbürgermeisterin Isabel Fezer in der gestrigen Sitzung des Verwaltungsausschusses im Gemeinderat. Den Anstoß gab offensichtlich die Podiumsdiskussion im April in der Aula der Steinenbergschule. Kultusministerin Susanne Eisenmann hatte damals die Tür für die Gründung eines Gymnasiums auf dem Steinenberg einen fußweit geöffnet. Sie definierte während der Diskussion die Kriterien für die Einrichtung eines Gymnasiums wohlwollender als bisher. 60 Schüler erachtete sie als ausreichend, um ein Gymnasium gründen zu können. Die Schulverwaltung hat deswegen nochmals nachgerechnet, den Fuß in den Türspalt gesetzt und ihn noch weiter aufgestoßen.

 

Der Schulentwicklungsplanbereich Oberer Neckar setzt sich aus den vier Oberen Neckarvororten mit insgesamt sieben Grundschulen zusammen. Bei einer durchschnittlichen Übertrittsquote von 53 Prozent von der Grundschule ins Gymnasium gehen die Statistiker von einem Schüleraufkommen von 190 bis 200 Kindern aus, die pro Jahr auf ein Gymnasium wechseln wollen. Derzeit biete das Wirtemberg-Gymnasium regelmäßig vier Eingangsklassen an. „Allerdings nutzt das Untertürkheimer Gymnasium zurzeit sechs mobile Unterrichtsräume. Die Nutzung dieser Interimsbauwerke können wir jedoch nicht unendlich lange genehmigen. Weshalb wir auch langfristig nach Lösungen suchen müssen“, so Fezer.

Bedarf vorhanden

Das bedeutet: Mittelfristig sind nur noch Kapazitäten für 105 Schüler. Subtrahiert man diese 105 plus weitere 30 Schüler, die auf ein Privat- oder anderes Gymnasium gehen wollen, von den 200 Viert- oder Fünftklässlern im Planbereich Oberer Neckar, die wechseln wollen, bleiben 60 bis 65 Kinder, die noch zu versorgen sind. Auf Aufnahme in benachbarte Gymnasien können sie kaum hoffen. Das Geschwister-Scholl-Gymnasium und die Cannstatter Gymnasien platzen aus allen Nähten. Sie werden künftig keine Kinder aus den Oberen Neckarvororten mehr aufnehmen können, prognostizieren die Schulexperten. „Der Bedarf für ein weiteres Gymnasium in den Oberen Neckarvororten ist also vorhanden“, konstatierte Fezer.

Zudem habe es auch bei der Schulleitung des Wirtemberg-Gymnasiums ein Umdenken gegeben. „In aktueller Abstimmung mit Schulleiter Bizer hat sich eine grundsätzliche Gesprächsbereitschaft im Hinblick auf die Option einer gymnasialen Außenstelle ergeben“, so Fezer. Als Schulbürgermeisterin zieht sie aus pädagogischen Gründen die Errichtung einer Außenstelle der Neugründung eines zweizügigen Mini-Gymnasiums vor. „Wir könnten dank des hervorragenden Wirtemberg-Gymnasiums ein breites und gutes fachliches Spektrum in Hedelfingen gewährleisten.“ Die Stadträte begrüßten diese positive Entwicklung einstimmig. „Die Staumauer scheint eingebrochen“, meinte Fred-Jürgen Stradinger (CDU). Gabriele Nuber-Schöllhammer (Grüne), Martin Körner (SPD) und auch Rose von Stein (Freie Wähler) plädierten dafür, dass die Lösung schnellstmöglich umgesetzt werden sollte.

Bezirksbeirat für zeitnahe Umsetzung

Ähnlich äußerten sich Hedelfingens Bezirksbeiräte in einer gemeinsamen Erklärung. Sie bitten Fezer, sich „ um eine Bereitstellung der dringend benötigten Gymnasialplätze in den Oberen Neckarvororten zu kümmern und einen konkreten Umsetzungsvorschlag bis zum Jahresende vorzulegen“. Die Sorge der Hedelfinger gilt einem Absatz in der Vorlage. Demnach soll die Außenstelle des Gymnasiums frühestens nach Ende einer interimistischen Auslagerung der Grund- und Werkrealschule Wangen auf den Steinenberg realisiert werden. Dadurch würden nochmals vier bis fünf Jahre ins Land ziehen. Deswegen fordern die Bezirksbeiräte die Weiterentwicklung der Schulstandorte am Steinenberg und Wilhelmsschule Wangen parallel voranzutreiben. „Die Schaffung der dringend benötigten Gymnasialplätze darf nicht durch andere Projekte zu Lasten der Eltern verzögert werden“, so die Bezirksbeiräte. Sie machen einen Vorschlag: Interimsweise könnte die Wangener Schule die Klassenräume im Bürgerhaus „Alte Schule“ nutzen. Fezer versprach, diese Möglichkeit zu prüfen und „sich mit den Verantwortlichen des Wirtemberg-Gymnasiums schnell auf den Weg zu machen, ein pädagogisches Konzept zu erarbeiten.“