Als Modellstandort der „Bildungsregion“ gibt es im Stadtbezirk Wangen viele Ansätze, die Früchte tragen.

Wangen - Lern- und Lebenschancen von Kindern und Jugendlichen zu fördern, ist das Ziel des vor sieben Jahren vom Land gestarteten Programmes „Bildungsregionen“, an dem auch die Stadt Stuttgart teilnimmt. Und hier ist der Stadtbezirk Wangen einer von vier Modellstandorten, in dem die Vernetzung ganz verschiedener Akteure erprobt wird nach dem Grundsatz: „In Verantwortlichkeiten statt in Zuständigkeiten denken und handeln“. Darüber haben in der letzten Sitzung des Bezirksbeirates Stefanie Ender und Theoklis Chimonidis vom kommunalen Bildungsbüro der Stadt berichtet: auch, um die Nachhaltigkeit der Initiative zu unterstreichen.

 

Keine Frage, dass der Erfolg in der Schule eine ganz wesentliche Voraussetzung für spätere Berufs- und Lebenschancen ist. „Gelingende Bildungsbiografien zu fördern“ ist deshalb laut Chimonidis „die Grundlinie“ der Impulsinitiative mit dem etwas weiträumigen Titel „Bildungsregion Wangen“. Entscheidend daran: „In einem weiter gefassten Bildungsbegriff werden nicht nur schulische, sondern auch soziale und familiäre Lebens-Räume der Kinder in den Blick genommen.“ Schon im Kindergarten gehe es um die Frage: „Welche Unterstützung braucht ein Kind hinsichtlich seines Bildungsweges?“ erklärte Chimonidis. Es gehe darum, „dass keine Förderlücken entstehen und dass Kinder nicht durch die Maschen fallen“. Und hier stehe „Wangen angesichts vieler Familien in prekärer Lage sowie eines hohen Anteils von Familien mit Migrationshintergrund vor einer großen Herausforderung“.

Engmaschiges Netz zwischen vielen Akteuren

Aufgabe der 2012 im Stadtbezirk gestarteten Initiative ist es, angesichts dieser Problemlage ein engmaschiges Netz zwischen möglichst vielen Akteuren zu pflegen und so auch den kommunikativen Austausch und die Aufmerksamkeit nachhaltig zu gestalten. In einem Setting von gut zwei Dutzend Beteiligten also etwa zwischen Jugendhaus, Wilhelmschule oder dem Stadtteil- und Familienzentrum FiZ, denn Kinder tauchen oft in mehreren sozialen Teilfeldern auf. Wobei Chimonidis betonte: „Dennoch haben die Eltern Verantwortung für die Bildungsentwicklung ihrer Kinder.“ Wichtig sei aber auch, „Eltern zu erreichen, die im Existenzkampf stehen oder geringe Bildungsvoraussetzungen bieten“, was mitunter schwierig sei.

Hier greift ein Eltern-Begleitprogramm, das Stefanie Ender als „ein tolles Projekt“ bezeichnete. „Wir haben hier seit den Sommerferien eine Gruppe von elf Frauen und bekommen weiter relativ viele Anfragen“. Die Erfahrung sei: „Wenn man Eltern persönlich anspricht und einlädt, dann sind sie aktivierbar.“ So ist derzeit ein Leitfaden für Elterngespräche in Arbeit, „mit dem sich alle leichter tun“, wie Ender anmerkte.

Eine Art Leuchtturm-Projekt der Initiative ist das Lern-Camp auf dem Spielplatz Krempoli, das immer in den Herbstferien stattfindet und das Lern- und Erlebnispädagogik verbindet. Und weil dabei auch Senioren mitmachen, hat Bezirksvorsteherin Beate Dietrich einen speziellen Effekt beobachtet: „Die sehen sich später auf der Straße, grüßen sich, sprechen miteinander. Das lockert auch die Anonymität, in der sich Kinder oft befinden.“ Sowieso wichtig findet sie die informelle Ebene: „Es entstehen Kontakte für den Alltag.“ Im übrigen habe Wangen hier ein lange Tradition, die bis zur „Gruppe international“ aus den 1970er Jahren zurückreiche: „Diesen Geist wollen wir weitertragen.“