Der Philologen- und der Realschullehrverband fordern kurz vor der Landtagswahl die Rückkehr zur verbindlichen Grundschulempfehlung. Kultusministerin Susanne Eisenmann wünscht sich ebenfalls mehr Verbindlichkeit.

Stuttgart - Wenige Wochen vor der Landtagswahl haben der Philologen- und der Realschullehrverband die Wiedereinführung der verbindlichen Grundschulempfehlung gefordert. Ihr liege eine pädagogische Gesamtwürdigung zugrunde, die die bisherige Lern- und Leistungsentwicklung des Kindes, Lern- und Arbeitsverhalten sowie Lernpotenziale berücksichtige, teilte die beiden Verbände am Freitag in Stuttgart mit. „Aus Verbindlichkeit ist Beliebigkeit geworden, die allen Schularten gleichermaßen zusetzt.“

 

Die Beliebigkeit der Schulwahl habe zu einer deutlichen Verschlechterung der Verhältnisse an den Schulen und zu enormen Belastungen der Kinder und Eltern sowie der Lehrkräfte an den weiterführenden Schularten geführt, kritisierten die Verbände.

Es geht um die Empfehlung der Grundschule, welche weiterführende Schulart für ein Kind nach der vierten Klasse geeignet ist. Die grün-rote Vorgängerregierung hatte entschieden, dass die Empfehlung seit 2012/2013 nicht mehr verbindlich ist. Die Eltern können sich über sie hinwegsetzen und ihr Kind etwa auf ein Gymnasium schicken, obwohl es dafür keine Empfehlung hat.

Eisenmann für mehr Verbindlichkeit

Die Chefin des Realschullehrerverbandes, Karin Broszat, sagte, dass geschundene Bildungssystem im Land brauche endlich mutige, durchdachte Vorstöße und Entscheidungen, um wieder einen der früheren Spitzenplätze im Ländervergleich zu erreichen. Der Vorsitzende des Philologenverbandes, Ralf Scholl, meinte, wissenschaftliche Forschungen zeigten, dass eine an der Leistung des Kindes orientierte, verbindliche Grundschulempfehlung zu deutlich größerer Gerechtigkeit führe, als die Freigabe der Schulwahl in den Elternwillen.

Die SPD kritisierte die Aussagen der Verbände: Die Befürworter einer verbindlichen Grundschulempfehlung sprächen sich letztlich dafür aus, den Elternwillen komplett zu ignorieren und die vermeintlich „falschen“ Kinder von den „richtigen“ abzuhalten. Die FDP sprach sich hingegen zur Rückkehr der alten Regelung aus. Sie erleichtere im erheblichen Maße die Bildung von Klassen aus Schülern mit vergleichbaren Begabungen und Leistungsvoraussetzungen.

Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) sieht die Abschaffung gleichfalls als falsch an. Es werde bereits seit längerem an einem umfassendem Gesamtkonzept vom Übergang der Grundschule zu den weiterführenden Schulen gearbeitet, sagte sie. „Wir wollen die Verbindlichkeit stärken, die Beratung ausbauen und wir brauchen eine durchgängige Beobachtung des einzelnen Schülers.“