Die Organisation Pro Biene aus Möhringen warnt vor negativen Folgen des kühlen Frühlings für Insekten. Den Bienen fehle es an Nahrung.

Möhringen - Die in Stuttgart-Möhringen ansässige Organisation Pro Biene hat vor dem Aussterben vieler Wildbienenarten und den daraus erwachsenen Folgen gewarnt. „Fast die Hälfte der 560 Wildbienenarten in Deutschland ist vom Aussterben bedroht“, sagt Tobias Miltenberger, der Geschäftsführer von Pro Biene. Die in diesem Fall ausbleibende Bestäubung wirke sich nicht nur negativ auf die Artenvielfalt aus, sondern könne Auswirkungen auf die Verfügbarkeit etwa von Äpfeln, Birnen und Kirschen haben, so Miltenberger: „Ein Drittel der Lebensmittel hätten wir nicht ohne Bienen.“

 

In einer Pressemitteilung hatte Miltenberger vor Kurzem auf die Folgen des kühlen Frühlings für die Insekten hingewiesen: „Dieser Frühling ist für die Imker und Bienen in Deutschland ein schlechter. Es ist kalt, weniger Blumen blühen, die Bienen und Insekten finden weniger Nahrung, Imker müssen notfüttern.“

Genügend Nektar erst ab 15 Grad

Auf Anfrage unserer Zeitung erklärt Miltenberger, dass das mäßige Maiwetter die Nahrungssuche der Bienen auf verschiedene Weise erschwert habe: „Es hat viel geregnet und gewindet, da können die Bienen kaum ausfliegen“, so der Imker. Außerdem würden viele Blumen erst ab einer Temperatur von 15 Grad über ausreichend Nektar verfügen, die Nahrungsgrundlage der Bienen. Da die Zuchtziele vieler Imker in den vergangenen Jahren auf die starke Frühjahrsvermehrung der Bienen ohne ausreichende Berücksichtigung der Wetterverhältnisse gerichtet gewesen seien, verschärfe sich das Problem mangelnder Nahrung für die Insekten. Bei Pro Biene werde zwar mit Zuckerwasser notgefüttert, doch davon würden Wildbienen nicht profitieren. Aufgrund von Monokulturen und des Einsatzes von Pestiziden in der Landwirtschaft hätten die Bienen seit Jahren im Sommer „ein Riesenproblem. Und jetzt läuft der Frühling auch nicht optimal“.

Im Jahr 2019 hatte Pro Biene das Volksbegehren „Rettet die Biene“ in Baden-Württemberg mitinitiiert. In ihrer Pressemitteilung schreibt die Organisation: „Auf Druck von Pro Biene und dem großen Zuspruch in der Bevölkerung hat die Landesregierung schließlich am 22. Juli 2020 ein Gesetz für mehr Artenschutz erlassen, das am 1. Januar 2021 in Kraft trat. Seitdem sind Streuobstwiesen besser geschützt, in Naturschutzgebieten werden weniger Gifte eingesetzt, Schottergärten sind verboten und die Lichtverschmutzung wird eingeschränkt. Zudem sollen bis 2030 Pestizide um 40 bis 50 Prozent reduziert und die Bio-Landwirtschaft auf 30 bis 40 Prozent ausgeweitet werden.“ Tobias Miltenberger sagt: „Wir fordern, dass dieses Gesetz konsequent und transparent umgesetzt wird.“