200 Bläser des evangelischen Kirchenkreises Stuttgart spielen am Wochenende im Alten Schloss. Mit dabei: Die Posaunenchöre aus Möhringen, Vaihingen und Rohr.

Filder/Stuttgart - Nach dem Konzert ist vor dem Konzert. „Genau genommen bin ich das ganze Jahr über auf der Suche nach Stücken, die wir spielen können“, sagt Hans Holzwarth. Wir – damit meint der Musikreferent der evangelischen Jugend Stuttgart rund 200 Blechbläser aus dem Kirchenkreis Stuttgart. Mit dabei: Die Posaunenchöre aus den Kirchengemeinden Möhringen, Vaihingen und Rohr.

 

Bereits vor einem dreiviertel Jahr hat sich der Literatur-Ausschuss das erste Mal zusammengesetzt und die Werke für die Veranstaltung ausgewählt. „Die Literatur bekommen die einzelnen Posaunenchöre und Musiker dann für die Proben zugeschickt“, sagt Holzwarth. Anfangs probt jeder Chor für sich, dann ist Holzwarths geschultes Ohr gefragt, wenn in größeren Gruppen trompetet und posaunt wird. Holzwarth bezeichnet diese Phase gern schon mal mit einem Augenzwinkern als Missionarsarbeit. „Wenn ein Bläser über eine Seite lang immer das Gleiche spielt, muss man ihn überzeugen, dass es sich beim Konzert toll anhören wird“, sagt Holzwarth.

„Die Musiker stehen oben und das Publikum unten“

Längst hat sich die Veranstaltung etabliert, allein zur Generalprobe kommen rund 300 Leute. Dabei ist die Idee für das Konzert, wie Holzwarth erzählt, im Jahr 1999 „mehr oder weniger zufällig entstanden“. „Bei den Vorbereitungen zum Kirchentag in Stuttgart hat man festgestellt, dass im Alten Schloss, noch keine Veranstaltung geplant war“, erzählt Hans Holzwarth und fügt hinzu: „Daraufhin habe ich gesagt, wir Posaunenchöre organisieren etwas.“

Am sogenannten Abend der Begegnung sei der Hof zum Bersten voll gewesen, das Event war nach den Worten Holzwarths eine „Riesenbombe“. Seitdem findet das Serenadenkonzert alle zwei Jahre statt. Auch bei der achten Auflage am 28. und 29. Juni stehen die Männer und Frauen wieder in verschiedenen Gruppen auf den Arkaden. Der Musikreferent selbst schwingt auf dem Balkon im ersten Stock den Taktstock. „Dass die Musiker oben stehen und das Publikum unten, das hat man sonst nicht“, betont Holzwarth.

Von der Kirche geprägt

Höhepunkt in diesem Jahr ist Modest Mussorgskys bekanntes Werk „Bilder einer Ausstellung“, das extra für 200 Bläser arrangiert worden ist. Darüber hinaus spielen die Männer und Frauen Edward Elgars „Pomp and Circumstance“ sowie Werke von Schütz, Mendelssohn, Händel und Arrangements aus der Pop- und Swing-Ära. Ebenfalls fester Bestandteil im Programm: Ein Auftritt der Jungbläser. „Sie spielen drei leichte Stücke“, sagt Holzwarth. Mitspielen kann jeder, egal wie lange er schon dabei ist. „Sie sollen wissen, dass sie wichtig sind, auch wenn sie nur zwei Töne spielen können“, sagt er.

Mit ihrem Auftritt im Alten Schloss wollen die Musiker zeigen, dass sie zwar von der Kirche geprägt sind, aber auch andere Musik spielen können. „Wir erreichen mit diesem Konzert viele Leute, die sonst nicht zu uns kommen würden“, sagt Holzwarth. Zahlreiche Rückmeldungen von Besuchern würden das auch bestätigen. Ein Zuhörer berichtete beispielsweise einmal, dass er ausschließlich Rockmusik höre. Als er aber von Weitem die Musik im Schlosshof gehört habe, habe er sich von ihr angezogen gefühlt, so dass er dort hin musste – und blieb.

„Das war der pure Wahnsinn“

Musikalische Höhepunkte? Die Komposition für vier Bläserchöre und ein Solistenquartett von Mike Svoboda, die 2009 uraufgeführt wurde. „Das war der pure Wahnsinn“, sagt der Dirigent. Ein „Riesenhighlight“ sei darüber hinaus die Aufführung der „Fanfare for the common man“ von Aaron Copland gewesen. Im Vorfeld seien die Meinungen auseinander gegangen, ob das Stück nicht zu kompliziert für die Blechbläser sein würde.

„Aber wenn die Bläser mal Blut geleckt haben, dann üben sie auch mehr und sind am Abend konzentriert bis zur letzten Haarspitze“, weiß der Musikreferent aus Erfahrung.