Rohdiamant oder nicht? Wenn es um den Veielschen Garten geht, sind das Stadtplanungsamt und das Gartenamt unterschiedlicher Ansicht. Was aus der Grünfläche werden könnte, zeigen Entwürfe von Sudenten der Nürtinger Hochschule für Wirtschaft und Umwelt.

Bad Cannstatt - Von außen kaum einsehbar und drinnen nicht mehr viel dran. So wirkt der Veielsche Garten, wenn angehende Fachleute – wie zum Beispiel Studenten der Nürtinger Hochschule für Wirtschaft und Umwelt – mit dem „auswärtigen Blick“ auf das rund 1,5 Hektar große Areal schauen. Und sie tun das durchaus etwas ungläubig; schließlich handelt es sich bei dieser von prächtigen Bäumen umfassten Grünfläche um einen „Rohdiamanten, der eine zweite Chance verdient hat“. Wie diese zweite Chance aussehen könnte, dazu lieferten die Studenten kürzlich in einer gemeinsamen Sitzung von Bezirksbeirat und Jugendrat erste Ideen.

 

Dass hier tatsächlich ein „Gestaltungsdefizit besteht“, betonte auch Ulrich Dilger vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung. Wobei er nicht verschwieg, dass hier ein Dissens mit dem Garten- und Friedhofsamt besteht. Dieses sehe keinen Handlungsbedarf. Doch Dilger kennt das Thema. Er war schon dabei, als vor gut zwei Jahren im Bezirksbeirat der dramatische Schwund an Spielfläche für Kinder und Jugendliche in Cannstatt auf der Tagesordnung stand – mit dem Seelberg an der Spitze der negativen Entwicklung. Der Bezirksbeirat hatte damals konstatiert, dass „dringend etwas getan werden muss“. So wurde das Pilotprojekt „Kinder- und Jugendgerechte Quartiersplanung“ ins Werk gesetzt. In dessen Folge befassten sich die Nürtinger Studenten mit dem Areal, und von den neun fertig ausgearbeiteten Entwürfen wurden nun drei als Wettbewerbssieger vorgestellt.

Drei Entwürfe stehen zur Diskussion

Die drei Entwürfe verfolgen einen jeweils eigenen Ansatz. Gemeinsam ist ihnen, dass sie den Grüngürtel ringsum erhalten wollen und das Gelände in verschiedene Areale gliedern. Zentral sind jeweils eine große Grünfläche, die unterschiedlich genutzt werden kann. Hinzu kommen unterschiedlich gestaltete Spielflächen.

Dann aber sind die Gestaltungsansätze auf charakteristische Weise verschieden. „Urbane Natürlichkeit“ ist so das Thema der Drittplatzierten, die auch eine Wildblumenwiesen vorschlagen. Nicht zuletzt aber soll der Garten durch eine Neuordnung des Wegenetzes eine neue Struktur erhalten. Zentraler Punkt: Der Gehweg an der Waiblinger Straße soll künftig durch das Gelände geführt werden.

Große Würfel als Fitness-Objekte

„The Crazy Cube Garden“ spielt leitmotivisch mit Großwürfeln, die als Sitzgelegenheiten, Fitness-Objekte oder gar als Café dienen. Hinzu kommen Parcours für Radler und Skater. Ganz andere Wege geht der Siegerentwurf: „Second-Hand-Garden“ spielt ideenreich mit den Motiven Recycling und Nachhaltigkeit, einem Bereich für Urban Gardening mit Hochbeeten inklusive.

Die Entwürfe erhielten starken Beifall, wobei sich die beiden Wortmeldungen aus dem Jugendrat relativ klar für den zweitplatzierten Entwurf aus. Ein junger Mann meinte aber, dass „Jungs hier mehr geboten werde als den Mädchen“.

Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler stellte klar, dass es sich hier um „Anregungen für eine Diskussion“ handle und betonte den amtlichen Dissens: „Der Widerspruch ist deutlich: eine attraktive Sache draus machen oder es lassen wie es ist.“ Nun aber liege der Ball auch beim Jugendrat: „Ihr müsst das jetzt diskutieren und uns dann sagen, wie ihr die Sache seht.“