Nach rund sechs Wochen geht eine Aktion zu Ende, die den Anteil von Plastik, Metall und Co. im Biomüll reduzieren sollte. Welches Fazit die Abfallwirtschaft Rems-Murr nach der Kampagne zieht:

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Rems-Murr-Kreis - Nach sechs Wochen hat die Abfallwirtschaft Rems-Murr (AWRM) eine positive Bilanz ihrer Aktion „Fehl am Platz“ gezogen: Mit dem Ziel, den Anteil an Plastik, Metall und Co. in den Biotonnen zu verringern, hatten Kontrolleure die Müllfahrzeuge auf ihren Touren begleitet. Entdeckten sie nach dem 24. August sogenannte Störstoffe in einer der braunen Tonnen, wurde diese nicht geleert.

 

Die Mitarbeiter versahen die falsch befüllten Behälter nicht nur mit der roten Karte und einer Infobroschüre, sondern fotografierten den Inhalt auch. Wegen des Datenschutzes wurden dazu nur der Ort und der Straßenname notiert, falls Beschwerden kommen. „Davon gab es aber recht wenige“, sagt Gerald Balthasar, der Geschäftsführer der AWRM. Er glaubt, dass die Bürger durch die begleitende Plakatkampagne und die Zeitungsberichte über die Aktion Bescheid wussten.

In Städten landet vieles in der braunen Tonne, was nicht hineingehört

Was nichts daran ändert, dass viele Tonnen stehen blieben. Mehr als 56 000 Biotonnen wurden mit Metalldetektoren und per Sichtkontrolle untersucht, fast 2000 von ihnen enthielten Störstoffe und wurden deshalb nicht geleert. Meist fanden die Kontrolleure Plastiktüten, aber auch Dachziegel, mineralisches Katzenstreu, eingeschweißte Lebensmittel und Pressspanplatten waren ihnen ein Dorn im Auge. „Letztere sind verleimt und dürfen deswegen nicht in die braune Tonne“, erklärt der AWRM-Chef.

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Besonders oft wurden die Kontrolleure in den Städten fündig: In Waiblingen blieben mehr als acht Prozent der Tonnen gefüllt stehen, in Fellbach waren es gut sieben Prozent. Am wenigsten zu beanstanden gab es in Berglen (weniger als 0,6 Prozent) und Schwaikheim (knapp 1,2 Prozent). Gerald Balthasar betont, die Daten seien statistisch nicht exakt miteinander vergleichbar. Den Trend, dass der Müll in Städten weniger sorgfältig getrennt werde als in städtischen Gebieten, gebe es aber tatsächlich. „Möglicherweise liegt das auch an der Anonymität, wenn in großen Mehrfamilienhäusern viele Parteien dieselbe Tonne nutzen“, so seine Vermutung.

Zeitreihendaten, die bestätigen könnten, ob am Ende der Aktion tatsächlich weniger Plastik und Metall im Biomüll gelandet ist als zu ihrem Beginn, gibt es nicht. Im Schnitt, da ist sich Balthasar aber sicher, seien deutlich weniger Störstoffe in den braunen Tonnen als zuvor.

Keine Tüten mit Keimlingssymbol verwenden

Entgegen der ersten Ankündigung wurden bei der Aktion Tonnen mit angeblich abbaubaren Biomülltüten mit dem Keimlingssymbol nicht stehen gelassen. Balthasar räumt ein, diese Tüten würden zwar genauso wie normale Plastiktüten aussortiert, doch derzeit fehle der AWRM die rechtliche Handhabe, sie aus der Biotonne zu verbannen. „Wir überlegen deshalb, unsere Satzung entsprechend zu ändern.“ Weil die im Handel erhältlichen Tüten viel zu lange zum Verrotten brauchen, empfiehlt die AWRM Papiertüten.

Auch wenn die Kampagne nun offiziell endet, sind noch drei Müllfahrzeuge mit Metalldetektoren ausgestattet. Stellen diese fest, dass eine Biotonne Metall oder beschichtete Folien enthält, wird diese auch weiterhin mit einer roten Karte stehen gelassen. Möglicherweise wird es eines Tages auch eine Neuauflage der Kampagne geben: „Erfahrungsgemäß schleichen sich so nach zwei Jahren wieder so manche Gewohnheiten ein“, sagt Gerald Balthasar.