Selbstbedienungsläden, gerade auch im Landkreis Ludwigsburg, sind häufig Anlaufpunkt von Dieben. Es ist ein Graus – und der Betreiber zieht jetzt Konsequenzen.

Ludwigsburg: Andreas Hennings (hen)

Der Bäcker hat dichtgemacht. Die Metzgerei bleibt geschlossen wegen eines fehlenden Nachfolgers. Die Bankfiliale wurde aufgelöst, weil ihr Betrieb sich nicht mehr lohnt. Die Nahversorgung? Verschwunden. Der Ortskern? Ausgestorben. So oder so ähnlich liest sich die Entwicklung vieler Dörfer in den vergangenen Jahrzehnten. Bürgermeister, Ortsvorsteher, Stadt- und Ortschaftsräte, engagierte Bürger – landauf, landab kämpften sie dagegen an. Doch die Entwicklung, sie war schlicht nicht mehr aufzuhalten.

 

Eine neue Idee mit viel Potenzial

Kein Wunder ist es deshalb, dass seit wenigen Jahren eine neue Idee Fuß fasst: Kleine Selbstbedienungsläden schießen wie Pilze aus dem Boden. Läden, die alle paar Tage von einem Mitarbeiter bestückt werden, in denen sonst aber kein Personal anzutreffen ist. Nur so können sie überleben und selbst an Sonntagen öffnen. Mit ihrem Angebot für den täglichen Bedarf schließen sie in den Dörfern eine Lücke und dienen nebenbei als Treffpunkt für ein Schwätzchen.

Eine Erfolgsgeschichte also, die von allen Teilen der Bevölkerung dankbar angenommen wird? Denkste. Selbst hier gibt es schwarze Schafe. Das wurde in den vergangenen Monaten klar, als der Betreiber der Tante-M-Läden immer wieder mit Fotos seiner Überwachungskameras nach Personen suchte, die mutmaßlich Ware gestohlen haben. Heißt: an der Kasse einfach vorbeigingen. Gelegenheit macht wohl Diebe. Solche Fahndungen häuften sich, je mehr Filialen das Franchise-Unternehmen eröffnete.

Diebe lassen sich Neues einfallen

Nun könnte man meinen, dass solche Fahndungen abschreckend wirken und man als Dieb beim nächsten Mal vielleicht doch bereit ist, die paar Euro und Cent für ein paar Lebensmittel zu bezahlen. Pustekuchen! Die Gauner ließen sich etwas Neues einfallen und warfen Spielgeld in Form von Scheinen und Münzen in den dafür vorgesehen Tresor. Oder statt zu echten Münzen griffen sie zu Einkaufswagen-Chips und Knöpfen. So versuchten sie zu vermeiden, dass sie auf der Kamera als derjenige erkennbar sind, dessen Geld bei der Schlussabrechnung fehlt.

Auch das war kein Einzelfall, wie Fotos des Betreibers zeigen. Die Konsequenz, die jetzt gezogen wurde: in mindestens sechs der 41 Tante-M-Läden wurde die Bezahlung mit Bargeld abgeschafft. Das betrifft mit Ausnahme des aktuell geschlossenen Ladens in Kleinbottwar auch sämtliche Filialen im Kreis Ludwigsburg: Winzerhausen, Höpfigheim, Kleiningersheim, Schöckingen.

Hier werden nur noch EC- oder Kundenkarte angenommen – was vor allem ältere Kunden treffen dürfte, die sich mit der Technik an der Kasse vielleicht schwerer tun und deshalb lieber bar bezahlt haben. Jene Bürger also, die oft besonders auf Nahversorgung angewiesen sind und denen die Läden den Alltag erleichtern. Kurzum: Es stimmt traurig zu sehen, wie solch eine positive, vielerorts lang ersehnte Initiative von Einzelnen mit Füßen getreten wird. Pfui Deibel!