Die Zahl der Flüchtlinge, die in städtischen Unterkünften leben, ist 2019 erneut zurückgegangen. Zur Förderung der Integration geben Stadt und Land in Stuttgart die nächsten beiden Jahre rund 8,8 Millionen Euro aus.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Der Trend der Vorjahre hat sich 2019 fortgesetzt: Im vergangenen Jahr ist die Zahl der neu in Stuttgart ankommenden Geflüchteten einmal mehr gesunken. Genau 991 Neuzugänge registrierte die Stadt im ganzen Jahr in ihren Unterkünften, das sind im Schnitt rund 83 pro Monat. Ein Teil davon kommt auf dem Wege des Familiennachzugs nach Stuttgart. Im ganzen Jahr davor waren es noch 1177 Neuzugänge gewesen, 2017 zählte man insgesamt 1468 Zuzüge.

 

Die meisten Geflüchteten kamen im vergangenen Jahr wieder aus Syrien (170), gefolgt von Menschen aus Nigeria (134), dem Irak (106), aus Afghanistan (89) und aus der Türkei (68).

Dieser Rückgang hat sich auf die Belegung der städtischen Unterkünfte ausgewirkt. Ende Dezember 2018 lebten an 111 Standorten insgesamt 6583 Personen, ein Jahr später waren es nur noch 5865 Menschen in 101 Unterkünften, also 718 weniger. Darunter waren immerhin 2276 Kinder unter 18, der Anteil der Minderjährigen liegt damit bei knapp 39 Prozent. Zu den Hochzeiten 2016 lebten mehr als 8100 Personen in städtischen Unterkünften.

Syrer sind weiter die größte Gruppe

Die größte Gruppe in den Unterkünften sind nach wie vor die Menschen aus Syrien, im Durchschnitt des vergangenen Jahres waren 1541 Personen dort untergebracht, gefolgt von den Irakern (1036) sowie von Geflüchteten aus Afghanistan (986), Nigeria (579) und Eritrea (351).

Ein weiteres Mal ist die Zahl der Menschen, die von der Stadt untergebracht sind, also deutlich gesunken, trotz der Neuzugänge. Das liegt an der beträchtlichen Zahl von Geflüchteten, die jeden Monat aus den Heimen ausziehen. Im vergangenen Jahr waren es 1921, im Schnitt also 160 pro Monat. Der Saldo von Ein- und Auszügen betrug damit im Vorjahr minus 930 beziehungsweise 77 im Monat.

Dass der Rückgang der Belegung in den Unterkünften weniger stark ausgefallen ist als dies angesichts der Auszüge der Fall sein müsste, hat einen einfachen Grund: Schon Ende des vorigen Jahres hieß es bei der Stadt, dass im Monatsschnitt etwa 25 Neugeborene in den Unterkünften dazukommen. Und anders als Flüchtlingsfamilien mit oft mehreren Kindern finden Alleinstehende, die eine Arbeit haben, dann auch einfacher eine eigene kleine Bleibe in der Stadt oder in den umliegenden Kommunen.

Immerhin 1136 Personen, also der größte Teil derer, die aus einer Unterkunft ausgezogen sind (Vorjahr 1147), haben in Stuttgart eine Wohnung gefunden, 301 sind außerhalb zum Zuge gekommen (Vorjahr: 270). Der andere Teil hat die Heime etwa wegen freiwilliger Rückkehr, wegen Abschiebung oder wegen eines Umverteilungsantrags verlassen oder ist nach unbekannt verzogen.

Rückkehrberatung wieder im Normalbetrieb

Dass trotz dieser Abnahme der Belegung nicht entsprechend auch die Zahl der Unterkünfte zurückgegangen ist, liegt an der Umstellung der Wohnfläche von 4,5 auf sieben Quadratmeter pro Person. Dieser Prozess ist auch in Stuttgart noch immer nicht abgeschlossen.

Sozusagen auf Normalmaß zurückgegangen ist die Arbeit der Rückkehrberatung durch die Arbeitsgemeinschaft für die eine Welt (AGDW), welche diese Aufgabe für die Stadt übernimmt. Dort hat man 2019 nach 111 Beratungen insgesamt 81 Ausreisen von Migranten registriert. Von diesen gingen 15 zurück in den Irak, zehn nach Nordmazedonien, zwölf nach China, neun nach Syrien und acht in den Kosovo, um nur die größeren Länderanteile zu nennen. Die jetzigen Zahlen entsprechen im Umfang dem Geschehen, wie man es auch vor dem starken Flüchtlingszuzug seit 2015 schon hatte.

Das Thema Westbalkan ist abgearbeitet

Die Zahlen beim AGDW waren einige wenige Jahre stark gestiegen, weil damals viele Menschen vom Westbalkan, die als Asylbewerber gekommen waren, keine Chance auf Anerkennung hatten und wieder zurück gingen. Zeitweise lebten bis zu 1500 Personen aus diesen Ländern in städtischen Unterkünften. Seit Albanien, Mazedonien, Serbien, Bosnien oder der Kosovo bereits im Oktober 2015 zu sicheren Herkunftsländern erklärt wurden, gingen die Zahlen wieder zurück.

Heute seien es in den meisten Fällen gesundheitliche Probleme von Familienmitgliedern in der Heimat, von Eltern oder anderen näheren Verwandten, die man unterstützen wolle und die Migranten dazu bewegten, wieder zurückzugehen, erklärte ein Mitarbeiter des AGDW auf Anfrage. Diese können für diesen Schritt zum Teil Rückkehrhilfe bekommen, etwa Mittel der Internationalen Organisation für Migration (IOM). Die IOM bietet etwa ein Programm, nach dem Rückkehrer 1000 Euro Starthilfe schon hier erhalten können und weitere 1000 Euro nach einem halben Jahr oder länger, wenn sie in ihrer Heimat bleiben.