Einigen älteren Fabrikgebäuden sieht man an, dass Läpple schwere Zeiten hinter sich hat. Doch jetzt investiert der Zulieferer kräftig – sowohl in die Ausstattung als auch in Technologie.

Heilbronn - Viele Mittelständler und Handwerker im Südwesten klagen darüber, dass sie Lehrstellen nicht besetzen können. Diese Sorgen hat Läpple nicht. Im Gegenteil: Der Zulieferer aus Heilbronn wird von jugendlich Interessierten geradezu überschwemmt. 1200 Bewerbungen seien für das vergangene Lehrjahr eingegangen, bestätigt Klemens Schmiederer, der Sprecher des Läpple-Vorstands. Dabei hat das Familienunternehmen „nur“ 120 Azubis, also etwa 40 Plätze werden pro Lehrjahr vergeben. „Die jungen Leute kommen gerne zu uns“, sagt Schmiederer. „Die Leistung, die hier erbracht wird, spricht sich rum“, fügt er hinzu. Einen handfesteren Grund für das große Interesse an der Läpple-Ausbildung bleibt er schuldig.

 

Unter zehn Ausbildungsberufen können junge Menschen wählen – das Angebot reicht von Industriemechaniker, über den Elektroniker für Betriebstechnik, den Produktdesigner bis hin zum Informatikkaufmann. Das Besondere bei Läpple: Das Unternehmen deckt mit der Ausbildung nicht nur den eigenen Bedarf, sondern bildet auch für Unternehmen in der Region aus. 30 externe Azubis hat das Familienunternehmen derzeit, damit seien die Kapazitäten ausgeschöpft, sagt Schmiederer. Dass Aus- und Weiterbildung einen hohen Stellenwert bei den Heilbronnern hat, weiß auch die Bundesagentur für Arbeit – und beauftragt Läpple mit Umschulungen. 160 Menschen erhalten dort eine Weiterbildung. Besonders stolz ist Stephan Itter, der kaufmännische Läpple-Vorstand, über deren Erfolgsquote. Mehr als 90 Prozent der Umschüler würden anschließend eine Stelle im ersten Arbeitsmarkt finden.

Läpple modernisiert den Stammsitz

Auch wenn die Läpple Aus- und Weiterbildung ein kleiner Geschäftsbereich der Heilbronner ist, so ist er doch überaus wichtig, denn das Familienunternehmen, dass vor einigen Jahren noch tief in der Krise steckte, modernisiert derzeit nicht nur die Büros und die Gebäude, sondern baut auch Kapazitäten aus. 20 Millionen Euro hat Läpple im Jahr 2017 investiert.

Vor Kurzem erst wurde eine neue Produktionshalle in Betrieb genommen, die 5000 Quadratmeter groß ist. Hier werden Pressteile für Autohersteller – Türen oder Böden – gefertigt. Während Läpple in der Vergangenheit meist nur einzelne Teile gepresst hat, heißt das Ziel nun, die Kunden mit Systemen zu beliefern. So wird ein Fahrzeugboden aus etwa 50 Einzelteilen zusammengenietet oder -geklebt, erläutert Schmiederer. 50 Roboter in der neuen Fabrikhalle übernehmen diese Arbeit. Gefertigt wird nach Kundenbedarf. Gerade mal ein bis eineinhalb Tage liegen die Pressteile auf „Lager“, bis sie auf einen Lkw verladen und an die Produktionsbänder der Kunden gefahren werden. Und die Kunden sitzen im Umkreis der Läpple-Standorte – etwa in Neckarsulm oder in Stuttgart. Stolz sind die Läpple-Vorstände, dass sie einen Kunden nach mehreren Jahren wiedergewinnen konnten: Daimler.

Neue Kunden in China

Während Läpple mit seinem Autogeschäft vor allem im Inland tätig ist, sucht der Bereich Fibro neue Kunden im Ausland. Fibro ist unter anderem im Bereich Rundtische tätig, auf denen Werkstücke, die bearbeitet werden sollen, montiert sind. Diese Tische können je nach Bedarf gedreht und geschwenkt werden, um Werkstücke leichter bearbeiten zu können. Vor Kurzem hat Läpple eine Vertriebstochter in Polen eröffnet. In den nächsten Jahren sollen Produktionen in Indien und China aufgebaut werden.

Läpple hat 2017 den Umsatz leicht auf 443 (Vorjahr: 439) Millionen Euro gesteigert. Rund die Hälfte davon entfällt auf den Bereich Automobil. Ergebniszahlen veröffentlicht das Unternehmen nicht. Nur so viel: Die Umsatzrendite bewegt sich im Zielkorridor zwischen fünf und sieben Prozent. Läpple beschäftigt 2500 Mitarbeiter, das sind 150 mehr als vor einem Jahr. 400 davon sind am Stammsitz Heilbronn tätig. Ende des Jahres läuft ein Beschäftigungssicherungsvertrag aus, nachdem die Beschäftigten unter anderem länger arbeiten (ohne Lohnausgleich). Der Vertrag soll neu verhandelt werden.