Dem Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst droht nach dem Wirbel um die Millionenkosten für seine Residenz jetzt auch ein Strafbefehl wegen falscher eidesstattlicher Erklärung. Die Forderungen nach seinem Rücktritt werden immer lauter.

Limburg - Was Bescheidenheit in einem hohen kirchlichen Amt ist, hat Franz Kamphaus schon lange vor der Wahl von Papst Franziskus demonstriert: Der 2008 emeritierte Bischof von Limburg verzichtete in seiner Amtszeit auf den ihm zustehenden Wohnsitz in der Stadt, brachte dort zeitweise eine Flüchtlingsfamilie aus Eritrea unter und zog selbst ins Limburger Priesterseminar. Heute lebt der mittlerweile 81-Jährige zusammen mit rund 400 Behinderten als Seelsorger in einem Stiftshaus im Rheingau. Hätte sich sein Nachfolger Franz-Peter Tebartz-van Elst diesen Stil zum Vorbild genommen, wäre dem heutigen Limburger Bischof viel Ärger erspart geblieben. Stattdessen schockiert er die Gläubigen seines Bistums mit Kosten von 31 Millionen Euro für den Umbau der bischöflichen Residenz, und jetzt droht ihm auch noch ein Strafbefehl wegen falscher eidesstattlicher Erklärung über einen Erste-Klasse-Flug zu den Armen in den Slums von Indien.

 

Das Problem wird nächste Woche beim Papst thematisiert

Den entsprechenden Antrag hat die Hamburger Staatsanwaltschaft nach Mitteilung vom Donnerstag dem zuständigen Amtsgericht der Hansestadt zugeleitet. Gibt es ihm statt, droht dem Bischof eine Geldstrafe. Ihm wird vorgeworfen, in zwei Erklärungen an Eides statt vor dem Hamburger Landgericht die Unwahrheit gesagt zu haben. Dabei ging es um Äußerungen von Tebartz-van Elst über den Flug, der seinerzeit mit Bonusmeilen seines Generalvikars eine Höherstufung auf die erste Klasse erhielt.

Das Bistum Limburg lehnt auf Anfrage jede Stellungnahme zu dem beantragten Strafbefehl ab. Dafür aber äußerte sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, sehr besorgt und kündigte an, nächste Woche im Vatikan mit Papst Franziskus über den Vorgang zu sprechen. Bei seinem seit Längerem geplanten Besuch im Vatikan werde er mit dem Papst und den zuständigen Kurienstellen die Lage in Limburg erörtern und Vorschläge machen, wie dort weiter zu verfahren sei. Was er ihm vorschlagen wird, lässt der Freiburger Erzbischof offen. Schließlich wolle er das dem Kirchenoberhaupt ja nicht über die Presse mitteilen, sagte er.

Die Rücktrittsforderungen werden immer lauter

Zugleich teilte Zollitsch mit, dass jetzt die von ihm angekündigte Kommission zur Prüfung der 31 Millionen Euro Baukosten am Limburger Bischofssitz ihre Arbeit aufnehmen wird. „Ich bin verwundert über die Zahl“, so Zollitsch. Ursprünglich waren für den Bau 5,5 Millionen Euro geplant gewesen. Die Kommission soll „Posten, Finanzierung und Entscheidungswege“ untersuchen. Wann Ergebnisse vorliegen, könne noch nicht gesagt werden. Zollitsch betonte: „Insgesamt nehme ich die Situation im Bistum Limburg sehr ernst.“ Es stehe ihm aber nicht zu, über den Strafantrag des Staatsanwalts oder den Bischof zu urteilen.

Das sehen viele anders. Nicht nur für Christoph Hefter ist der Bischof nicht mehr tragbar: „Das habe ich vorher schon gedacht, und jetzt sehe ich es erst recht so“, sagt der Vorsitzende der Stadtversammlung Frankfurter Katholiken. Das ist der Zusammenschluss der Laien in der mit Abstand größten Stadt des Bistums, Frankfurt am Main. Ende August hat Hefter eine Unterschriftensammlung mit harscher Kritik, aber noch ohne Rücktrittsforderung an Tebartz-van Elst initiiert. Anlass waren Berichte über eine drohende Amtsenthebung des Frankfurter Stadtdekans Johannes zu Eltz, einem Kritiker des als autoritär geltenden Bischofs.

„Der Bischof ist entweder ein raffinierter Betrüger oder krank“

Nach einem Gottesdienst im Frankfurter Dom unterschrieben auf Anhieb rund 500 Menschen. Spontan forderten andere Gemeinden die Liste an. Am Ende übergab Hefter dem Limburger Oberhirten 4500 Unterschriften, und obwohl die Sammlung offiziell schon eingestellt worden ist, ist die Zahl nach seinen Angaben inzwischen noch auf 6000 bis 7000 angewachsen.

„Die Bistumsleitung muss umgehend einen anderen Weg einschlagen, will sie die katholische Kirche in unserem Bistum und darüber hinaus glaubhaft und glaubwürdig vertreten“, hieß es noch in dem Text. Doch die Chance dafür ist wohl inzwischen vertan. Aus dem gesamten Bistum hagelt es Rücktrittsforderungen. Und der ehemalige hessische Staatssekretär Jochen Riebel (CDU) aus dem dreiköpfigen Vermögensverwaltungsrat des Bischöflichen Stuhls wird in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ sogar mit den Worten zitiert: „Ich kann es mir nur so erklären, dass der Bischof von Limburg entweder ein raffinierter Betrüger oder krank ist.“

Erste Stimmen sprechen vom Verdacht der Untreue

Jedenfalls ist das Ansehen von Tebartz-van Elst zerstört. „Seine Glaubwürdigkeit ist dahin, die Menschen vertrauen ihm nicht mehr“, sagt der Frankfurter Stadtverbandsvorsitzende Hefter, „wir brauchen einen Neuanfang.“ Der Richter am Landgericht Frankfurt sieht sogar die Gefahr weiteren Ärgers für den Bischof, der in der „Bild“-Zeitung um Verständnis für die Baukosten wirbt, die sich ja auf zehn Einzelbauten verteilten sowie Anforderungen von Denkmalschutz und Nachhaltigkeit berücksichtigten.

Das Gros der Kosten soll vom Bischöflichen Stuhl getragen werden. Das ist eine Körperschaft öffentlichen Rechts, wie sie laut Hefter auch in anderen Bistümern eingerichtet wurde, nachdem im 19. Jahrhundert der Staat Geld an die Kirche zahlte für im Zuge der Säkularisierung an ihn geflossene Ländereien. Dieses Geld sei aber heute fest angelegt, etwa in Immobilien. Sollte der Bischöfliche Stuhl, um schnell Mittel für die Residenz zu bekommen, etwa Grundstücke unter Wert verkauft haben, könnte das nach Einschätzung des Juristen den Tatbestand der Untreue erfüllen. Damit werde das Vermögen der Körperschaft geschädigt.

Tatsächlich gingen inzwischen schon erste derartige Strafanzeigen ein, die Limburger Staatsanwaltschaft kündigte eine Prüfung an. Ob Tebartz-van Elst nach deren Abschluss überhaupt noch Bischof von Limburg ist, gilt als offen.