Es gibt weitere Hindernisse. Zumindest einigen Mottenarten funkt das Licht auch noch direkt in ihr Sexualleben hinein. Koert van Geffen von der Wageningen-Universität in den Niederlanden und seine Kollegen haben das beim Kleinen Frostspanner beobachtet. Auf den mit LED-Lampen beleuchteten Eichenstämmen fanden sie nicht nur deutlich weniger Falterweibchen als auf unbeleuchteten Pendants. Die Tiere kamen im Licht auch deutlich seltener zur Sache: Während mehr als die Hälfte der im Dunkeln lebenden Frostspannerinnen Spermapakete im Körper trugen, waren es im Kunstlicht je nach Wellenlänge nur zwischen 13 und 28 Prozent.

 

Ein zweiter Versuch zeigte, woran das liegen könnte. Darin haben die Forscher die Männchen mit künstlich hergestellten weiblichen Sexuallockstoffen konfrontiert. Im Licht wirkten diese deutlich weniger anziehend als im Dunkeln. Offenbar kommt den Motten-Casanovas bei voller Beleuchtung die Lust aufs andere Geschlecht abhanden. Bei anderen Falterarten tragen auch die potenziellen Partnerinnen dazu bei, dass es zwischen den Geschlechtern nicht mehr so recht funkt. So produzieren die Weibchen der Kohl-Eule bei Kunstlicht weniger Sexuallockstoffe. Auch die Zusammensetzung des Cocktails verändert sich. Das könnte die Anziehungskraft für die Männchen verringern.

Gespinstmotte hat sich auf die hellen Zeiten eingestellt

Ist also der Beleuchtungsboom schuld am Rückgang von nachtaktiven Insekten, den Biologen in vielen Regionen Europas verzeichnen? „Wirklich bewiesen ist das bisher nicht“, sagt Franz Hölker. Wie viele seiner Kollegen hält er es aber durchaus für wahrscheinlich, dass die Lichtverschmutzung zumindest einen Beitrag zu dieser Entwicklung geleistet hat – und auch in Zukunft leisten wird. Das aber könnte weitreichende Folgen haben. So gibt es zum Beispiel zahlreiche Pflanzenarten, die sich von Motten bestäuben lassen.

Aussichtslos ist die Lage für die Nachtfalter trotz allem nicht. Florian Altermatt von der Universität Zürich und Dieter Ebert von der Universität Basel haben herausgefunden, dass sich eine Gespinstmotte namens Yponomeuta cagnagella auf die hellen Zeiten eingestellt hat. Tiere aus dem Stadtgebiet Basels ließen sich in ihren Experimenten nicht mehr so stark vom Licht anlocken wie Artgenossen, die aus dunkleren Regionen im Nordwesten der Schweiz und im Osten Frankreichs stammten.

„Es werden sich aber längst nicht alle Nachtfalter auf diese Weise anpassen können“, sagt Franz Hölker. Gelingen wird das seiner Einschätzung nach am ehesten solchen Arten, die kurze Reproduktionszeiten und hohe Vermehrungsraten haben. Denn nur bei ihnen kann die Evolution die nötigen Verhaltensänderungen schnell genug herbeiführen. Deshalb sei es wichtig, die heute noch dunklen Refugien zu erhalten und bei der Installation von Lampen mehr Rücksicht auf die Insektenwelt zu nehmen. Vor allem in der Nähe wichtiger Lebensräume wie Hecken, Feldrainen oder Flüssen, meint er, sollte man die Beleuchtung so weit wie möglich reduzieren.

Viele Arten müssen für ein erfolgreiches Rendezvous spezielle Strukturen wie Gewässerränder oder Bäume aufsuchen. Manche bleiben auf dem Weg dahin an den Laternenbarrieren hängen und kommen gar nicht mehr weiter. Andere verlieren zumindest Zeit und Energie. Das aber können sich Nachtfalter kaum leisten. Schließlich dauert ihr Erwachsenenleben in gemäßigten Breiten ohnehin nur sieben bis zwölf Tage, da bleibt nicht viel Zeit für die Familiengründung. „Die Lichtbarrieren können also dazu führen, dass die Tiere entweder gar nicht zum Partner kommen oder zu spät“, erklärt Franz Hölker.

Das Licht funkt ins Sexualleben der Motten hinein

Es gibt weitere Hindernisse. Zumindest einigen Mottenarten funkt das Licht auch noch direkt in ihr Sexualleben hinein. Koert van Geffen von der Wageningen-Universität in den Niederlanden und seine Kollegen haben das beim Kleinen Frostspanner beobachtet. Auf den mit LED-Lampen beleuchteten Eichenstämmen fanden sie nicht nur deutlich weniger Falterweibchen als auf unbeleuchteten Pendants. Die Tiere kamen im Licht auch deutlich seltener zur Sache: Während mehr als die Hälfte der im Dunkeln lebenden Frostspannerinnen Spermapakete im Körper trugen, waren es im Kunstlicht je nach Wellenlänge nur zwischen 13 und 28 Prozent.

Ein zweiter Versuch zeigte, woran das liegen könnte. Darin haben die Forscher die Männchen mit künstlich hergestellten weiblichen Sexuallockstoffen konfrontiert. Im Licht wirkten diese deutlich weniger anziehend als im Dunkeln. Offenbar kommt den Motten-Casanovas bei voller Beleuchtung die Lust aufs andere Geschlecht abhanden. Bei anderen Falterarten tragen auch die potenziellen Partnerinnen dazu bei, dass es zwischen den Geschlechtern nicht mehr so recht funkt. So produzieren die Weibchen der Kohl-Eule bei Kunstlicht weniger Sexuallockstoffe. Auch die Zusammensetzung des Cocktails verändert sich. Das könnte die Anziehungskraft für die Männchen verringern.

Gespinstmotte hat sich auf die hellen Zeiten eingestellt

Ist also der Beleuchtungsboom schuld am Rückgang von nachtaktiven Insekten, den Biologen in vielen Regionen Europas verzeichnen? „Wirklich bewiesen ist das bisher nicht“, sagt Franz Hölker. Wie viele seiner Kollegen hält er es aber durchaus für wahrscheinlich, dass die Lichtverschmutzung zumindest einen Beitrag zu dieser Entwicklung geleistet hat – und auch in Zukunft leisten wird. Das aber könnte weitreichende Folgen haben. So gibt es zum Beispiel zahlreiche Pflanzenarten, die sich von Motten bestäuben lassen.

Aussichtslos ist die Lage für die Nachtfalter trotz allem nicht. Florian Altermatt von der Universität Zürich und Dieter Ebert von der Universität Basel haben herausgefunden, dass sich eine Gespinstmotte namens Yponomeuta cagnagella auf die hellen Zeiten eingestellt hat. Tiere aus dem Stadtgebiet Basels ließen sich in ihren Experimenten nicht mehr so stark vom Licht anlocken wie Artgenossen, die aus dunkleren Regionen im Nordwesten der Schweiz und im Osten Frankreichs stammten.

„Es werden sich aber längst nicht alle Nachtfalter auf diese Weise anpassen können“, sagt Franz Hölker. Gelingen wird das seiner Einschätzung nach am ehesten solchen Arten, die kurze Reproduktionszeiten und hohe Vermehrungsraten haben. Denn nur bei ihnen kann die Evolution die nötigen Verhaltensänderungen schnell genug herbeiführen. Deshalb sei es wichtig, die heute noch dunklen Refugien zu erhalten und bei der Installation von Lampen mehr Rücksicht auf die Insektenwelt zu nehmen. Vor allem in der Nähe wichtiger Lebensräume wie Hecken, Feldrainen oder Flüssen, meint er, sollte man die Beleuchtung so weit wie möglich reduzieren.

Deshalb fliegen Insekten zum Licht

Navigation: Es gibt mehrere Gründe dafür, dass nachtaktive Insekten vom Licht angezogen werden. Zum einen besitzen die meisten von ihnen sehr leistungsfähige Schwachlicht-Sensoren. Diese Sinnesorgane hat die Evolution aber für schummriges Mond- und Sternenlicht entwickelt. Straßenlaternen und erleuchtete Fenster sind zu hell für sie. Die Tiere werden geblendet, sehen nichts mehr und flattern hilflos auf die Lichtquelle zu. Zum anderen gibt es Arten, die Mond und Sterne zur Navigation nutzen. Sie verwechseln die Lampen möglicherweise mit solchen natürlichen Wegweisern und verlieren dadurch völlig die Orientierung.

Lichtart: Allerdings wirkt nicht jede Leuchte gleich anziehend. Viele Insekten reagieren am stärksten auf kurzwelliges Licht im blauen und im UV-Bereich. Quecksilberdampf-Hochdrucklampen, die bis heute oft zur Straßenbeleuchtung eingesetzt werden, senden viel Strahlung in diesen Wellenlängen aus und sind deshalb besonders effektive Insekten-Magneten. Natriumdampf-Hochdrucklampen, deren Licht mehr Gelb- und Rotanteile enthält, wirken dagegen nicht so anziehend. Und auch die modernen LEDs, die ebenfalls kein UV-Licht abstrahlen, locken weniger Insekten an. Das gilt besonders für warmweiße LEDs.