Die Ukraine liegt am Boden, der russische Krieg hat Millionen Opfer gefordert, schon jetzt. Der Stolz auf den Widerstand aber wird bleiben.
Vor acht Wochen war die Welt noch eine andere gewesen. Vor acht Wochen hatten lachende Kinder in Charkiw ein Zuhause, vor acht Wochen gab es in den Häusern Mariupols fließendes Wasser und in den Geschäften Haarspray, Handys und Hundefutter. Vor acht Wochen pendelten die Menschen aus Butscha ins nahe Kiew zur Arbeit und freuten sich danach, ihren Garten auf den Frühling vorzubereiten. Vor acht Wochen war die Ukraine ein ganz normales europäisches Land. Dann kam Russland, dann kam der Krieg.
Millionen Menschen sind auf der Flucht
Am 24. Februar flogen die ersten Raketen, fielen die ersten Bomben, waren die ersten Opfer zu beklagen. Inzwischen sind es Tausende. Der größte Flüchtlingszug seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges hat sich in den vergangenen acht Wochen auf den Weg gemacht, zumeist in Richtung Westen. Es sind vor allem Frauen und Kinder, die versuchen, ihr Leben irgendwie und irgendwo zu retten, in Polen und Deutschland, in Ungarn, der Republik Moldau, der Slowakei. Die meisten hoffen, dass sie schnell zurück dürfen. Zurück in das Land, in dem die Väter, Brüder, Ehemänner versuchen, den russischen Invasoren Einhalt zu gebieten. Zurück in ein Land, in dem an vielen Orten kein Stein mehr auf dem anderen steht. Zurück in ein Land, in dem jeder Garten zu einem Friedhof geworden sein kann. Acht Wochen haben die Welt verändert, und keinen Platz so sehr wie die Ukraine.
In den Herzen ist das Land gewachsen
Acht Wochen haben ausgereicht, um ein Land zu Boden zu bomben. Die Ukraine ist zerstört, ausgeblutet, zerschossen. In den Köpfen und in den Herzen der Ukrainer ist das Land in acht Wochen aber zu einer ungeahnten Größe gewachsen. Der Stolz auf den Widerstand gibt Kraft, die blau-gelbe Fahne ist zum Symbol von Ehre und Würde geworden. Diese Gefühle werden bleiben, über die acht Wochen hinaus, egal was die Zukunft noch bringt.