Von einer Streuobstwiese in Stuttgart-Sillenbuch ist vergangene Woche haufenweise Obst gestohlen worden. Das hatten Drittklässler aus der Waldorfschule aufgelesen. Die Enttäuschung bei den Kindern war riesig.

Sillenbuch - Drei Stunden Arbeit für die Katz! Dieser Tage ist die dritte Klasse der Waldorfschule Silberwald in Sillenbuch gemein beklaut worden. Fünf Säcke voller Äpfel, die die Kinder durch die eigens angemietete Obstpresse drehen und so zu 400 Liter Saft verarbeiten wollten, sind in der Nacht von Montag auf Dienstag direkt von einer Sillenbucher Streuobstwiese gestohlen worden.

 

Das Grundstück von Renate Neuburger besuchen die Kleinen regelmäßig. „Wir sind das ganze Jahr auf der Wiese, gehen auf Spurensuche, pflanzen Bäume, sammeln Kräuter oder machen Heu“, erklärt sie. Oder es werden eben Äpfel aufgelesen. Die jedoch sind verschwunden. Nur die Beutel hat der Ganove zurückgelassen. „Das Ärgerliche ist, wir haben die Arbeit gehabt, haben die guten von den schlechten Äpfeln getrennt“, sagt der Klassenlehrer Sascha Knödler.

Die Entrüstung bei Kindern, Lehrern und Eltern ist groß. Der Vater einer Neunjährigen etwa ist empört. „Sie hat sich echt drauf gefreut“, berichtet der Papa. Auch der Klassenlehrer Knödler spricht von einer großen Niedergeschlagenheit bei seinen Schützlingen. „Die waren total enttäuscht, manche haben geweint, andere haben gesagt, dass wir zur Polizei gehen müssen.“

Die Schüler haben noch einmal Glück gehabt

Anzeige erstattet hat Renate Neuburger allerdings nicht. Sie findet: „Die Kinder haben auch Erfahrungen gemacht.“ Zum einen, wie fies es ist, wenn man anderen etwas wegnimmt. Und auch, wie schön das Gefühl des Teilens ist. Denn die Viertklässler aus der Silberwaldschule haben die herbstliche Aktion für ihre jüngeren Mitschüler gerettet. Sie haben am Tag nach dem Diebstahl selbst Obst geerntet und drei ihrer acht Säcke an die dritte Klasse abgegeben.

So konnten am Donnerstag doch noch alle Kinder zusammen Saft herstellen. Sascha Knödler ist begeistert: „Das ist der Geist unserer Schule.“ Und auch Renate Neuburger, die zusätzlich Quitten gespendet hat, schwärmt: „Das ist für mich großartig. Das ist was für die Zukunft.“