Beim Thema Gleisarbeiten an der Heilbronnerstraße brodelt es im Bezirksbeirat.

Stuttgart - Wegen des Straßenlärms war die Tür vom Info-Laden an der Nordbahnhofstraße zu. Deshalb ist es schweißtreibend heiß, bis Punkt vier der Tagesordnung in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats zum Aufruf kommt: „Berichterstattung zu den Baumaßnahmen an den Gleisen der Linie U 5“. Das klingt nicht so, als könnte das auch noch die Gemüter erhitzen. Doch genau das ist in etwa der 60. Minute passiert. Grund ist, dass die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) mit dem Leiter der Gleisanlagen, Alexander Schirling, „nur“ einen Ersatzspieler statt den Kapitän aufs Feld geschickt haben.

 

Schirling agiert bei seinem Einsatz auf weiten Strecken solide und erläutert, was in den Sommerferien gemacht wird: Gleiserneuerung an der Heilbronner Straße auf einer Strecke von 1300 Metern, Abbau der Weichen an der Ecke Heilbronner-/Friedhofstraße und Betonarbeiten auf der Löwentorbrücke. Während der Arbeiten, die so lang wie die Ferien dauern, wird auf der Heilbronner Straße jeweils die linke Fahrbahn stadtein- und stadtauswärts ab Friedhofstraße bis Löwentorbrücke gesperrt. Die Stadtbahnen werden über die Nordbahnhofstraße umgeleitet. Vom Pragsattel zum Hauptbahnhof runter und hoch werden Busse eingesetzt. Gearbeitet wird an sieben Tagen in der Woche von 7 bis 20 Uhr.

Große Probleme sieht Schirling nicht, weil der Verkehr in den Sommerferien um 25 Prozent zurückgeht. Die sieht der Bezirksbeirat aber sehr wohl, weil zeitgleich mit der Gleissanierung an der Heilbronner Straße die Fahrbahnen in der Birkenwaldstraße erneuert und die Straße vier Wochen lang voll gesperrt werden soll und sich dann der gesamte Verkehr staut.

CDU: „SPD schafft, was dem Bezirksbeirat nicht gelungen ist“

Auf einen entsprechenden Einwurf aus dem Gremium muss Schirling passen – und aus war’s mit dem klaren Spielaufbau von Frage und Antwort. Timo Haug (CDU) holt sich den Ball, „beglückwünscht“ mit ironischem Unterton die SPD, dass es ihr gelungen ist, mit dem Planungschef Volker Christiani einen Spielmacher der SSB für ihre Diskussionsveranstaltung „Liebe SSB, wir müssen reden“ zu gewinnen. „Etwas, was der Bezirksbeirat bis heute nicht geschafft hat“, stellte er mit Blick auf die von seiner eigenen Partei nominierte Bezirksvorsteherin Sabine Mezger fest. Das Foul aus der eigenen Mannschaft kontert die mit dem Argument, dass sie immer wieder Anläufe unternommen habe, SSB-Chef Wolfgang Arnold einzuladen, damit er zur Entwicklung des Bus- und Bahnverkehrs im Norden Stellung bezieht. „Über den Terminkalender von Herrn Arnold kann ich nicht entscheiden“, kickt sie den Ball ins Feld zurück. Anna Kedziora (FW) zeigte der SSB die gelbe Karte für die geringe Wertschätzung gegenüber dem Bezirksbeirat: Sie wisse gar nicht mehr, „wie der Herr Christiani aussieht“, da er sich in den neun Jahren ihrer Tätigkeit als Beirätin nur in ihrer ersten Sitzung gezeigt habe. Die SPD lässt ihrem Triumph einen Angriff folgen: „Kommt doch in unsere Veranstaltung, dann seht ihr den Mann und erfahrt noch mehr“, witzelt Sebastian Sage. Die Spieler von Linksaußen verhalten sich sich eher defensiv: Jürgen Klaffke (SÖS /Linke-plus) fordert mehr Sicherheit für die Fußgänger durch eine optimalere Ampelschaltung an der Haltestelle Eckartshaldenweg. Darin wird er von Bertram Wohlfahrt (Grüne) unterstützt. Und damit war Schirling wieder am Ball und gab ans Tiefbauamt ab: „Dafür sind die zuständig“. Den Platz verlässt Schirling dann unter Applaus und mit der Versicherung. dass das aus dem Ruder gelaufene Spiel nichts mit ihm zu tun habe.

Das Ergebnis: Mit einem einstimmig gefassten Antrag, in dem SSB und Stadtverwaltung aufgefordert werden, die Baumaßnahmen in der Birkenwaldstraße so zu gestalten, dass der Betrieb der Buslinie 44 aufrecht erhalten werden kann, endet alles als Freundschaftsspiel. Außerdem hat SSB-Chef Arnold der Bezirksvorsteherin am nächsten Tag versprochen, nach der Sommerpause zu allen offenen Fragen ÖPNV-Experten in den Beirat zu schicken, weil die im Detail besser Bescheid wissen. Und Volker Christiani ließ wissen, dass er auch eine Einladung der CDU annehmen würde.