Nicht nur dem Tabellenführer Plattenhardt verhagelt es an diesem Spieltag die Laune. Die Nachbetrachtung mit Fokus auf die Teams der Filderebene.

Lokalsport : Franz Stettmer (frs)

Filder - Danke für die Blumen, doch die Mimik war eher, als hätte man ihnen gerade einen Kübel ranziges Sauerkraut überreicht. Ja, die Fußballer des TSV Plattenhardt stehen seit Sonntag vorzeitig als Halbzeitmeister der Stuttgarter Bezirksliga fest. Aber wen interessierte es im Weilerhau, hatte der Spitzenreiter doch das Kunststück fertig gebracht, trotz viermaliger Führung beim Tabellenletzten Möhringen nicht als Sieger vom Platz zu gehen. Freilich: die Plattenhardter sind damit nicht die Einzigen, für die es am 13. Spieltag anders gelaufen ist als gedacht. Nachzufragen in Musberg, Sillenbuch und auch beim TSV Bernhausen. Letzterer, immerhin, hat die Trainerfrage bis zum Ende dieser Saison geklärt.

 

TSV Bernhausen – TV Zuffenhausen

Die Wunschlösung war nicht zu realisieren. Daraus macht Nikolaos Kalantidis, der Noch-Abteilungsleiter des TSV Bernhausen, keinen Hehl. Gerne hätten er und seine Mitstreiter ihren Torhüter Serdar Kurt zum alleinigen Coach befördert – das war der Konsens in einem Gremium der Verantwortlichen, in dem auch bereits die von März an wahrscheinlichen künftigen Fußballchefs Marcel Fenske und Joachim Epple mitwirken. Doch das erhoffte „Ja“ von Kurt blieb aus. Der Grund: dem 33-Jährigen wäre es schlicht zu viel geworden, nachdem er als DFB-Stützpunkttrainer bereits einen anderen fußballerischen Nebenjob hat.

Also hat man am Fleinsbach umdisponiert. Es greift Variante B. Jene verheißt: alles bleibt wie momentan – und zwar zumindest bis Juni, dem Ende der Saison. Aus dem aktuellen Ínterimsgespann wird ein Dauergespann: mit Kurt immerhin weiter als 50-Prozent-Führungskraft sowie aber dem Kalantidis-Filius Konstantinos als gleichberechtigtem zweiten Mann. „Somit ist jetzt Ruhe“, sagt Kalantidis Senior. Insgesamt sei die Entwicklung unter diesem Duo positiv – auch wenn es just am Sonntag in dessen noch kurzer Amtszeit den ersten eindeutigen Dämpfer gab. Im Kellerduell mit dem TV Zuffenhausen kamen die Bernhausener nicht über ein 1:1 hinaus. Bitter: es lief bereits die sechste Minute der Nachspielzeit, als ihnen der angepeilte Sieg noch aus den Händen glitt.

Nachdem die „Veilchen“ durch ein Kopfball-Eigentor in Führung gegangen waren, bescherte ein Elfmeter den Gästen den späten Ausgleich. Daniel Johne traf beim Klärungsversuch Ball und Gegner – der Schiedsrichter zeigte auf den Punkt. „Beschweren können wir uns nicht“, sagt der nun feste Trainer Konstantinos Kalantidis, „mit der gezeigten Leistung hätten wir die drei Zähler nicht verdient gehabt.“

Spvgg Möhringen – TSV Plattenhardt

Ein Remis also als gefühlte Niederlage – womit die Bernhausener an diesem Spieltag allerdings nicht alleine waren. Auch dem Nachbarn TSV Plattenhardt verhagelte es die Stimmung kurz vor Ultimo. Verantwortlich war der gegnerische Angreifer Peter Lettenbauer, der den Ball zum 4:4 über die Linie schob. Damit hatte eine achterbahngleiche Partie ihren finalen Höhepunkt – und war eines vollends klar: Der Letzte, die Spvgg Möhringen, hat tatsächlich den Ersten düpiert. Dessen Bilanz lautet: viermal geführt, viermal den Ausgleich kassiert. „Das ist sehr ärgerlich“, sagt der Trainer Steffen Küttner, ebenso wie die von ihm ausgemachte Ursache. „Bei uns“, moniert der Coach, „haben einige Prozent gefehlt, und so gewinnst du halt kein Spiel.“

Gereicht haben den Plattenhardtern schließlich selbst vier Torvorlagen eines Ali Parhizi und die Trefferdoppelpacks ihrer Angreifer Paulo Bayrak und Kevin Rippler nicht. Der aufmüpfige Gastgeber schlug jeweils unbeeindruckt zurück, sehr zur Freude seines Trainers. „Wer Tabellenletzter und wer Tabellenführer ist, hat man nicht gesehen“, sagt Karl-Heinz Fuhrmann. Dass für die Seinen eine Prise Glück hinzukam? Danke, gern. Beim zwischenzeitlichen 2:2 patzte ausgerechnet des Gegners ansonsten Zuverlässigster. Dem Keeper Daniel Wagner flutschte der Ball durch die Hände. Am Ende stach für die Möhringer vor allem ein Joker. Der eingewechselte Sandro Deffner legte mit energischen Flankenläufen auf zum dritten und vierten eigenen Streich.

Alles in allem hat sich laut Fuhrmann gezeigt, „dass unsere Mannschaft weiter Fortschritte macht“. Für ihn alles bloß eine Frage der Zeit, bis im Kampf um den Klassenverbleib die Aufholjagd gelingen wird – während der Amtskollege Küttner für den Moment eher emotionslos auf das tabellarische Zwischenergebnis blickt. Herbstmeister Plattenhardt, wie gesagt. Küttners Kommentar: „Schön, aber interessiert mich nullkommanull. Schließlich gibt es dafür nichts.“ Abgerechnet wird erst im Mai oder Juni, und bis dahin ist es nach wie vor ein weiter Weg, für die Plattenhardter als nächstes in zwei Wochen mit dem Gipfelduell gegen den MTV Stuttgart, in dem dann der Torjäger Rippler gelb-rot-gesperrt fehlen wird.

MTV Stuttgart – TSV Musberg

Eben jener MTV Stuttgart legte aktuell das Comeback des Spieltags hin – verbunden mit dem zugleich größten Frust des Sonntags. Und damit zum TSV Musberg. Dessen Mannschaft sah am Kräherwald bei einer 3:0-Pausenführung bereits wie der sichere Gewinner aus, ehe auf der Zielgeraden plötzlich alles ganz anders kam. Am Ende stand nur ein 3:3. Trotz personeller Überzahl, nachdem der Gastgeberkicker Manuel Tewelde für einen Stoß gegen Wolfgang Simon Rot gesehen hatte, verloren die Musberger die Kontrolle – und ihr Trainer die Contenance. „Einerseits war es ein geiles Spiel“, sagt ein hin- und hergerissener Ralf Martins, „andererseits ist es zum Kotzen.“

Letztlich strauchelten die Seinen auf dem Grat zwischen offenkundig vorhandenem Potenzial, als Aufsteiger die Liga zu rocken, und mangelnder Abgezocktheit. „Die Routine, ein Ergebnis über die Zeit zu bringen, hat gefehlt“, konstatiert Martins. So folgte den glänzend herauskombinierten Treffern von Friedrich Grivas und Lukas Zug sowie einem Freistoßtor Zugs noch die Ernüchterung. Raphael Hahn, der amtierende Schützenkönig der Staffel, markierte spät den Ausgleich. Damit nicht genug des Musberger Laune-Absturzes: hinzu kommt die Sorge um Labinot Dodoli. Der Mittelfeldmann blieb im Rasen hängen und schied verletzt aus.

SV Sillenbuch – Sportvg Feuerbach

Kurios: da zugleich auch der SV Sillenbuch gegen die Sportvg Feuerbach lediglich ein 2:2 erreichte, feierte diesmal überhaupt keine Mannschaft aus den bisherigen Top fünf des Klassements einen Sieg. Immerhin: Schlimmeres wendeten die Sillenbucher ab, nachdem ihnen bereits der nächste Nackenschlag gedroht hatte. Eine Woche nach dem peinlichen 2:6 in Zuffenhausen liefen die Kicker vom Spitalwald bis zur 87. Spielminute einem Rückstand hinterher. Dann kam Luca Krieglstein. Der aus einer Krankheitspause in die Startelf zurückgekehrte Torjäger versenkte einen Freistoß krachend in der Dreiangel. Auch der anfängliche Führungstreffer war schon auf sein Konto gegangen.

Im Kontrast dazu stehen die Pannen bei den Gegentoren. „Da haben wir uns die Bälle praktisch selber reingeschmissen“, sagt der Trainer Zvonimir Topalusic. Einmal wartete sein Innenverteidiger-Duo Schlecker/Dick mit einem Missverständnis auf, einmal wurstelte sich der Keeper Simon Vögele die vermeintlich schon gesicherte Kugel ins eigene Netz.

Croatia Stuttgart – SV Vaihingen

So hat schließlich ein anderer die Gunst der Stunde genutzt. Kein Plattenhardt-Sieg, kein MTV-Sieg, kein Musberg-Sieg, kein Sillenbuch-Sieg – dagegen aber erneut einer des SV Vaihingen. Dessen Elf setzte ihren Lauf mit einem 3:1 bei Croatia Stuttgart fort. Die Folge, auch wenn sich manch einer ungläubig die Augen reiben mag: in der Tabelle trennt die Vaihinger nur noch ein Punkt von Platz zwei.

Da kann es der Trainer Stephan Tregel verschmerzen, dass es im Duell zweier stark ersatzgeschwächter Teams diesmal ein eher mühsamer Auftritt der Seinen war. Während beim Gegner unter anderem der Topscorer Ivan Matanovic (Todesfall in der Familie) fehlte, fielen Tregel in Max Schilling (krank) und Nico Breuer (privat verhindert) kurzfristig zwei Leistungsträger aus. Jedoch: ein Doppelschlag kurz vor der Pause durch Thomas Drephal und Steffen Günther stellte die Weichen zum nächsten Dreier. Zuletzt machte ein Volleyschuss von Ali Hasöz alles klar.

Darf mithin allmählich geträumt werden in Vaihingen? Gemach, meint Tregel. Aber eines ist klar: anders als in Plattenhardt nehmen sie am Schwarzbach imaginäre Blumen und Glückwünsche gerade gerne an. Nicht, weil nach erst 13 von 30 Spieltagen schon etwas gewonnen wäre – aber weil all jenen, denen nach dem Megaumbruch im Kader bereits Angst und Bange geworden war, eines zunehmend bewiesen ist: Der Weg ist der richtige.