Über das Osterwochenende öffnet der Bahnprojektverein Stuttgart-Ulm die Großbaustelle Stuttgart 21 wieder für Besucher. Wir haben vorab mit Vereinschef Bernhard Bauer eine Runde durch den künftigen Bahnhof gedreht.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Es ist die Aufgabe von Bernhard Bauer, Zuversicht zu verbreiten. Der 72-Jährige ist der Vorsitzende des Bahnprojektvereins Stuttgart-Ulm, der für Stuttgart 21 und die mittlerweile eröffnete neue Bahnstrecke nach Ulm werben soll. Über das Osterwochenende organisiert der Verein zum mittlerweile siebten Mal die Tage der offenen Baustelle. Auch wenn zuletzt Verärgerung darüber herrschte, dass die Bahn kurzfristig umfangreiche Streckenunterbrechungen ankündigte, um die Sicherungstechnik auf den neusten Stand der Dinge zu bringen, glaubt Bauer nicht daran, dass bei den Besuchern der Baustelle Verdruss vorherrschen könnte.

 

Veranstaltung hätte nicht stattfinden sollen

„Die Tage der offenen Baustelle zeigen, dass es richtig vorangeht. Es ist eindrucksvoll, was seit der letzten Veranstaltung hier geleistet worden ist“, sagt Bauer bei einem Gang über die Baustelle. Er widerspricht dem Eindruck, dass es mit dem Baufortschritt nicht so weit her ist, wie ursprünglich vorgesehen. Denn mit der Begründung, die weitere Entwicklung auf der Baustelle lasse keine weiteren Tage der offenen Tür zu, erfolgte im vergangenen Jahr der Abgesang auf das Veranstaltungsformat. „Alle Beteiligten haben sich angestrengt, dass wir das Angebot wieder machen können“.

Im Vergleich zur Vorjahresveranstaltung etwa hat sich das Dach der neuen Bahnsteighalle in weiten Teilen geschlossen, weswegen dieses Jahr ein Weg für die Besucher auf die neu geschaffene Fläche führen wird. „Wir zeigen den Teil des Bahnhofs, in dem das Dach schon geschlossen wird und auch jenen, wo noch daran gearbeitet wird. Die letzte der 28 Kelchstützen wird im Mai betoniert, Ende des Jahres ist das Dach geschlossen“, sagt Bauer.

Gang durch den entkernten Bonatzbau

Parallel zum Bau des neuen Bahnhofs wird das bisherige Bahnhofsgebäude von Paul Bonatz von Grund auf erneuert. Im Inneren des denkmalgeschützten Bauwerks sieht es allerdings derzeit trist aus. Bis auf die Außenwände ist so gut wie nichts mehr vorhanden, umfangreiche Gerüste sollen verhindern, dass die übrig gebliebene Bausubstanz Schaden nimmt. Auch dorthin können Besucher einen Schlenker machen. Im Bonatzbau sehe man, was es bedeute, wenn ein Gebäude ausgebeint und vorübergehend auf seine Grundstruktur reduziert werde. „Das ist notwendig, um für die nächsten 100 Jahre die statische Sicherheit zu gewährleisten. Und es bietet die Chance, Fehler zu beheben, die beim Wiederaufbau nach dem Krieg gemacht wurden“, sagt Bauer.

Einladung an die Kritiker

Mehrere 10 000 Menschen hatten bei den zurückliegenden Tagen der offenen Baustelle vorbeigeschaut. Eine ähnliche Nachfrage erwartet Bauer auch in diesem Jahr – und lädt auch ausdrücklich all jene ein, die dem Vorhaben nach wie vor ablehnend gegenüberstehen. „Bei den Tagen der offenen Baustelle können sich alle, auch die, die das Vorhaben kritisch sehen, ein eigenes Bild vom Baufortschritt verschaffen.“

Was man zu den Tagen der offenen Baustelle wissen muss

Termin
Die Tage der offenen Baustelle bei Stuttgart 21 finden über das Osterwochenende statt. Von Karsamstag bis Ostermontag ist die Baustelle jeweils von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Zugänge gibt es beim Planetarium, beim Ausgang der Klett-Passage in den Schlossgarten sowie beim Gebäude der LBBW.

Angebot
Neben der Bahn werden auch die Projektpartner von Stadt, Land und Region sowie vom Flughafen auf der Baustelle präsent sein und über ihre Vorhaben informieren. Der Eintritt ist kostenlos. Die Bahn weist darauf hin, dass die Veranstaltung nicht barrierefrei ist.