Der Gewinn der Kreissparkasse bricht um ein Viertel ein. Der Vorstand der Sparkasse zeigt sich trotzdem zufrieden.

Böblingen - Von Mitte dieses Jahres an wird die Kreissparkasse Böblingen die Freigrenze für Negativzinsen deutlich senken. Das kündigte der Vorstandsvorsitzende Detlef Schmidt bei der Bilanzpressekonferenz seines Hauses an. Bisher werden diese erst von fünf Millionen Euro Anlage an fällig. Das wird sich ändern. Gewerbliche Kunden müssen dann ab einer Million Euro ein „Verwahrentgelt“ bezahlen, private bereits ab 500 000. „Natürlich widerspricht das unserem Grundgedanken, doch die Zahl der Kunden, die das treffen wird, liegt im niedrigen dreistelligen Bereich“, sagte Schmidt.

 

Grund sei die schwierige konjunkturelle Großwetterlage auf der Welt, die der KSK-Vorstandsvorsitzende mit den Worten „herausforderndes Umfeld“ umschrieb. Nicht nur die Negativzinsen drücken ihm aufs Gemüt, sondern auch die „digitale Transformation, Regulatorik und konjunkturelle Abschwächung“. Doch sein Institut hielt in der aufgerauten See Kurs: „Die Kreissparkasse erzielte kräftige Zuwächse im Kundengeschäft und unterm Strich ein ordentliches Ergebnis“, berichtete Detlef Schmidt.

Gewinn sinkt von 20 auf 15 Millionen Euro

Mit „ordentlichem Ergebnis“ sind 15 Millionen Euro Gewinn nach Steuern gemeint, im Vergleich zu 20 Millionen im Vorjahr. Dieser Rückgang ist im Wesentlichen auf das Abschmelzen des sogenannten Zinsüberschusses zurückzuführen. Dieser beschreibt die Summe, die die Sparkasse damit erwirtschaftet, Geld teurer zu verleihen, als sie es selbst verzinst – der Kern des Geschäftsmodells. Hier standen 2018 noch 123 Millionen Euro in den Büchern, 2019 waren es noch 118. Das bedeutet aber nicht, dass die Kreissparkasse 2019 weniger Geld verliehen hätte. Im Gegenteil.

Die Summe aller Ausleihungen ist sogar um 4,2 Prozent kräftig gestiegen: auf insgesamt 6,4 Milliarden Euro. Darin stecken 1,2 Milliarden Euro an neuen Krediten, wovon 825 Millionen private Baufinanzierungen sind. Die Kredite an Häuslebauer und -käufer sind damit noch mal um 187 Millionen Euro nach oben gegangen. „Es ist aber gar nicht so sehr die Zahl der Kredite, die gestiegen ist, sondern vor allem auch deren Volumen, da die Immobilienpreise so stark gestiegen sind“, sagt Detlef Schmidt.

„Wir sind traditionell ein aktivlastiges Haus, haben also eigentlich immer mehr Geld verliehen, als bei uns angelegt ist. Doch das beginnt, sich immer stärker auszutarieren“, stellte der KSK-Chef fest. Für den Laien nicht einfach zu verstehen: Verliehenes Geld wird betriebswirtschaftlich immer als Aktivum verbucht, da davon auszugehen ist, dass der Kredit Rendite einbringt, also aktiv etwas erwirtschaftet. Bei dem Geldinstitut angelegtes Geld taucht wiederum in der Bilanz als Passivum auf. Wer jetzt aber denkt, die Sparer hätten der Kreissparkasse in Zeiten von Nullzinsen auf ihrem Sparbuch den Rücken gekehrt, irrt.

Kreissparkasse hat mehr an Geld verliehen, als bei ihr angelegt ist

Auch bei den Einlagen hat die Kreissparkasse ein kräftiges Plus zu verbuchen: „Trotz des Zinstiefs sind die Kundeneinlagen um 7,2 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro angewachsen“, sagt Schmidt. Bleibt also ein sogenannter Aktivüberhang von „nur“ noch 200 Millionen. Bedeutet, die Kreissparkasse hat diese Summe mehr an Geld verliehen, als bei ihr angelegt ist. In der Tat war man aber in Böblingen immer froh über die starke Aktivlastigkeit, schlicht, weil sie sich positiv auf das Ergebnis auswirkt.

Dass der Zinsüberschuss trotz des Wachstums bei den Ausleihungen gesunken ist, liegt daran, dass die neuen Kredite deutlich günstiger sind und weniger abwerfen, als die vielen alten, die nun sukzessive auslaufen. „Es gibt ja immer noch laufende Finanzierungen aus früheren Jahren, die drei oder vier Prozent abwerfen“, sagt Schmidt. Doch wenn diese enden, fällt Rendite für die Sparkasse weg.

Mit Argwohn begleitet die Kreissparkasse die ultralockere Zinspolitik der Europäischen Zentralbank: „Die Langfristigkeit dieser Politik stellt das Geschäftsmodell der Sparkassen auf eine harte Probe“, heißt es.