Heute beschäftigen wir uns mit der Frage, ob Wutreden etwas bringen. Ob beim VfB Stuttgart, in der Kommunalpolitik oder vor den verschlossenen Toren der Leonberger Postfiliale – sie bringen meistens nichts, findet unser Kolumnist.

Wir lernen ja immer wieder neue Redewendungen. Der Trainer Bruno Labbadia hat uns da ein gutes Stück vorangebracht, nach dem ruhmlosen 2:2 gegen Leverkusen hat der VfB-Trainer uns erklärt: „Das Fass ist absolut voll.“ Also nicht nur einfach voll, sondern sozusagen am vollsten. Und er schiebt gleich noch mal an die Pinscher von den Medien hinterher: „Das muss man doch mal hinterleuchten.“ Wohl wahr, wobei man bei diesem Gekicke eher an leuchtende Arme denken mag. Aber denken wir an andere Wutreden und solche, die man gerne hören würde, und da fallen uns so manche ein!

 

Da wäre Jogi Löw, uns aller Bundestrainer, der eher mit dem Florett ficht: „Teilweise habe ich die Kritik als nicht zielführend empfunden.“ Ja, jeder wütet eben auf seine Art. Mit Giovanni Trapattoni könnte man sagen: „Schwach wie ein Fass absolut voll.“ Vorstellen dürften wir uns aber mal unseren Oberbürgermeister. „Was erlauben Baubürgermeisterin“, könnte er rufen, wenn sie einfach die Brücke ver- und so manche offene Baustelle hinterlässt. Oder unser Landrat könnte angesichts der ständigen Korruptionsfälle im Abfallbetrieb schimpfen: „Es ist eine gewisse Grenze erreicht. Schwach wie Gelber Sack leer!“ Oder wie wäre es mit dem viel gescholtenen und hochgelobten Weiler Schultes, frei nach Bruno: „Ich kann gewisse Dinge nicht akzeptieren, wenn der Bürgermeister wie der letzte Depp dargestellt wird!“

Gut, aber gehen wir jetzt mal ganz weg von Politikern. So eine zünftige Wutrede findet auch im Alltag ihren Platz. Wenn zum Beispiel die Postfiliale in der Eltinger Straße mal wieder Punkt 18.00 Uhr und null Sekunden zumacht. Da können Sie sich aufbauen: „Was erlaube Frank Appel? Kunden sind keine Mülleimer!“ Oder die S-Bahn am Renninger Bahnhof fährt wieder direkt vor der Nase weg: „Ich will diese Diskussion nicht mehr führen! Ich hatte einen strategischen Plan, von dem ich zu 100 Prozent überzeugt war.“ Nur haben diese Wutreden eines mit Trapattoni, Löw und Labbadia gemeinsam: Sie bringen nichts! Absolut nichts! Die Post hat zu, die S-Bahn ist weg, und der VfB ist eine erbärmliche, seelenlose Gurkentruppe, die von geizigen Managern zu Tode gespart wird und! ! Habe fertig!!!!