Bis Sonntag drehen sich noch die Karussells, wird noch Bier gezapft beim 174. Volksfest. Die Wetteraussichten sind prima, damit steigt die Hoffnung auf ein gutes Ende.

Stuttgart - Der Präsident hat die Vorzüge klar erkannt. Dass seine Turner in der Hanns-Martin-Schleyerhalle vor vollem Haus ihre Künste zeigten, gefiel Morinari Watanabe natürlich. Aber auch die Nähe zum Wasen hatte der Präsident des Weltturnverbands schnell als strategischen Vorteil für alle Seiten erkannt: „Wir und die Gäste sorgen dafür, dass der Bierabsatz in Stuttgart angekurbelt wird.“ Wobei die Athleten sich gedulden mussten, an die Geräte geht es natürlich nur mit null Promille, aber auch sie dürfen sich am Sonntag beim offiziellen Abschlussbankett im Zelt von Wirtin Sonja Merz eine Maß servieren lassen.

 

Besuch von der Turn-WM

Immer mal wieder sah man dieser Tage Menschen in Trainingsanzügen über den Wasen schlendern und fleißig fotografieren. Ganz im Sinne von Andreas Kroll, Chef der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart. Er hofft schon, dass Aktive, Trainer und Zuschauer der Turn-WM auch zu einer Stippvisite auf dem Wasen waren und dann daheim vom Volksfest erzählen. „Das ist ja ein sehr internationales Publikum“, sagt er, „da ist wirklich die Welt zu Gast in Stuttgart.“ Ob dann die Welt auch vom Volksfest erfährt, „dass werden wir erst in ein paar Jahren wissen“, sagt Kroll. Immerhin, auch hierzulande und im benachbarten Ausland ist das Volksfest so bekannt, dass es heuer wieder 3,5 Millionen Besucher anziehen wird. Damit hat man jene Marke erreicht, die man sich vorgenommen hat.

Schausteller hoffen aufs Wochenende

Voriges Jahr waren eine halbe Million Besucher mehr gekommen, doch hinkt natürlich der Vergleich. Kroll: „Wir hatten voriges Jahr das Doppeljubiläum mit 200 Jahre Volksfest, 100. Landwirtschaftlichem Hauptfest, zudem das Historische Volksfest auf dem Schlossplatz und die ganze Zeit wunderbares Wetter.“ Auch Wirtesprecher Werner Klauss hält einen Vergleich für schwer möglich. „Das war ein herausragendes Jahr“. Man könne nicht immer noch mehr Wachstum erwarten. Insgesamt, so sagt er nach Rücksprache mit Kollegen, habe man in etwa das Niveau von 2018 erreicht. Das schaffen die Schausteller auf dem Platz nicht mehr. Zu schlecht war der vergangene Sonntag, zu kühl die letzten Tage. „Wir haben unterschiedliche Branchen mit unterschiedlichen Ergebnissen“, sagt Schaustellervertreter Mark Roschmann, er habe etwa ein Kinderkarussell ohne Dach. „Sobald es den ersten Tropfen regnet, kann ich eigentlich zumachen“, sagt er, „bei Geschäften mit Dach sei das aber anders.“ Allen gemein ist aber, dass sie den Wetterbericht gerne gelesen haben, „und wenn jetzt die Leute noch kommen am letzten Wochenende dann war das auch für uns ein ordentliches Volksfest.“

Ein friedliches Fest

Ein ordentliches Volksfest war es auch für die Sanitäter und Ärzte. Sie hatten 801 Hilfeleistungen, das sind 23 Prozent weniger als im Vorjahr mit 1040. Eine Erklärung dafür hat DRK-Sprecher Udo Bangerter nicht. „Aber wir nehmen das sehr gerne zur Kenntnis“, sagt er. Die Polizei verzeichnete 700 Straftaten, Ordnungswidrigkeiten und Verstöße gegen die Platzordnung, etwas weniger als im Vorjahr. Es gab weniger Attacken auf Polizisten und Körperverletzungen, dagegen stieg die Zahl der Beleidigungen gegenüber Polizisten, Ordnern und Sanitätern. Frank Döppner, stellvertretender Leiter des Reviers Bad Cannstatt: „Da ist es auf dem Wasen leider so wie anderswo.“ Insgesamt aber bleibe zu sagen, das Volksfest sei ein sehr sicheres Fest. „Das Risiko beim Volksfest Opfer einer Straftat zu werden, ist äußerst gering.“

Am Samstag starten auf dem Wasen um 15 Uhr Gas- und Heißluftballone. Am Sonntag findet um 21.30 Uhr ein Feuerwerk statt. Untermalt wird es mit Musik.