Mehrere Initiativen haben sich Gedanken gemacht, wie sie Radfahren im Stuttgarter Westen attraktiver machen können.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-West - An vielen Ecken im Stuttgarter Westen geht es so eng zu, dass Autofahrer, Radler und Fußgänger sich häufig ins Gehege kommen. Umgekehrt wird Radfahren bei den Stuttgartern aber immer beliebter. Verkehrszählungen melden steigende Zahlen. Der Gemeinderat hat im Februar mehrheitlich dafür gestimmt, Stuttgart zu einer richtigen Fahrradstadt zu machen. So soll der Radverkehr langfristig dann um die 25 Prozent am Gesamtverkehr ausmachen.

 

Im Stuttgarter Westen haben sich einige Initiativen und Organisationen Gedanken gemacht. Wie kann der Westen fahrradfreundlicher werden? Der ADFC, der Verkehrsclub Deutschland, die Naturfreunde Radgruppe Stuttgart und die Stadtteilinitiative Stadtraum West haben ein Konzept ausgearbeitet. Diese Woche haben sie es im Bezirksbeirat West präsentiert. „Der Westen bietet viele Spielräume für Radfahrer“, sagte Eckhard Ernst von der Initiative Stadtraum West in der Sitzung.

In drei Gruppen haben die Initiativen die Radler klassifiziert

In ihrem Konzept haben sie drei Gruppen unterschieden: die Berufsradler, die recht routiniert unterwegs sind; dann die „schützenswerten Radler“ wie kleine Kinder und Senioren; die dritte Gruppe sind die Freizeitradler, zu denen sie auch Rennradler zählen. Das Ziel der Gruppen: „Für alle soll Fahrrad fahren im Westen attraktiver werden“, sagte Ernst weiter. Deshalb haben sich die Organisationen mit Gegebenheiten, Potenzialen und Missständen des Radverkehrs im Stuttgarter Westen beschäftigt. Sie weisen auf Orte hin, an denen Autos oder Roller häufig auf Radwegen parken oder wo Baustellen für einen längeren Zeitraum den Radverkehr behindern. Sie fordern Fahrradstraßen für den Bezirk.

Beliebte Straßen seien bei Radlern die obere Vogelsang- und die Hasenbergstraße sowie die Johannesstraße. Ernst betont, es handele sich dabei eher um die ruhigeren Straßen, auf denen es sich auch jetzt schon gut radeln lasse. Eine Idee der Initiative ist deshalb auch, in mehr Straßen eine Verkehrsberuhigung herbeizuführen. An einigen Stellen sei auch Tempo 20 für alle Verkehrsteilnehmer vorstellbar.

Grüne und Linke begrüßen das Radkonzept für den Westen

Reiner Nitsche (Grüne) unterstütze den Vorstoß der Initiative. „Viele meiner Nachbarn sagen, sie würden gerne Radfahren, hätten aber hier in Stuttgart Angst davor.“ Und das Ziel der Stadt sei ja eben den Radverkehr bis 2030 um 20 Prozent zu steigern. „Da gilt jetzt dalli, dalli.“ Auch Paul Russmann (SÖS/Linke-plus) unterstützte das Konzept, weil „Autofahrer nehmen sich immer noch den Vorrang“. Radfahrer und Fußgänger hätten zu wenig Platz. „Die müssen mit den Autofahrern auf Augenhöhe kommen“, sagte Russmann und ergänzte: „Wir finanzieren die Straßeninfrastruktur auch mit, nicht nur Autofahrer.“

Für Bezirksvorsteher Reinhard Möhrle (Grüne) ist klar, „dass wir beim Radverkehr weiterkommen müssen“. Einfach einen Entwurf an die Verwaltung zu geben, sieht er kritisch: „Da fließt unsere Kompetenz hier nicht mit ein.“ Auch wolle man ja kein komplett neues Konzept. Es soll auf Basis dessen erarbeitet werden, was in der Stadt und besonders natürlich im Westen an Infrastruktur ja schon vorhanden ist. „Da überlegen wir, wie wir das weiterentwickeln können“, sagte Möhrle abschließend. Konkret wollte man aber darüber im Verkehrsausschuss West beraten.

CDU kritisiert fehlende Zahlen und Statistiken

Roland Stricker (CDU) wiederum kritisierte das Konzept als zu oberflächlich: „Sie haben sehr viel gesprochen, aber sehr wenig gesagt.“ Außerdem höre er immer Leute darüber schimpfen, weil Parkplätze wegfielen. Auch fehlten im Zahlen und Statistiken zu den benannten Problemen.

Gisela Stauss-Balbach (Freie Wähler) äußerte sich ebenfalls kritisch. Im Westen gebe es so viele Einbahnstraßen. „Warum muss der Autoverkehr denn auf den Hauptstraßen überhaupt von Radfahrern belästigt werden?“ Aus ihrer Sicht könnten die in den Nebenstraßen fahren.