Was kann dem VfB Stuttgart am Samstag noch helfen gegen die übermächtigen Bayern? Ganz klar, ignoriert zu werden. Das hat unser Kolumnist am Samstag selbst erfahren, als er in München zum CL-Finale weilte – in Leonberg wäre das nicht passiert.

Es war zugegebenermaßen ziemlich verwegen, am vergangenen Samstag in München zu sein. Beim Champions-League-Finale war die Zahl der Bayernhasser noch überschaubarer als sonst. Aber nachdem der Autor in der vergangenen Woche beim Tipp-Kick-Orakel der LKZ schon den FCB gespielt hat (was für die Prognose des DFB-Finales definitiv nicht mehr der Fall sein wird!!!), danach musste, und dieser Exkurs sei erlaubt, doch erprobt werden, wie es sich so anfühlt, fernab des Altkreises, ja fernab des Schwabenlandes einen solchen Nationalfeiertag zu erleben.

 

Die erschreckendste Erfahrung dabei war: Wir Schwaben werden dort einfach ignoriert. Gerade noch erzählt man den Eingeborenen, wie schwierig die Saison für den VfB war, und dass man jetzt ja noch einen versöhnlichen Abschluss finden könne, da fragt der Münchner: „Jo mei, gegen wen spielen ma denn nächste Woche?“ Und dann noch die Frage, ob man als Württemberger dem FC neutral gegenüberstehe. Neutral? Bitte? Nicht mal unser Bayernhass wird anerkannt. Naja, nach einer Maß singt sich die Bayernhymne beim Public-Viewing dann doch von selbst mit, nur als da vom „Stern des Südens“ die Rede ist, beschleicht uns ein mulmiges Gefühl. Waren das nicht wir? Lange Rede, kurzer Sinn, nächsten Samstag bleiben wir unter uns, schauen im Schwarzen Adler oder sonst wo im schönen Altkreis das Spiel und leiden gemeinsam, wenn das Ergebnis zweistellig wird.

Und letztlich dürfen wir uns mit einem trösten: Ohne unsere Basisarbeit wären die Bayern gar nix. Mandzukic? Kommt aus Ditzingen. Gomez? War beim VfB. Wir könnten jetzt noch historische Vergleiche von Elber bis Pablo Thiam bemühen, oder gar Dieter Hoeneß? Und der Philip Lahm ist bei uns erst groß geworden. Und die Gelbfüßler vom KSC haben wir listig leerkaufen lassen (Kahn, Scholl, Kreuzer) – und wo sind sie jetzt? Gerade mal in die zweite Liga aufgestiegen. Manchmal ist es doch besser ignoriert zu werden. Am Sonntag heißt es dann vielleicht in Bavaria: „Jo mei, wer wor des no, gegen den wir verlorn hom?“

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