Der moderne Stil der barfuß spielenden Blaskapelle LaBrassBanda mischt die Trachtenwelt auf. Ihre Einladung zum Traditionsfest in Ruhpolding empört den Trachtenverband.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

München - Freunde zünftiger Unterhaltungsmusik (so hieß das damals) der 50er Jahre erinnern sich vielleicht an eine B-Seite der Geschwister Rosa und Anni Fahrnberger, seinerzeit begleitet vom immer noch musikalisch amtierenden Max Greger und seinem Enzian-Sextett. Sie hieß „Fahre mit der Rauschbergbahn“, huldigte dem oberbayerischen Ort Ruhpolding wie seinem schönen Hausberg und gipfelte in der inhaltlich schon fast existenzialistisch anmutenden Zeile: „Und wenn du dann oben bist, weiß du erst wie schön es unten ist.“ Bayerische Traditionalisten wendeten sich gleichwohl mit Grausen, aber das tun Traditionalisten häufig.

 

Dancefloor, der scheppert

Wie auch jetzt wieder. Zum 124. Gaufest des Trachtenverbandes Gau I nämlich, zu dem Mitte Juli 10 000 Menschen anreisen werden, hat der dritte Bürgermeister des Ortes, Hermann Feil (CSU), als Organisator neben den üblichen Festgottesdiensten, dem Tag der Betriebe, dem Weinfest und dem Oberkrainer Abend auch einen Auftritt der bläserlastigen Band LaBrassBanda eingeplant. Die adaptiert, unter Führung des am Richard-Strauss-Konservatorium ausgebildeten Trompeters Stefan Dettl, für ihre bairisch blitzsauberen Texte („Ringlbleame fliag amoi . . .“) Dancefloor- und Hip-Hop-Muster, dass es nur so scheppert. Bundesweit bekannt sind LaBrassBanda, seit sie bei der Vorentscheidung für den Eurovision Song Contest 2013 mit „Nackert“ nur knapp an Cascada (und der Jury) scheiterten.

Misstöne in der Haferlschuhfraktion

Gewandmäßig sind die Lederhosen der Chiemgauer schwer in Ordnung, die T-Shirts schon weniger und an den Füßen hapert’s am meisten: Seit Bandgründung spielt LaBrassBanda unten nackt, was nun wieder der Haferlschuhfraktion der Trachtler extrem missfällt. Und überhaupt, sagt Otto Dufter, Ehrenvorsitzender des Bayerischen Trachtenverbands, sei das „Rock-, nicht Volksmusik“. Der Veranstalter findet das „extrem eignaht“, also gestrig. Man habe, sagt Hermann Feil, ja schließlich nicht Status Quo eingeladen. Neben der fehlenden dialektalen Eignung der noch lautstärkeren (und musikalisch unbedarfteren) Engländer wäre im Übrigen auch hier eine Verpflichtung am Schuhwerk gescheitert: bei Status Quo trägt man seit Jahrzehnten Turnschuhe.