Sind die Grundschulen in Baden-Württemberg wirklich so schlecht? Eine neue Studie legt das nahe. Die Politik ist ob der Ergebnisse schockiert.

Stuttgart - Der Bildungsstandard an den Grundschulen in Deutschland ist im Zeitraum zwischen 2011 und 2016 massiv abgesunken. Besonders deutlich haben sich die Leistungen der Schüler in Baden-Württemberg und Bremen verschlechtert. Die entsprechende Studie des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) wird zwar erst an diesem Freitag in Berlin bei der Kultusministerkonferenz präsentiert. Erste Ergebnisse sind aber bereits in baden-württembergischen Regierungskreisen durchgesickert. Danach belegen die Viertklässler im Südwesten im Vergleich der Bundesländer den vorletzten Platz vor Bremen.

 

Beim IQB-Bildungstrend wurden deutschlandweit rund 30 000 Schüler der vierten Jahrgangsstufe aus mehr als 1500 Schulen getestet. Begutachtet wurden die Fähigkeiten in Mathematik und Deutsch. In Deutsch ging es um die Kompetenzen im Lesen, Zuhören und in der Rechtschreibung. Die Daten wurden zwischen Mai und Juli 2016 erhoben.

Die CDU macht die Vorgänger verantwortlich

Als eine Ursache für den massiven Leistungsabfall in allen Ländern wird die große Heterogenität der Schülerschaft an Grundschulen genannt. Kein Bundesland habe dazu eine schlüssige Antwort gefunden.

Auch wenn Details noch nicht bekannt sind, gab es in Baden-Württemberg erste Reaktionen. Wolfgang Reinhart, der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, nannte das Ergebnis „verheerend“. Er wies der grün-roten Vorgängerregierung die Verantwortung dafür zu. Nun sei es „höchste Zeit, den Hebel umzulegen“. Die Ergebnisse der Studie wertet Reinhart als „Weckruf, auf mehr Qualität zu achten“. Erste Schritte seien gemacht. Für die Fächer Deutsch und Mathematik stünden im Vergleich zum Schuljahr 2015/16 acht Stunden mehr zur Verfügung. Die CDU wolle die Rolle des Lehrers stärken. „Der Lehrer muss wieder Lehrer sein, nicht Lernbegleiter“, sagte Reinhart.

Eine Kommission? Eher nicht

Andreas Schwarz, der Grünen-Fraktionschef, zeigte sich „nicht erfreut“ über die bis jetzt bekannte Tendenz des Ländervergleichs. Gegenseitige Schuldzuweisungen empfindet er jedoch als „mühselige Diskussion, die uns nicht weiter bringt“.

Andreas Stoch, der Chef der Landtags-SPD und frühere Kultusminister, verlangte die Einsetzung einer Enquetekommission zur vertieften Analyse der Ergebnisse. Allerdings stieß er bei CDU und Grünen auf wenig Gegenliebe. Andreas Schwarz „hinterfragt“ die Notwendigkeit einer Kommission. Für Reinhart steht sie „nicht im Mittelpunkt“. Er sagte: „Wir tragen die politische Verantwortung für die Umsteuerung des Kurses.“