Noch bis kommenden Montag, 17. Oktober, können sich die Bewerber zur Wahl aufstellen. Wer sich angesprochen fühlt, füllt ein Formular auf www.stuttgart.de aus.

Als Julia Erdel vor fünf Jahren auf der Straße angesprochen wurde, ob sie nicht für den Jugendrat kandidieren wolle, wusste sie erst einmal nicht, was sie sagen sollte. Sie hatte damals noch nicht viel von dem Gremium mitbekommen und wollte sich die Sache erst einmal in Ruhe überlegen. Es gehört schließlich viel Mut dazu, sich zu einer Wahl aufzustellen. Heute ist sie froh, dass sie den Schritt gewagt hat: „Es war eine tolle Zeit“, sagte sie im Gespräch mit unserer Redaktion. Als Sprecherin des Bezirks Mühlhausen setzte sie sich unter anderem für eine Calisthenix-Park ein, in dem Jugendliche mit dem eigenen Körpergewicht trainieren können.

 

Seit 1995 vertritt der Jugendrat die Interessen junger Stuttgarter gegenüber dem Gemeinderat, den Bezirksbeiräten und der Stadtverwaltung. Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren wählen alle zwei Jahre in ihren Stadtbezirken einen Jugendrat, der ihre Belange vor Ort vertritt. Die Jugendräte der Stadtbezirke senden Delegierte an den gesamtstädtischen Jugendrat aus, der die verschiedenen Anliegen sammelt und an den Oberbürgermeister, die Gemeinderäte und die Stadtverwaltung weitergibt.

Auch dieses Jahr gibt es nur wenige Bewerber

„Es ist immer schwierig, genügend Jugendliche zu motivieren“, berichtet Roland Kelm, der für die Stadt die Beteiligung der Jugendlichen am kommunalen Geschehen koordiniert. Bei der Rekrutierung des Nachwuchses setzt die Stadt vor allem auf die Jugendlichen selbst. In den letzten Wochen haben die jetzigen Jugendräte in den Klassen von ihrer Arbeit erzählt und auf den sozialen Netzwerken getrommelt. Außerdem bekamen die Schüler ein Anschreiben und einen Flyer von der Stadt zugeschickt.

Die Gemeinschaft steht im Vordergrund

„Der Jugendrat macht eine wichtige Arbeit. Ohne uns würden die Belange der Jugendlichen untergehen“, ist sich Erdel sicher. Außerdem hat sie den Jugendrat immer als eine „coole Gemeinschaft“ empfunden. Sie bedauert, jetzt über die Altersgrenze hinausgewachsen zu sein und nicht noch einmal kandidieren zu können.

Auch Bruno Wagenblast möchte die Erfahrungen der letzten Jahre nicht missen: „Ich habe viele tolle Begegnungen gehabt.“ Die Gesprächskanäle zum Oberbürgermeister und den Stadträten seien verbessert worden. „Wir haben viel durchsetzen können“, zieht er zufrieden Bilanz. Zusammen mit anderen Mitstreitern hat er sich dafür eingesetzt, dass es genügend nicht-kommerzielle Aufenthaltsorte gibt und öffentliche Plätze für Jugendliche zugänglich bleiben.

Vielfältige Beteiligungsmöglichkeiten

Auch an neuen Graffiti-Flächen, verbessertem Mittagessen an Schulen und dem Ausbau des Nachtbusverkehrs war der Jugendrat beteiligt. Wer sich aufstellt und gewählt wird, hat also vielfältige Möglichkeiten, sich zu engagieren. Neue Bewerber müssen aber nicht Angst haben, zu Aktionen verpflichtet zu werden. „Jeder kann sich so viel einbringen, wie er möchte“, beteuert Erdel. Im Jugendrat habe jeder Verständnis, wenn mal in der Schule viel los sei oder etwa ein wichtiges Fußballspiel anstünde. „Probiert es einfach mal aus, es ist ein großer Gewinn“, ist ihr Rat an diejenigen, die noch zögern, sich zu bewerben.

Bis einschließlich Montag nimmt die Stadt Bewerbungen für die Wahlen am 3. Februar 2023 entgegen. Jugendliche, die sich aufstellen wollen, können ein Online-Formular auf der Webseite der Stadt ausfüllen oder ihre Bewerbung direkt im Rathaus oder den Bezirksrathäusern abgeben. Alternativ kann man auch ein Foto des Bewerbungsbogens machen und per WhatsApp an +49 172 73 35 801 schicken. Alle Informationen gibt es auf www.stuttgart.de