Die Kreissparkasse Waiblingen investiert in ihre digitalen Angebote. Man will aber auch „nah am Kunden“ sein und die Beratungszentren modernisieren.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Waiblingen - Die Zeit der Superlative scheint auch bei der Kreissparkasse Waiblingen erst einmal der Vergangenheit anzugehören und jener der Wandlung gewichen zu sein. Man blicke zurück auf ein „solides Geschäftsjahr, in dem wir viel gestaltet und bewegt haben“ so die Vorstandsvorsitzende Ines Dietze bei der Pressekonferenz zur Bilanz 2019.

 

Die dauerhafte Niedrigzinsphase und die Herausforderungen der Digitalisierung machen auch der Vorzeigebank zu schaffen. Zwar ist die Bilanzsumme mit knapp neun Milliarden Euro um rund ein halbes Prozent leicht angestiegen, aber Erträge sind offenkundig nicht mehr so einfach zu erwirtschaften wie in früheren Jahren. Das Betriebsergebnis wird bei 73,2 Millionen Euro liegen und damit knapp acht Millionen unter dem Vorjahresniveau. „Wir sind zufrieden, aber blicken auch mit etwas verhaltenem Optimismus in die Zukunft“, sagt die Vorstandsvorsitzende.

Kundenanforderungen und Kosten im Blick

„Wir müssen uns auf die sich wandelnden Anforderungen unserer Kunden einstellen“, sagt Ines Dietze und betont, dass man viel in den Ausbau und die Verbesserung der digitalen Angebote investiere, gleichzeitig aber auch in die Modernisierung „physischer“ Beratungszentren und deren Mitarbeiter. Gleichwohl aber müsse man auch die Kosten im Blick haben und sich von unrentablen Dingen lösen. So werden in diesem Jahr die Ministandorte Steinenberg und Schlechtbach geschlossen, was allerdings nur der Vollzug eines Beschlusses aus dem Jahr 2018 sein werde, der an anderen Standorten längst umgesetzt sei. „Wir haben mit der Schließung gewartet, bis das große Beratungszentrum in Rudersberg in Betrieb geht“, sagt Dietze. Weitere Stilllegungen seien in diesem Jahr nicht zu erwarten.

Wenngleich man regelmäßig überprüfen müsse, „wie unsere Geschäftsstellen im Einzelnen angenommen werden“, nehme die Kreissparkasse ihr Bekenntnis, grundsätzlich nah am Kunden sein zu wollen, weiter sehr ernst, behauptet Dietze. Natürlich wisse sie durchaus, dass selbst der Abbau eines Geldautomaten in einem kleinen Teilort, in dem man das Geld gar nicht ausgeben könnte, eine hochemotionale Angelegenheit sein könne, sagt Dietze. Aber sie ärgere schon, dass so etwas einen viel größeren Widerhall finde als die Verbesserungen, welche die Sparkasse durch neue Investitionen ermögliche.

Jugendliche Filiale mit Lounge-Charakter

Eine Innovation habe sich das Unternehmen denn beispielsweise in der Bahnhofstraße 1 in Waiblingen vorgenommen. Im Erdgeschoss jenes Gebäudes, in dem auch der Vorstand logiert, soll im März ein „Kompetenzzentrum für junge technikaffine Menschen“ eröffnen, wie es das Vorstandsmitglied Lothar Kümmerle bezeichnet. Die Filiale, in der es keine Geldauszahlmöglichkeit geben wird, soll alle digitalen und persönlichen Beratungsmöglichkeiten aufzeigen und Social-Media-Aktionen mit Veranstaltungen kombinieren. Das Ziel sei, einen Begegnungsort mit Lounge-Charakter zu schaffen und bei der Jugend nebenbei das mutmaßlich verloren gegangene Interesse an einer finanzwirtschaftlichen Vorsorge wiederzubeleben. Rund eine halbe Million Euro nehme man dafür in die Hand, sagt Kümmerle und räumt aber gleichzeitig auch ein, dass man – wie bei vielen anderen neuen Angeboten – ausprobieren müsse, wie das bei den Kunden ankommt.

Die Sparkasse in Zahlen

Bilanzsumme
Die Kreissparkasse Waiblingen ist mit einer Bilanzsumme von aktuell 9,068 Milliarden Euro die fünftgrößte Sparkasse im Land. Auf Platz eins rangiert Pforzheim-Calw, auf Platz zwei Ludwigsburg.

Mitarbeiter
Zum Ende des vergangenen Jahres waren bei der Bank 1318 Mitarbeiter beschäftigt. Das sind 54 weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres.

Standorte
Die Sparkasse ist eigenen Angaben zufolge mit 71 Geschäftsstellen an 67 Standorten vertreten. Insgesamt gibt es 113 Geldautomaten (fünf weniger als 2018).