Anwohner klagen, dass immer mehr Raser von außerhalb auf dem Schleichweg zwischen Sillenbuch und Rohracker unterwegs sind und Fußgänger und Radfahrer gefährden. Dabei ist der schmale Weg für Auswärtige eigentlich gesperrt.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Sillenbuch - Wenn die Kinder von Susanne Hey'l auf der Straße spielen, lässt die Mutter sie keine Sekunde aus den Augen. „Es wird immer schlimmer“, klagt die 39-jährige Anwohnerin über Raser auf dem Hohlweg zwischen Sillenbuch und Rohracker, sie würden immer dreister. Dabei dürften sie die Straße nicht einmal im Schneckentempo befahren: Außer für Anwohner und Gartenbesitzer ist der Hohlweg nämlich gesperrt. Eigentlich.

 

Im Berufsverkehr interessiert sich dafür offenbar kaum jemand. Und wenn sich auf der Kirchheimer Straße Stoßstange an Stoßstange reiht, ist das Wegchen, das nicht einmal über Gehwege verfügt, eine beliebte Ausweichmöglichkeit.

Dass der Schleichweg auch von Nicht-Anliegern genutzt wurde, erzählt die Anwohnerin Hey'l, war schon vor fünf Jahren so, als sie mit ihrem Mann dorthin gezogen ist – an die Tuttlinger Straße, die in den Hohlweg übergeht. Seitdem sei es aber kontinuierlich schlimmer geworden. Nicht nur die Frequenz, sondern auch die Dreistigkeit der Autofahrer habe zugenommen. „Als ich im Sommer zusammen mit einer Nachbarin aus Verzweiflung Autos angehalten und die Fahrer angesprochen habe, wurden wir wüst beschimpft“, erzählt Hey'l.

Dreiste Autofahrer

Darum läuten jetzt auch bei den Bezirksbeiräten in Sillenbuch und Hedelfingen die Alarmglocken. Betroffen von dem Verkehrsproblem sind nämlich Anwohner aus beiden Stadtbezirken. In einer außerordentlichen Sitzung wollen die Lokalpolitiker sich gemeinsam an einen Tisch setzen und mögliche Lösungen diskutieren.

Ein Termin für das Treffen ist noch nicht gefunden. Angedacht ist aber, die Krisensitzung noch im November zu machen. Da die Sitzung öffentlich sein und Bürger beteiligt werden sollen, muss auch noch ein geeigneter Veranstaltungsort gefunden werden. Für denkbar hält der Sillenbucher SPD-Fraktionssprecher Ulrich Storz die Alte Kelter in Hedelfingen. „Ich werde schauen, ob das dort möglich ist“, sagte er in der Bezirksbeiratssitzung vergangenen Mittwoch.

Keine Patentlösung

Storz war es auch, der im vergangenen Jahr einen Geschwindigkeitsmesser an dem Hohlweg angebracht hat. Obwohl die Geschwindigkeitsbegrenzung – für Anwohner und Stückchenbesitzer – bei 30 Kilometern pro Stunde liegt, wurden vereinzelt Werte von über 70 Kilometer in der Stunde gemessen. Die Messung habe anhand der Kennzeichen außerdem gezeigt, dass die Verkehrssünder vor allem aus dem Umland kommen, so Storz.

„Das Problem ist aber nicht die Geschwindigkeit, sondern die hohe Zahl der Fahrzeuge“, sagt Storz. Weil die Wege sehr eng sind, sei die Straße für Fußgänger oder Radfahrer kaum noch nutzbar. Wie viele Fahrzeuge genau die privat betriebene Messung gezählt hat, will er noch nicht sagen, da die Stadt gerade eine offizielle Messung vor Ort vornimmt.

Eine Patentlösung, die die offenbar gefährliche Situation entschärfen könnte, scheint es nicht zu geben. In der Vergangenheit wurden verschiedene Möglichkeiten angedacht. Zum Beispiel eine Schranke. Der Bezirksbeirat Storz favorisiert diese Lösung. Andere fanden jedoch, dass die Idee wegen der Verwaltung des Schlüssels zu aufwendig sei.

Beim Thema Bodenschwellen, um die Raser abzubremsen, äußerten Anwohner Bedenken wegen des Lärms beim Anfahren der Autos. Und auch verschärfte Kontrollen durch die Polizei sind keine Garantie, den Verkehr dauerhaft zu beruhigen. Einerseits haben die Beamten nur wenige mobile Blitzer, andererseits bezweifeln manche Anwohner, ob das überhaupt etwas nützen würde. „Wenn es dann einen Strafzettel für 15 Euro gibt, ist das ja gerade mal das Benzingeld“, sagt etwa die Anwohnerin Susanne Hey'l.

SPD fordert Schranke

Die Sillenbucherin hält es darum für denkbar, das Tempolimit massiv runterzusetzen und die Zone 30 auszuweiten. Das würde zwar den Schleichverkehr nicht beseitigen. „Aber wer dann rast, kriegt den Führerschein weg“, sagt Hey'l.

Bis irgendeine Lösung Früchte trägt, kann Hey’l wohl nur eines tun: „Ich schärfe meinen Kindern ein: Seid vorsichtig auf der Straße. Bei unserer fünfjährigen Tochter klappt das sehr gut. Aber unser zweijähriger Sohn kann die Gefahr noch nicht wirklich einschätzen.“