Die Biathtletin Miriam Gössner startet am Mittwoch mit Rückenproblemen in die Weltcupsaison. Trost findet die 23 Jahre alte Bayerin bei ihrem neuen Freund: dem Skifahrer Felix Neureuther.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - Da haben sich zwei nicht gesucht, aber gefunden: Die Biathletin Miriam Gössner und der Slalomfahrer Felix Neureuther bereichern seit Kurzem die deutsche Wintersportszene mit der Nachricht, dass sie liiert sind. Und so eine nette Traumpaargeschichte pünktlich zum Start in den Olympiawinter hat doch etwas. Es laufen schon Wetten, welches Doppelzimmer die Turteltäubchen aus Garmisch-Partenkirchen im russischen Sotschi beziehen werden. Das auf dem Stockwerk der Biathleten – oder eines bei den Alpinen?

 

Vielleicht schiebt die besorgte Führungsriege des Deutschen Ski-Verbandes (DSV) dem ja noch einen Riegel vor und schickt jeden in seine eigene Abteilung – nicht dass sich die frisch Verliebten im Kampf um die Medaillen der Konzentration berauben. Allerdings haben sich da nicht nur zwei Kinder aus Garmisch gefunden, sondern auch zwei Bruchpiloten erster Güte. Erst in den vergangenen Jahren ist Neureuther, der König des Einfädelns, konstanter geworden und nun einer der Besten seines Fachs. Bei Gössner gestaltet sich die Lage noch sehr viel dramatischer.

Beim Sturz die Zähne ausgeschlagen

Bis zum 14. Lebensjahr war auch sie alpine Rennläuferin – bis sie auf den Rat einer Zahnarzthelferin hörte, es doch lieber mit Biathlon zu versuchen. Zuvor war Gössner bei einem Sturz von einer Torstange übel zugerichtet worden: Sie brach sich das Jochbein und schlug sich einige Zähne aus. Dass sie in diesem Winter überhaupt dabei ist und zu den Medaillenhoffnungen der deutschen Lauf- und Schießgesellschaft in Sotschi zählt, auch das hatte bis vor wenigen Wochen niemand für möglich gehalten. „Es ist schon ein kleines Wunder, wie sie sich seit ihrem schweren Unfall zurückgekämpft hat“, sagt der Biathlon-Bundestrainer Uwe Müssiggang.

Was war passiert? Sturz Nummer zwei der ganz harten Sorte ereignete sich im Frühjahr. Die 23-Jährige brach sich im Mai bei einem Fahrradunfall vier Lendenwirbel – zuvor waren die Ärzte irrtümlich „nur“ von drei angebrochenen Wirbeln ausgegangen. „Ich hätte auch im Rollstuhl landen können“, sagte Miriam Gössner. Durch die schwere Verletzung musste sie viele Wochen mit dem Training aussetzen. Und so glaubte sie fast selbst nicht mehr daran, den Olympiawinter bestreiten zu können.

Aber, und auch das ist Miriam Gössner: sie kämpfte sich tapfer zurück. Ob sie am Mittwoch schon beim ersten Saisonweltcup in Östersund im Einzelrennen an den Start geht, ist noch offen. Beim Sprint am Freitag will sie auf alle Fälle dabei sein, vielleicht auch am Sonntag in der Verfolgung. „Wunderdinge erwarten wir von ihr nicht“, sagt Müssiggang und stellt sich schützend vor seine Frontfrau, die in zweierlei Hinsicht in die Fußstapfen von Magdalena Neuner getreten ist. Einerseits gilt Gössner als ähnlich talentiert, zum anderen wird das Team erneut von einem frischen Madl aus Bayern angeführt. „Ich habe die ganze Zeit gehofft, dass ich beim Weltcupauftakt dabei sein kann – dass es jetzt tatsächlich klappt, ist unglaublich schön“, sagt Gössner, die noch in letzter Sekunde auf den Weltcupzug aufgesprungen ist. Aber sie sagt auch: „Die Schmerzen im Rücken sind noch da. Doch ich habe gelernt, damit umzugehen.“ Es wäre jammerschade gewesen, hätte sie ihre Laufbahn beenden müssen, jetzt, wo die Karriere Fahrt aufnimmt. Die Zollbeamtin kommt auf sieben Weltcupsiege, war zweimal Staffelweltmeisterin und holte Staffelsilber bei den Spielen 2010.

Das Herz am rechten Fleck

Miriam Gössner ist wie Neuner nicht auf den Mund gefallen, hat das Herz am rechten Fleck und bringt alle Zutaten eines gut vermarktbaren Stars mit. Jetzt kommt noch ihr neuer Freund dazu und rundet die Gössner-Geschichte auch für die Medien sozusagen glänzend ab, denn auch Neureuther macht in der Branche von sich reden – als lebensfroher, mit kernigem Mutterwitz ausgestatteter Geselle.

Jetzt nimmt Miriam Gössner die Spiele in Russland ins Visier. Ob die Rückenschmerzen Gold zulassen, ist ebenso ungewiss wie die endgültige Zimmerbelegung in Sotschi. Allerdings kann ein bisschen Abstand nicht schaden. Die Liebe zwischen den Biathleten Kathrin Hitzer und Michael Greis hielt nur zwei Winter. Weil sie sich, wie getuschelt wird, ein bisserl zu sehr auf die Pelle rückten.