Beziehungen Peking blickt auf Tuvalu

Tuvalu gehört zu den kleinsten Demokratien der Welt. Nach den Wahlen in dieser Woche blickt das riesige China mit großem Interesse auf den Inselstaat im Pazifik. Das hat Gründe.
Stuttgart - So ganz einfach ist es nicht, von Europa aus nach Tuvalu zu kommen. Da ist zunächst der Flug nach Hongkong, der etwa elf Stunden benötigt. Dann geht es weitere zehn Stunden bis auf die Fidschi-Inseln und von dort – mit Zwischenstopp – gelangt man endlich auf den Inselstaat im Pazifik, der bis zu seiner Unabhängigkeit von Großbritannien 1978 Ellice Islands hieß. Tuvalu hat nicht ganz 11 000 Einwohner und würde mit seiner Fläche von knapp 26 Quadratkilometern etwa 650 mal in die Fläche Pekings passen. Und genau dort, in der chinesischen Hauptstadt, schaut man gerade ganz genau, was in Tuvalu geschieht.
In Tuvalu gibt es keine Parteien
Denn in einer der kleinsten Demokratien der Welt ist gerade gewählt worden. In Tuvalu gibt es keine Parteien, die 16 Mitglieder des Parlamentes werben in Wahlbezirken, in denen man sich kennt, in denen Familienbande und Freundschaften etwas zählen. Nun haben es sieben Neulinge unter die Abgeordneten geschafft, und alles steht zur Disposition. Noch ist unklar, wer Parlamentssprecher wird oder Premierminister. Immerhin so viel ist klar: Enele Sopoaga, der Ministerpräsident mit der bisher zweitlängsten Amtszeit, ist wieder mit dabei. 491 Stimmen reichten zur Wiederwahl. Ob Sopoaga wieder Premier wird ist völlig offen. Peking wünschte sich sicher jemand anderen auf diesem Posten.
Das Kürzel „tv“ ist international gefragt
Enele Sopoaga gilt nämlich als ein großer Fan von Taiwan – und Tuvalu ist eines der 17 Länder, die Taiwan offiziell anerkennen. Auch dieses Bündnis steht nun zur Debatte. Und weil die Beziehungen zwischen Peking und Taipeh derzeit eher angespannt sind, ist Peking nicht abgeneigt, Ländern, die die Seite wechseln, finanziell entgegen zu kommen. Haupteinnahmequellen in Tuvalu sind der Fischfang und die Vergabe des Domainkürzels „tv.“ im Internet. Daran haben Fernsehstationen in aller Welt Interesse. Taiwan unterstützt den Inselstaat mit rund sieben Millionen Dollar pro Jahr. Das ist etwas weniger als Peking gerade den Salomon-Inseln geboten hat. Die wollen in den nächsten Wochen entscheiden, ob sie an Stelle Taiwans künftig das Festlandchina anerkennen. Die Salomon-Inseln liegen rund 2000 Kilometer weiter westlich von Tuvalu und sind ähnlich schwer zu erreichen.
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