Jeden ersten Freitag im Monat regieren im Böblinger Blauen Haus die Könige von Jazz und Soul.

Böblingen - Einmal im Monat verwandelt sich die Böblinger Kulturstätte Blaues Haus in eine Jazzkneipe, wie sie in Amerika so typisch ist: gemütliche Ledersessel, ein Glas Wein an der Bar, dann die ersten Akkorde der Musiker. Warme Saxofonklänge, eine verträumte Gitarre. „Wenn ich die tiefe Stimme der Sänger höre, fühle ich mich wie nach New York gebeamt“, sagt Gabriele Branz, die Programmdirektorin des Hauses.

 

Seit Jahren gehört der kleine Kulturverein Blaues Haus in der Böblinger Innenstadt am ersten Freitag im Monat zum Besten, was die Region Stuttgart an US-Südstaatenmusik aufbieten kann. Dann laden die Hausmusiker, die Playground-Band, zusammen mit wechselnden Gästen die Zuschauer auf eine Tour de Jazz ein: mit eingängigen, eigenen Stücken, gecoverten Klassiker, verfremdeten Welthits. Musik zwischen lockeren Jamsessions und einstudierter Konzertvorführung. „Es zeichnet uns aus, dass kein Abend dem anderen gleicht“, sagt Gabriele Branz.

Neue Sehnsucht nach Livemusik

Vor zehn Jahren hat sie zusammen mit der Sängerin Theresa Burnette die Jazz-Freitage ins Leben gerufen. Wegen vieler amerikanischer Soldaten, die in der Region stationiert sind und talentierte US-Musiker nach Europa locken, war es möglich, auch internationale Größen nach Böblingen zu holen. Branz erinnert sich an „zauberhafte Abende“ mit Onita Boone und Anne Haigis, die auch manchem Fernsehzuschauer ein Begriff sind. An diesem Freitag kommt William Russ, der schon mit Ray Charles und Mavis Staples auf der Bühne stand.

Im Mittelpunkt der Veranstaltungen stehen aber die Gastgeber: die Play-ground-Band mit ihrer Sängerin April „Journi“ Cook, die mal im Chor von Helene Fischer sang, Christoph Sauer, Bassist beim Rapper Afrob und bei Freundeskreis, und Rainer Scheithauer, der mit Herbert Grönemeyer auf Tour geht.

„Es gibt ein Bedürfnis nach Livemusik“, sagt Gabriele Branz. Sie erklärt, warum vielerorts Konzertstätten wie das Blaue Haus boomen. Gestreamte Filme, digitale Bilder, all das erzeuge eine Sehnsucht nach dem Echten, glaubt sie. „In einem kleinen Raum mit 100 Menschen zu sein und Songs zu hören lässt die Welt greifbar erscheinen“. Voraussetzung: Die Songs sind gut.