Die Ege-Trans-Arena sollte eigentlich Erstliga-Standard haben, das ist der Stadt wichtig. Doch bis heute funktionieren dort die Funkverbindungen für Medienvertreter nicht richtig – dabei ist das für die Sportverbände ein Muss.

Bietigheim-Bissingen - Zu einem veritablen Chaos ist es bei der Olympia-Qualifikation für Sotschi im Februar des vergangenen Jahres gekommen. Weil die Internet- und Mobilfunkverbindungen in der Bietigheimer Eishalle nicht richtig funktionierten, mussten zig Medienvertreter immer wieder nach draußen in die Kälte rennen, um ihre Daten zu übertragen. Seitdem ist das Problem ein Thema in der Stadt – doch behoben ist es nicht. Bei der Eishockey-Begegnung der Ice Tigers aus Nürnberg gegen die Bietigheimer Steelers am vergangenen Sonntag gab es ebenso Probleme wie beim Spiel der Bietigheimer Erstliga-Handballer gegen die Rhein-Neckar Löwen aus Mannheim. Bei den Stadtwerken, dem Betreiber der Halle, sieht man das gelassen – dabei sind funktionierende Funkverbindungen eine Voraussetzung für Erstliga-Spiele.

 

In der Tat sei das System bei der Olympia-Qualifikation „in die Knie“ gegangen, bestätigt Rainer Kübler, der Geschäftsführer der Stadtwerke Bietigheim-Bissingen. Doch dafür seien die Journalisten selbst verantwortlich gewesen. Sie hätten die Codewörter für den Internetzugang an so viele andere weitergegeben, dass das Netz mit mehr als 400 Nutzern völlig überlastet gewesen sei. Bei „normalen Spielen mit zwei bis drei Journalisten“ gebe es überhaupt keine Probleme, versichert Kübler. Nur, wenn viele Berichterstatter gleichzeitig die Verbindungen nutzen wollten, gebe es Engpässe.

Kein Mobilfunk, kaum Verbindung ins Internet

Bei den zwei jüngsten Spielen jedenfalls gab es Probleme. Pressevertreter berichten davon, dass es kaum möglich gewesen sei, eine stabile Internetverbindung aufzubauen, telefonieren habe man quasi überhaupt nicht können. Wer Daten übertragen wollte, musste die Halle verlassen – ein Unding bei der Sportberichterstattung, bei der es um Minutenaktualität geht. Besonders Live-Ticker seien so kaum machbar, heißt es.

Dabei ist das eine Bedingung, um überhaupt Bundesligaspiele austragen zu dürfen. Bei der Handball-Bundesliga (HBL) heißt es, eine Halle, in der kein Live-Ticker möglich sei, sei ein „No-Go“. Zudem steht in den Statuten der HBL, dass bei Spielen der ersten Bundesliga mindestens zehn Tischarbeitsplätze mit Stromanschluss und Internetverbindung für Medienvertreter zur Verfügung stehen müssten. Bei der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) sind bei Erstliga-Begegnungen ebenfalls zehn fest eingerichtete Plätze samt Internetzugang ein Muss, bei entscheidenden Meisterschaftsspielen müssen es sogar 20 sein. Mobilfunkverbindungen hingegen seien weniger relevant und in Hallen öfter mal ein Problem, sagt Mark Schober, seines Zeichens Prokurist bei der HBL.

In der Bietigheimer Halle hapert es in der Tat mit dem Mobilfunk. Die Stadtwerke würden sich seit geraumer Zeit um bessere Verbindungen bemühen, räumt Rainer Kübler ein. Doch die großen Telefonanbieter seien nicht bereit, die entsprechende Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. „Aber wir werden jemanden finden, der sich um den Mobilfunk kümmert“, sagt der Stadtwerke-Chef voller Überzeugung.

Halle wurde bereits aufgerüstet

Auch in puncto Internetverbindung hat man offenbar schon aufgerüstet – wenn auch offenbar nicht genug. Vor Kurzem sei ein neues Glasfaserkabel für Wlan in die Halle gelegt worden, berichtet Anette Hochmuth, die Sprecherin der Stadt. Zudem verfügen laut Kübler sieben oder acht Plätze über einen festen Internetzugang via Kabel. Bei der Erstausstattung der Halle seien diese Vorrichtungen nicht geplant gewesen. „Das hatte man nicht für nötig gehalten“, berichtet Hochmuth.

Im Gemeinderat herrscht vor allem Überraschung darüber, dass das Problem immer noch besteht – mehr als anderthalb Jahre nach dem Betriebsbeginn. „Darüber wird ja schon seit Längerem diskutiert“, sagt Volker Müller, der SPD-Fraktionsvorsitzende. Die Stadtwerke hätten schon vor einem halben Jahr versprochen, dass etwas passiere. „Es ist ja peinlich, wenn die Journalisten zum Berichten rausgehen müssen“. Auch Steffen Merkle, der Chef der Freien Wähler, war der Meinung, die Technik sei bereits nachgerüstet worden. „Das ist doch Standard, das muss einfach sein.“

Kein gutes Image

Kommentar:

Die Stadt wollte ganz oben mitspielen, das war von Anfang an klar. Die neue Eishalle sollte vom Feinsten sein, um auch die Topclubs der Deutschen Eishockey-Liga empfangen zu können, falls die Bietigheimer Steelers einmal Erstligist werden. Kurz vor knapp wurde sogar quasi durch die Hintertür von der Stadtverwaltung durchgedrückt, dass die Halle nicht nur mit der Möglichkeit zur Aufrüstung auf Erstliga-Standard gebaut, sondern dieser Standard gleich realisiert wird.

Angesichts dieser Ansprüche verwundert es doch sehr, dass mehr als eineinhalb Jahre nach Betriebsbeginn die Standardbedingungen für journalistische Berichterstattung immer noch nicht vorhanden sind. Gerade im Sportjournalismus ist Aktualität ein Muss. Live-Ticker sind an der Tagesordnung und dass Spielberichte kurz nach dem Abpfiff online stehen, wird von den Lesern erwartet.

Das ist aber nur möglich, wenn die geeignete Infrastruktur wie eine funktionierende Internetverbindung dafür vorhanden ist. Wenn nicht, ist das nicht nur ein Problem für die Journalisten, sondern letztlich für alle Beteiligten. Schließlich dürften sowohl die Vereine als auch die Stadt ein Interesse daran haben, dass die neue Eishalle wahrgenommen wird – und zwar positiv. Immerhin hat sie 18 Millionen Euro gekostet und gilt als Prestigeobjekt. Wenn Journalisten von außerhalb sich die Mühe machen, zu einem Auswärtsspiel nach Bietigheim zu kommen, dann aber kaum live berichten können, werden sie in Zukunft wohl weg bleiben. Dann gibt es zwar keine überlastete Internetverbindung mehr – aber auch kein gutes Image für Bietigheim-Bissingen.