Der TSV Plattenhardt meldet sich im Gipfelduell stark zurück. Auch zwei andere Filderteams siegen.

Lokalsport : Franz Stettmer (frs)

Filder - Krise beendet, Angriff des Verfolgers abgewehrt – nach dreiwöchiger Durststrecke ist der TSV Plattenhardt der große Gewinner des elften Spieltags in der Stuttgarter Fußball-Bezirksliga. Mit einem 3:1-Sieg im Gipfelduell in Sillenbuch haben die Weilerhau-Kicker die Verhältnisse an der Tabellenspitze fürs Erste wieder klar gestellt. Die unausgesprochene Botschaft vom Sonntag lautet: die Nummer eins in dieser Saison sind wir, kein anderer! Punkt. Ende der Durchsage. Freilich: im Hochgefühl befinden sich auch noch zwei andere Filderteams. Auch der SV Vaihingen und der plötzlich wiederbelebte TSV Bernhausen lassen aufhorchen – Letzterer trotz eines Schockurteils am grünen Tisch.

 

SV Sillenbuch – TSV Plattenhardt

Die meisten Blicke gingen diesmal aber auf die Partie beim SV Sillenbuch, klar. Zweiter gegen Erster, kesser Verfolger gegen Titelfavorit – die Begegnung, in der es zu einer Wachablösung auf Platz eins hätte kommen können. Hätte, Konjunktiv. Tatsächlich ist die Revolution ausgeblieben. Vor allem deshalb, weil die Gäste vom TSV Plattenhardt nicht bereit waren, entsprechend mitzuspielen. Passend zum bisherigen Höhepunkt der Saison hat sich der wankende Riese in alter Meisterform zurückgemeldet. Krise? Welche Krise!? „Die Mannschaft hat wieder das gezeigt, was ihr zuletzt etwas abhanden gekommen war: Jeder hat für jeden gearbeitet und gekämpft“, sagt der Trainer Steffen Küttner.

Und einer wartete schließlich mit dem nötigen Killerinstinkt auf. Als das ebenso temporeiche wie fußballerisch gutklassige Schwergewichtsduell bereits in eine Punkteteilung zu steuern schien, schlug Ali Parhizi zu. Nach einem Fehlpass des Sillenbuchers Michael Neumaier war der Routinier kühl zur Stelle. Ein Dribbling, ein satter Flachschuss – die Führung, der Sieg des alten und neuen Spitzenreiters, der das Spiel damit gedreht hatte. Zur Halbzeitpause waren Küttner und die Seinen trotz Feldvorteilen noch hinten gelegen, resultierend aus einem Traumfreistoßtreffer von Fabian Geißel. Den Ausgleich hatte kurz nach dem Seitenwechsel Dennis Kattenberg erzielt. Mit dessen Beförderung in die Startelf bewies sein Coach also ein glückliches Händchen.

Für die Sillenbucher Gastgeber blieb derweil nur der Trost, zu einem attraktiven Schlagabtausch beigetragen zu haben. „Ein tolles Spiel, nur leider mit dem für uns falschen Ergebnis“, sagt der Küttner-Gegenüber Zvonimir Topalusic. Fest steht für ihn: „Plattenhardt war unser bisher eindeutig stärkster Gegner in dieser Saison.“ Einer, gegen den Topalusic und Co. zwischendurch bereits das vermeintliche 2:0 bejubelt hatten – bis der Schiedsrichter bei Louis Schmidts Kopfball auf Abseits entschied. Aus dem gleichen Grund blieb auf der anderen Seite auch einem zweiten Kattenberg-Treffer umstritten die Anerkennung verwehrt.

Fazit: nach Abseitstoren 1:1, nach regulären Toren 1:3. „Das tut gut“, sagt Küttner, dessen Mannschaft nun sechs Punkte vor ihrem Widersacher liegt – und die somit wieder gestärkt ins folgende Filderstädter Derby beim TSV Bernhausen geht.

TSV Bernhausen – TSV Musberg

Letzterer, der TSV Bernhausen, setzte das zweite Zeichen des Spieltags. Bei ihm verheißt es: hurra, wir leben noch! Seit der Trennung von dem Trainer Peter Weinmann ist einem zuvor zunehmend verzagt wirkenden Ensemble tatsächlich die Trendwende geglückt. War das 1:1 vor Wochenfrist beim MTV Stuttgart bereits ein ermutigender Anfang, ließen die Fleinsbachkicker nun im Derby gegen den TSV Musberg einen 3:1-Sieg folgen, mithin die ersten Heimpunkte der Saison. „Ein Riesenlob an die Jungs. Endlich einmal hat sich die Mannschaft für den betriebenen Aufwand belohnt“, sagt Konstantinos Kalantidis, der inzwischen zusammen mit dem Keeper Serdar Kurt als Weinmann-Nachfolger fungiert.

Verzeihen mag der Anhang dabei die Mittel. Dass man mit Abwehrbeton und Kontertaktik keinen Schönheitspreis gewinnt, das weiß natürlich auch Kalantidis – dafür aber vielleicht die erforderlichen Zähler im Kampf gegen den Abstieg. Und allein um die geht es ja noch. Aktuell jedenfalls ging der Plan schon in der ersten Hälfte auf. In der stellte Manuel Frommelt die Weichen für die Bernhausener. Erst erzielte der 29-Jährige nach Vorarbeit von Emilio Padalino das Führungstor, dann war er nur per Foul zu stoppen. Den fälligen Elfmeter verwandelte Onur Aycil. Mit diesem Polster im Rücken machten Kalantidis’ Kicker vollends die Schotten dicht – und der eigentlich für seine Offensivstärke bekannte Gegner biss sich am Bollwerk die Zähne aus.

„Die Bernhausener Spieler haben gekämpft wie die Wilden“, sagt der Musberger Trainer Ralf Martins, „uns haben demgegenüber die geistige Frische und der letzte Wille gefehlt.“ 80 Prozent seien halt nicht genug. Selbst nicht in Überzahl. 50 Minuten lang hatte der bislang so starke Aufsteiger einen Mann mehr auf dem Platz, nachdem der Gastgeber-Akteur Sascha Beck für die Kombination aus Foul und Meckern Gelb-Rot gesehen hatte. Doch gereicht hat es für uninspiriert drängende Musberger nur zum zwischenzeitlichen Anschlusstor durch den Kapitän Lukas Zug, ebenfalls per Strafstoß.

Becks Aus bedeutete für den TSV Bernhausen indes den einzigen echten Wermutstropfen des Nachmittags. Der Mittelfeldmann ist somit der nächste Gesperrte – nach Veli Celik. In dessen Fall hat das Sportgericht einen Einspruch der Filderstädter abgelehnt. Heißt: Celik bleibt für sage und schreibe zehn Spiele auf Eis gelegt. Am vierten Spieltag hatte er in Untertürkheim für einen angedeuteten Kopfstoß Rot gesehen und sich danach zunächst geweigert, den Platz zu verlassen.

GFV Ermis Metanastis Stuttgart – SV Vaihingen

Mitmachen darf der Abwehrrecke erst wieder am 8. Dezember gegen den SV Vaihingen. Jener demonstriert einstweilen weiter eindrucksvoll, dass er einen Wandel von der anfänglichen Schießbude zum gefährlichen Gegner vollzogen hat – aktuell nachzufragen beim amtierenden Vizemeister GFV Ermis Metanastis Stuttgart. Der bekam am Sonntag auf eigenem Platz eine Lektion erteilt. Endstand: 5:2 für die Vaihinger. Im Stile eines Überfallkommandos rollte die Mannschaft des Trainers Stephan Tregel über ihren Kontrahenten hinweg, sodass der Coach frohlockt: „Die Jungs brennen. Es macht gerade richtig Spaß mit diesem Team.“

Vor allem einer spielte entfesselt auf. Thomas Drephal glänzte als Doppeltorschütze, der einen weiteren Treffer vorbereitete. In Front brachte er die Seinen bereits nach sieben Minuten, nachdem ihm der Kapitän Max Schilling den Ball perfekt in den Lauf gepasst hatte. Tregels Erkenntnis: „Ermis hat offensiv richtig gute Spieler, defensiv aber das ein oder andere Manko.“ Das eigene Aufgebot deckte es schonungslos auf und verlängerte somit die Achterbahnfahrt der Griechen in dieser Saison. Gewonnen haben sie gegen die Spitzenteams aus Plattenhardt, Sillenbuch und des MTV – und Bruchlandungen hingelegt gegen die Außenseiter Bernhausen, Feuerbach und nun auch Vaihingen.

Spvgg Möhringen – MTV Stuttgart

Eben die Vaihinger haben zur Abstiegszone hiernach bereits eine Kluft von acht Punkten. Zum nach jetzigem Stand ersten Direktabstiegsplatz sind es gar zwölf Zähler. Jenen belegt weiter die Spvgg Möhringen. Deren Mannschaft wurde nach dem zuletzt ersten Saisonsieg sogleich unsanft auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Initialzündung zum Besseren? Irrtum. Gegen den MTV Stuttgart bewegte sich der Tabellenvorletzte zwar auf Augenhöhe, ging aber als 1:3-Verlierer vom erstmals im Spielbetrieb erprobten neuen Kunstrasen. Zum einen, „weil der Schiedsrichter zweimal komplett daneben lag“, wie der Trainer Karl-Heinz Fuhrmann meint. Jener habe „zwei meterweite Abseitstore“ des Gegners gelten lassen. So löste sich die Freude über Nils Große Scharmanns Blitzführungstor in Ärger auf. Zum anderen aber setzten die Möhringer halt auch ihre eigene Pannenserie fort. Eine Elf der Grünschnäbel auf Erkundungstour. „Wir haben in Steven Jordan und Marvin Kuhn gerade nur noch zwei Spieler auf dem Platz, die Führungsaufgaben übernehmen können“, sagt Fuhrmann, „die anderen müssen sich teils erst an den Männerfußball gewöhnen.“

Die Frage ist: wie viel Zeit bleibt ihnen noch, ehe es im Keller duster wird? Fuhrmann weiß: „Der Druck wird größer.“ Und auch die Nervenanspannung, wie das Beispiel Große Scharmann beweist. Der Torjäger sah dann in der Endphase zu allem Überfluss Gelb-Rot. Er hatte eine Ermahnung von Seiten des Unparteiischen mit höhnischem Applaus kommentiert.