Das 46. Stuttgarter Weindorf ist noch nicht zu Ende, schon wird darüber diskutiert, ob nächstes Jahr wieder ähnlich lange gefeiert wird.

Noch ist es nicht ganz vorbei, bis Sonntag um 21 Uhr noch haben die Lauben des Weindorfs geöffnet, doch am Freitag war bereits Zeit, Bilanz zu ziehen – und nach vorne zu schauen.

 

Das mit 19 Tagen längste Weindorf der vergangenen Jahrzehnte kam offenbar nach zwei Jahren Pandemie zur rechten Zeit. „Die Besucher waren dankbar, sich wieder begegnen zu dürfen“, sagt Bärbel Mohrmann, Geschäftsführerin des Veranstalters, des Bürgervereins Pro Stuttgart. Und sie bekamen nicht genug davon. 19 Tage lang nicht.

Wengerter Thomas Diehl war erstmals beim Weindorf. Mit dem Cateringunternehmen Weller und der Wirtin Birgit Grupp betrieb er die Stadtlaube. „Ich habe es mir gigantisch vorgestellt“, sagt er, „meine Erwartungen wurden aber sogar übertroffen.“ Jeden Abend sei es voll gewesen.

Es gibt eine Tendenz

Da die anderen Wirte ähnliche Erfahrungen gemacht haben, ist es kein Wunder, dass man schon laut, sehr laut darüber sinniert, auch im nächsten Jahr wieder 19 Tage zu feiern. Terminiert ist das 47. Weindorf 2023 vom 30. August bis zum 10. September. Mohrmann denkt, die Verwaltung und die Stadtspitze würden sich dem Wunsch des Veranstalters und der Wirte nicht verschließen. Aber zunächst einmal gilt es herauszufinden, was der Wunsch der Wirte ist. Das wird man demnächst bei einer gemeinsamen Sitzung zu klären versuchen. Ein erstes Meinungsbild hat Mohrmann eingeholt, und da sehe es schon so aus, dass sich eine Mehrheit der Wirte erneut ein längeres Weindorf vorstellen kann. Wirt und Wengerter Andreas Zaiss, von Kindesbeinen an beim Weindorf dabei, will erst einmal abwarten. „Jetzt bringen wir dieses Fest zu Ende, machen dann mal Kassensturz: Ich muss mir erst einmal eine Meinung darüber bilden.“ Denn eine Woche länger bedeute ja nicht nur mutmaßlich mehr Gäste, mehr verkauften Wein und Speisen, sondern bei einer solch großen Laube wie bei ihm eben auch: „Ich beschäftige 30 Mitarbeiter eine Woche länger.“

Es wurde gezaubert

Wie lange also gefeiert wird, bleibt abzuwarten. Magier Thorsten Strotmann hatte jedenfalls dieses Jahr genügend Zeit zu zaubern. 200 Shows hat er in und vor seiner Zauberlaube gespielt. Eine Premiere, die die Gäste annahmen, die aber auch Strotmann halfen, sein eigenes Theater im Römerkastell bekannt zu machen. Es ist keine Magie, sondern Technik, auf jeden Fall hat er festgestellt, dass während des Weindorfs 8000 neue Kunden auf seine Webseite zugegriffen haben. „Ein Erfolg“, so sein Fazit zu dem Abstecher aufs Weindorf.

Eine Taufe auf der Treppe

So sieht es auch Mohrmann, die das Angebot abseits von Viertele und Maultaschen ausbauen will. „Mehr Kultur, mehr Straßenkunst“ werden ein Thema sein für die Zukunft, „die Stunde der Vielfalt“ hat sich bewährt, ebenso die Familiensonntage mit dem Gottesdienst. An diesem Sonntag gibt es um 12 Uhr auf der Rathaustreppe einen besonderen Moment: Paula, die Tochter von Wirtin Mona Maisack, wird getauft. Nein, nicht mit Trollinger, Mohrmann hat dafür etwas aus dem Urlaub mitgebracht: echtes Wasser aus dem Jordan.