Eigentlich sollen sie besonders gesund sein: Doch teilweise tragen Früchte und Samen, die als Superfood gelten, zu Unrecht die Bezeichnung „öko“.

Stuttgart - Superfood ist begehrt. Nach Schätzung von Marktforschern hat sich der Gesamtumsatz für besondere Früchte, Samen und Blätter im vergangenen Jahr fast verdoppelt – auf 46 Millionen Euro. Doch die Pflanzen, die aus aller Welt importiert und zur gesunden Ernährung beitragen sollen, sind nicht immer so hochwertig und unbedenklich, wie Erzeuger und Handel gern weismachen.

 

Bei Untersuchungen der Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter Baden-Württemberg enthielten zwei Drittel der 18 Proben dieser Nahrungsergänzungsmittel teils deutliche Rückstände an Pflanzenschutzmitteln, sagte Peter Hauk, Minister für ländlichen Raum und Verbraucherschutz (CDU) am Freitag in Stuttgart bei der Vorstellung des Öko-Monitoring-Berichts 2016. Bei jeder dritten Probe sei die Bezeichnung „öko“ irreführend, weil die verarbeiteten Pflanzen viel höhere Rückstände enthielten als erlaubt. Das galt für Moringa, Weizengras und Gerstengras.

„Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass die Kennzeichnung und Bewerbung von Nahrungsergänzungsmitteln in großem Umfang, gerade auch im Internet, unzutreffend sind“, sagte Petra Mock, Leiterin des Referats Lebensmittel im Stuttgarter Ministerium. Bei Nahrungsergänzungsmitteln insgesamt seien 46 Prozent der Proben wegen hoher Rückstände beanstandet worden, 86 Prozent der Produkte seien nicht oder unzureichend gekennzeichnet gewesen. Bei den Lebensmitteln wurden 18 Prozent der Proben wegen Rückständen beanstandet.

Vorschriften zum Verbraucherschutz

Deutlich besser sieht die Bilanz bei unverarbeitetem Obst und Gemüse aus ökologischem Landbau aus. „Wo Bio drauf steht, ist Bio drin“, sagte Hauk. Bioprodukte entsprächen grundsätzlich den Vorschriften zum Verbraucherschutz. Bei den Untersuchungen von Öko-Obst habe es im vergangenen Jahr keinerlei Beanstandungen gegeben, bei Öko-Gemüse sei in drei Fällen die Bezeichnung Öko als irreführend beurteilt worden, weil die Rückstände höher waren als erlaubt. Damit lag die Quote der beanstandeten frischen Öko-Erzeugnisse bei 1,1 Prozent. Untersucht wurden insgesamt mehr als 600 Bioprodukte.

Bei zwei Drittel des Obstes und Gemüses aus ökologischem Landbau waren keinerlei Rückstände von Pflanzenschutzmittel nachweisbar. Wenn Rückstände festgestellt wurden, lagen sie zumeist im Spurenbereich, das heißt unter 0,01 Milligramm je Kilo. Konventionelles Obst hingegen enthielt durchschnittlich 0,43 Milligramm Pflanzenschutzmittelrückstände je Kilogramm, konventionelles Gemüse 0,46 Milligramm je Kilogramm. Das ist darauf zurückzuführen, dass im konventionellen Anbau Pflanzenschutzmittel zulässig sind. Im ökologischen Landbau hingegen sind chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel verboten, ebenso Gentechnik.

Auch bei der Untersuchung von Biomilch und Bioeiern gab es keine Auffälligkeiten. Bei allen Proben habe sich bestätigt, dass es sich um Produkte aus ökologischer Erzeugung handelte, so Hauk.

Die Nachfrage nach Bio-Lebensmittel wächst. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz bei Bioprodukten deutschlandweit um fast zehn Prozent auf 9,5 Milliarden Euro. In Baden-Württemberg nimmt der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Flächen zu – im vergangenen Jahr waren es 150 000 Hektar, das sind 10,6 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen. Knapp 3800 Betriebe – jeder elte – arbeitet nach den Grundsätzen des ökologischen Landbaus.

Täuschung von Verbrauchern

Seit 2002 werden in Baden-Württemberg ökologisch erzeugte Lebensmittel im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung regelmäßig überprüft. Kontrolliert wird unter anderem, ob sie Rückstände von Pflanzenschutzmitteln oder andere Verunreinigungen etwa durch Schwermetalle enthalten. Damit soll unter anderem die Täuschung von Verbrauchern verhindert und das Vertrauen in die Qualität ökologisch erzeugter Lebensmittel gestärkt werden.

Die Kontrollen ergänzen die von der EU vorgeschriebenen Kontrollen durch die Öko-Kontrollstellen. Sie ermöglichen auch einen Vergleich zwischen biologischen und konventionellen Produkten. „Auf das Öko-Siegel ist Verlass“, sagte Hauk. Bei Schwachstellen habe die Branche „schnell reagiert und die Mängel abgestellt“.